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Heute (Freitag, 9. Februar 2018) ist in der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften im Vatikan die fünfte internationale Konferenz der Santa Marta Group zu Ende gegangen. Verantwortungsträger aus Kirche und Polizei, Ordensschwestern, Vertreter der Zivilgesellschaft sowie weitere Fachleute und Praktiker tauschten sich über ihre Erfahrungen im Kampf gegen „moderne Sklaverei“ aus. Im Fokus standen verschiedene Strategien zur Prävention von Menschenhandel und zum Schutz der Opfer. Für die Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz nahm Weihbischof Ansgar Puff (Köln) an der Konferenz teil. Unter den insgesamt 130 Delegierten aus über 30 Ländern waren auch zwei Vertreter des Bundeskriminalamts und eine Ordensschwester der Frauenrechtsorganisation SOLWODI aus Berlin. Geleitet wird die Santa Marta Group von Kardinal Vincent Nichols (Westminster), dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz von England und Wales.

Weihbischof Ansgar Puff bei der internationalen Konferenz der Santa Marta Group im Vatikan.

Weihbischof Ansgar Puff ( i.Bild )  zeigte sich beeindruckt von den starken Netzwerken, die mit Hilfe der Santa Marta Group entstanden sind: „Von dieser Konferenz geht eine klare Botschaft aus: Um Menschenhandel wirksam zu verhindern und den Opfern zu helfen, müssen staatliche, kirchliche und zivilgesellschaftliche Akteure eng zusammenarbeiten – einer allein kann dieser Aufgabe nicht gerecht werden.“ Zugleich erinnerte der Weihbischof an die Situation in Deutschland: „Auch in unserem Land fristen Menschen ein Dasein als Sklaven. Ich denke etwa an die Frauen, die inmitten unserer Gesellschaft sexuell ausgebeutet werden. Viele Zwangsprostituierte sind als Migrantinnen in einem besonderen Abhängigkeitsverhältnis gefangen. Oft sind es Ordensschwestern und kirchliche Sozialarbeiterinnen, die diesen entrechteten Frauen mit großer Empathie beistehen, ihnen ihre Würde zurückgeben und sie auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben begleiten. Der Platz der Kirche ist an der Seite der Schutzlosen, Versklavten und Ausgebeuteten. Wir nehmen die Perspektive der Opfer ein und verleihen jenen eine Stimme, die allzu oft überhört werden. Unser Ziel muss nicht weniger als ein gesellschaftlicher Bewusstseinswandel sein: Kein Mensch darf als Ware oder Gebrauchsgegenstand betrachtet werden.“

Bei der Gründungskonferenz der Santa Marta Group im April 2014 hatte Papst Franziskus die Weltgemeinschaft aufgerufen, durch „gemeinsame und effektive Strategien“ dafür zu sorgen, dass „überall auf der Welt Männer und Frauen nicht mehr als Mittel zum Zweck missbraucht werden und ihre unantastbare Würde geschützt wird“. In einer Abschlusserklärung hatten sich die Teilnehmer dazu verpflichtet, sich in ihren Ländern und Organisationen für die Verwirklichung dieses Ziels einzusetzen. Wie bereits im Oktober 2016 konnten die Mitglieder der Santa Marta Group Papst Franziskus nun von Fortschritten und Herausforderungen bei der Bekämpfung des Menschenhandels berichten. In seiner Ansprache sagte der Papst: „Initiativen zur Bekämpfung des Menschenhandels, die konkret darauf abzielen, kriminelle Strukturen zu zerschlagen, müssen sich zunehmend mit umfassenderen Fragen befassen. Dazu zählen beispielsweise der verantwortungsvolle Einsatz von Technologien und Kommunikationsmedien, ganz zu schweigen von den ethischen Zusammenhängen der Modelle wirtschaftlichen Wachstums, die den Profit über die menschliche Person stellen.“ Papst Franziskus forderte eine bessere Unterstützung der Opfer moderner Sklaverei, die Wiedereingliederung in die Gesellschaft und die Rückgewinnung der Menschenwürde.

Im Rahmen der diesjährigen Konferenz wurde auch der „Internationale Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel“ mit einem Gottesdienst im Petersdom begangen.  Papst Franziskus hatte den neuen Weltgebetstag gegen Menschenhandel 2015 eingeführt und den Todestag der sudanesischen hl. Josephine Bakhita (8. Februar) als Datum bestimmt. Die 1868 geborene Bakhita wurde als junges Mädchen verschleppt und versklavt. Nach ihrer Befreiung ließ sie sich in Italien taufen und schloss sich dem Orden der Canossa-Schwestern an. 2000 sprach Papst Johannes Paul II. Josephine Bakhita heilig.

 

Hintergrund

Laut den „Global Estimates of Modern Slavery”, die von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und der Walk Free Foundation in Zusammenarbeit mit der Internationalen Organisation für Migration (IOM) erstellt werden, lebten 2017 mehr als 40 Mio. Menschen in einer Form von moderner Sklaverei (vor allem sexuelle Ausbeutung und Arbeitsausbeutung). Mehr als zwei Drittel der Opfer waren Frauen.

Papst Franziskus hat den Kampf gegen Menschenhandel und andere Formen der Sklaverei zu einem Schwerpunktthema erhoben. Im Dezember 2014 unterzeichnete er gemeinsam mit hochrangigen Vertretern anderer Religionsgemeinschaften im Vatikan eine Erklärung, die dazu aufruft, die „moderne Sklaverei weltweit bis 2020 und für alle Zeiten abzuschaffen“.

Die katholischen Organisationen, die sich in Deutschland im Kampf gegen den Menschenhandel engagieren, haben sich 2014 auf Anregung der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz in der „Arbeitsgruppe Menschenhandel“ zusammengeschlossen. Neben dem Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz und dem Katholischen Büro in Berlin sind in der Arbeitsgruppe der Deutsche Caritasverband e. V., die Deutsche Kommission Justitia et Pax, das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis und die Frauenrechtsorganisation SOLWODI vertreten. Zudem wird durch das von der Diakonie getragene Fraueninformationszentrum Stuttgart eine ökumenische Perspektive eingebracht.

Weitere Informationen sind unter http://weltkirche.katholisch.de/Themen/Menschenhandel bzw. http://santamartagroup.com verfügbar.

Die Deutsche Bischofskonferenz ist ein Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aller Diözesen in Deutschland. Derzeit gehören ihr 66 Mitglieder (Stand: Februar 2018) aus den 27 deutschen Diözesen an. Sie wurde eingerichtet zur Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben, zu gegenseitiger Beratung, zur Koordinierung der kirchlichen Arbeit, zum gemeinsamen Erlass von Entscheidungen sowie zur Kontaktpflege zu anderen Bischofskonferenzen. Oberstes Gremium der Deutschen Bischofskonferenz ist die Vollversammlung aller Bischöfe, die regelmäßig im Frühjahr und Herbst für mehrere Tage zusammentrifft.

foto: Deutsche Bischofskonferenz

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