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Herbstvollversammlung 2018: Licht und Schatten liegen eng beieinander - Die Konjunktur läuft gut, aber die Erwartungen haben sich eingetrübt. Mehr junge Menschen finden den Weg ins Handwerk, aber das Berufsschulangebot im ländlichen Raum reicht nicht. Der Digitalisierungsbonus des Landes Niedersachsen ist versprochen, aber noch nicht umgesetzt. Die Meisterprämie ist ein voller Erfolg, aber dennoch fehlen Nachfolger für Betriebe, die zur Übergabe anstehen. - In der Herbstvollversammlung der Handwerkskammer Hannover konnte Kammerpräsident Karl-Wilhelm Steinmann am Ende des Jahres vermelden: dem  Handwerk geht es gut. Alle Konjunkturindikatoren zeigen nach oben. Aber die Erwartungen der Unternehmerinnen und Unternehmer in den weiteren Konjunkturverlauf haben sich im Vergleich zum Herbst 2017 deutlich eingetrübt. Die Betriebe sind zunehmend skeptisch, ob die positive Konjunkturentwicklung, die das Handwerk in den letzten Jahren erlebt hat, auch in Zukunft anhält.

Steinmann wies darauf hin, dass die aktuellen Geschäftsergebnisse von einem deutlichen Plus bei den Aufträgen, den Investitionen und bei den Beschäftigtenzahlen geprägt seien. In rund einem Fünftel der Betriebe wurde Einstellungen vorgenommen, nur das Nahrungsmittelhandwerk habe Personal abgebaut. Dass die Stimmung sich jetzt eintrübe, das gelte wegen der internationalen Unsicherheiten für die deutsche Wirtschaft insgesamt.

Kammerpräsident Steinmann nutzte die Herbstvollversammlung, um an die Landespolitik zu appellieren, für ein ausreichendes Berufsschulangebot, insbesondere im ländlichen Raum, zu sorgen. Geschehe das nicht, sei die Verwurzelung des Handwerks in den ländlichen Regionen und seine wirtschaftliche Stärke in Gefahr. Es seien neue, innovative Konzepte gefragt, wie beispielsweise die Einführung von e-Learning in der Berufsschule, forderte er. Auf diese Weise könne die Distanz zwischen Wohnort und Lernort deutlich verkürzt sowie die dezentralen Ausbildungsaktivitäten und die regionale Wirtschaft gestärkt werden. Wie eine von der Handwerkskammer Hannover in Auftrag gegebene Studie des Forschungsinstituts für Berufsbildung im Handwerk an der Universität zu Köln (FBH) gezeigt habe, bieten digital und regional vernetzte Lernorte neue Chancen für die duale Ausbildung im Handwerk. Daher werde sich die Handwerkskammer Hannover im kommenden Jahr verstärkt für solche standortübergreifenden Netzwerke einsetzen.

Als weitere Herausforderung, vor der das Handwerk stehe, nannte Steinmann die sinkende Zahl der Gründungen und die fehlenden Nachfolgerinnen und Nachfolger für Betriebe, die in den nächsten Jahren einen Übernehmer suchen. Hier sei die Politik gefordert, die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen, damit junge Menschen den Weg ins Handwerk finden. Dazu müsste die Förderung von Gründungen durch eine Gründerprämie ergänzt werden. „Nur so kann das Handwerk dem Fachkräftemangel etwas entgegensetzen, und nur so können erfolgreiche Meisterbetriebe an die nächste Generation übergeben werden“, so Steinmann.

Als großen Erfolg wertete der Handwerkskammerpräsident, dass das Land Niedersachsen die Anerkennungsprämie für die Meisterausbildung auf den Weg gebracht habe. Die Zahlen sprächen für den Erfolg dieser Maßnahme: Ende Oktober 2018 lagen 1802 Bewilligungen vor und es wurden 7,2 Millionen Euro an fertige Meisterinnen und Meister ausgezahlt. Karl-Wilhelm Steinmann machte deutlich, dass die Politik hier nicht nachlassen dürfe. Die Prämie des Landes ist bisher begrenzt auf jene Meisterinnen und Meister, die bis Ende 2019 ihre Prüfung abschließen. Was danach mit der Förderung passiert, sei leider noch nicht geklärt.

Wünschenswert wäre es in diesem Zusammenhang, wenn die vom Land Niedersachsen geplante Prämie für die Gründung und Übernahme von Meisterbetrieben als zusätzlicher Anreiz für die Selbständigkeit endlich auf den Weg gebracht und das erfolgreiche Projekt Nachfolgemoderation verstetigt werden würde.

Auch in Sachen Digitalisierung hofft die Handwerkskammer Hannover auf Hilfe vom Land. Daher begrüßte Steinmann, dass im Masterplan Digitalisierung des Wirtschaftsministeriums der vom Handwerk geforderte Digitalisierungsbonus mit einem Gesamtbudget von 15 Millionen Euro enthalten sei. Bei der konkreten Ausgestaltung des Bonus solle das Handwerk eingebunden werden, damit auch sichergestellt werde, dass der Bonus in den Betrieben ankomme. Weiterhin forderte Steinmann vom Land geförderte Digitalisierungsberater für das Handwerk sowie eine Landesförderung für das Format der Digitalisierungswerkstatt, mit dem die Handwerkskammer Hannover ihre Betriebe in diesem Bereich fit macht für die Zukunft.

Mit dem Vergaberecht sprach Steinmann ein weiteres Thema an, das den Handwerksunternehmen auf den Nägeln brennt. Viel zu oft komme eine handwerksgerechte Ausschreibung nach Teil- und Fachlosen nicht zustande, weil die Bauverwaltungen nicht über die notwendigen Kompetenzen und Kapazitäten verfügten, um eine solche Ausschreibung zu planen und durchzuführen. Hier bedürfe es einer Aufstockung an Personal bei Kommunen und Land, auch damit Baugenehmigungen schneller erteilt werden könnten als bisher.

Handwerkskammer Hannover
Berliner Allee 17
30175 Hannover

 

 


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