„Wir müssen uns fragen, wie wir Menschen eine Heimat in der Kirche vermitteln können“- Die Kirchen in Deutschland haben auch im Jahr 2018 weiter an Mitgliedern verloren. Die 27 deutschen (Erz-)Bistümer und die Deutsche Bischofskonferenz unsd die EKD veröffentlichten die Kirchenstatistik für das Jahr 2018.
Die Katholiken machen in Deutschland 27,7 Prozent der Gesamtbevölkerung aus (23.002.128 Kirchenmitglieder). Der Trend der vergangenen Jahre hält aufgrund von Strukturveränderungen in den (Erz-)Bistümern an, sodass sich die Zahl der Pfarreien erneut verringert hat auf 10.045 (2017: 10.191). Insgesamt gibt es 13.285 Priester (2017: 13.560), davon sind 6.672 Pfarrseelsorger (2017: 6.740). In den weiteren pastoralen Diensten gibt es 2018 3.327 Ständige Diakone (19 mehr als 2017), 3.273 Pastoralassistenten/-referenten (weiblich: 1.495, männlich: 1.778 / insgesamt 35 mehr als 2017) und 4.537 Gemeindeassistenten/-referenten (weiblich: 3.558, männlich: 979 / insgesamt 20 weniger als 2017).
Beim Sakramentenempfang hat die Zahl der kirchlichen Trauungen mit 42.789 (2017: 42.523) leicht zugenommen. Bei den anderen Sakramenten ist ein leichter Rückgang feststellbar. So liegen die Taufzahlen bei 167.787 (2017: 169.751), die Zahl der Erstkommunionen bei 171.336 (2017: 178.045) und die Zahl der Bestattungen bei 243.705 (2017: 243.824). Die katholische Kirche musste im Jahr 2018 bei den Eintritten und Wiederaufnahmen ebenfalls einen Verlust verzeichnen. So lag die Zahl der Eintritte bei 2.442 (2017: 2.647), die Zahl der Wiederaufnahmen bei 6.303 (2017: 6.685). Die Zahl der Kirchenaustritte ist in 2018 erheblich angestiegen: 216.078 Menschen haben die katholische Kirche verlassen (2017: 167.504).
Zur Statistik erklärt der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Dr. Hans Langendörfer SJ:
„Die aktuelle Statistik ist besorgniserregend. An den Zahlen ist nichts zu beschönigen, sie bestätigen einen Trend, der schon in den vergangenen Jahren prägend für die Kirche war. Gerade deshalb wollen wir umso selbstkritischer und konstruktiver mit den aktuellen Zahlen umgehen. Anfang Mai 2019 haben wir eine Studie publiziert, in der auf der Grundlage heutiger Gegebenheiten die Entwicklung der Mitgliederzahlen bis zum Jahr 2060 prognostiziert wurde. Die hohe Kirchenaustrittszahl 2018 bestätigt solche Prognosen. Wir bedauern es, wenn Menschen die katholische Kirche durch einen Austritt verlassen. Wir verstehen, wenn durch Entfremdungsprozesse oder einen großen Vertrauensverlust Misstrauen entstanden ist und Glaubwürdigkeit verspielt wurde. In den Bistümern steht die große Frage obenan, wie wir Menschen eine Lebenshoffnung und Perspektive aus dem Glauben vermitteln und ihnen eine Beheimatung in der Kirche geben können – auch jenen, die ausgetreten sind und vielleicht doch wieder das Gespräch suchen wollen. Dazu stehen wir bereit. Auch Initiativen wie Maria 2.0 zeigen uns, dass die Menschen sich Veränderungen in der Kirche wünschen. Der Synodale Weg, den wir gemeinsam gehen wollen, soll auch diese Kritik aufgreifen.
Ich empfinde es als positives Zeichen, dass die kirchlichen Trauungen nach wie vor auf einem stabilen Niveau bleiben. Dennoch zeigen die Zahlen der anderen Sakramentenspendungen, dass der Abwärtstrend nicht zu stoppen ist. Ich bin dankbar, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pastoral und in der theologischen Forschung nach Wegen suchen, die Sakramente als lebendige Quellen unseres Glaubens verständlich zu machen und zu vermitteln.
Trotz der weiter geringeren Zahl der Priester kann die Kirche ihre Seelsorgeaufgabe in Deutschland erfüllen. Dazu tragen besonders die weiteren Berufsgruppen bei, die neben dem Ehrenamt einen großen Einsatz in unseren Gemeinden leisten. Es ist ein gutes Zeichen, dass die Zahl der Diakone, Gemeinde- und Pastoralreferenten stabil bleibt beziehungsweise leicht ansteigt. Allen, die in der Seelsorge und im Ehrenamt wirken, sei an dieser Stelle ein großer Dank gesagt, da das individuelle Engagement im statistischen Datenmaterial untergeht.
Als Kirche in Deutschland stehen wir vor enormen Herausforderungen. Das Zweite Vatikanische Konzil fordert uns auf, ‚nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten. So kann sie dann in einer jeweils einer Generation angemessenen Weise auf die bleibenden Fragen der Menschen nach dem Sinn des gegenwärtigen und des zukünftigen Lebens … Antwort geben‘ (Gaudium et spes Nr. 4). Dazu mahnen uns auch die aktuellen statistischen Zahlen. Vor allem wird es darum gehen, einen Wandel zu vollziehen, der darauf hoffen lässt, dass verloren gegangene Glaubwürdigkeit und verspieltes Vertrauen zurückkehren. Ehrlichkeit und Transparenz, angemessene Antworten der Kirche auf die Fragen der Zeit, Veränderungsprozesse, die in der Kirche notwendig sind, sollen dazu helfen, das zu tun, was im Zentrum von Glaube und Kirche steht: die Verkündigung des Evangeliums und das Angebot Gottes, im Glauben dem Leben eine Orientierung zu geben.“
Der Flyer mit den Eckdaten des Jahres 2018 ist als pdf-Datei in der Anlage sowie unter www.dbk.de in der Rubrik Publikationen verfügbar und kann dort auch bestellt werden. Weitere statistische Angaben sind in der Rubrik Kirche in Zahlen verfügbar.
Die Arbeitshilfe Katholische Kirche in Deutschland. Zahlen und Fakten 2018/2019 (Arbeitshilfen Nr. 306) erscheint im August.
Die Deutsche Bischofskonferenz
EKD-Statistik: Beleg für langfristige Mitgliedschaftsentwicklung
Mitgliederrückgang 2018 auf Vorjahresniveau. Erhöhte Austritte auch bei evangelischer Kirche. Die Kirchen in Deutschland haben auch im Jahr 2018 weiter an Mitgliedern verloren. Die jüngste Mitgliederstatistik, die die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) heute in Hannover veröffentlicht hat, bestätigt die langfristig rückläufige Entwicklung, auf die das Forschungszentrum Generationenverträge (FZG) der Albert-Ludwig-Universität Freiburg in ihrer ökumenischen Projektion der Kirchenmitglieder und der Kirchensteueraufkommen bereits Anfang Mai hingewiesen hatte. Nach den heute veröffentlichten Zahlen gehörten zum Stichtag 31.12.2018 insgesamt 21.140.599 Menschen einer der 20 Gliedkirchen der EKD an. Dies entspricht - wie schon im Vorjahr - einem Rückgang von rund 1,8 Prozent.
Bestätigt haben sich auch die in einigen Städten und Kommunen bereits im Frühjahr bekanntgewordenen höheren Austrittszahlen für die Kirchen im Jahr 2018. So lag die Zahl der Austritte in der evangelischen Kirche im Jahr 2018 rund 11,6 Prozent über der Vorjahreszahl. Nach den aktuellen Berechnungen auf Basis der gemeldeten vorläufigen Zahlen aus den Gliedkirchen der EKD traten 2018 rund 220.000 Menschen aus der evangelischen Kirche aus. Der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, unterstreicht: „Jeder Austritt schmerzt. Da Menschen heute, anders als früher, aus Freiheit entscheiden, ob sie der Kirche angehören wollen, gilt es für uns heute noch deutlicher zu machen, warum die christliche Botschaft eine so starke Lebensgrundlage ist. Wir sind dankbar für die vielen Menschen, die sich heute aus Überzeugung für die Mitgliedschaft in ihrer Kirche entscheiden. Unser Land wäre ärmer und kälter ohne sie. Mehr denn je ist unsere Gesellschaft auf Menschen angewiesen, die aus der festen Hoffnung ihres Glaubens auf eine bessere und gerechtere Welt leben.“
Als weitgehend stabil erwies sich die Zahl der Taufen und Aufnahmen: Mit rund 170.000 Taufen und rund 25.000 Aufnahmen liegen die hochgerechneten Zahlen annähernd auf Vorjahresniveau. Die Zahl der evangelisch Verstorbenen lag 2018 mit rund 340.000 ebenfalls in vergleichbarer Größenordnung wie im Vorjahr.
Auf die finanzielle Situation der evangelischen Kirche hat der Rückgang bei den Mitgliederzahlen zwar zunächst noch keine sichtbaren Auswirkungen. Bedingt durch die positive Entwicklung der Löhne und Einkommen in Deutschland stieg das Kirchensteueraufkommen 2018 leicht an auf 5,79 Milliarden Euro. Mit dem Rückgang der Mitgliederzahlen werden sich laut der Projektion des FZG aber auch die finanziellen Möglichkeiten der beiden Kirchen bis 2060 in etwa halbieren. Den Berechnungen der Freiburger Wissenschaftler zufolge werden die Mitgliederzahlen beider Kirchen bis 2060 um rund die Hälfte zurückgehen. Aufgrund stärkerer Zuwanderungsströme aus dem Ausland verliert die katholische Kirche geringfügig weniger Mitglieder als die evangelische.
Die Kirchenmitgliedszahlen zum 31.12.2018 sind abrufbar unter https://www.ekd.de/statistik.
Weitere Informationen zur Mitgliederentwicklung in der evangelischen Kirche finden Sie unter www.ekd.de/projektion2060.
Zum Download zur Verfügung steht dort auch die heute erschienene EKD-Statistik-Broschüre „Evangelische Kirche in Deutschland – Zahlen und Fakten zum kirchlichen Leben“, Ausgabe 2019. Druckexemplare können kostenlos bestellt werden im Kirchenamt der EKD unter Telefon 0511/27 96-359 oder per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Pressestelle der EKD