Der Papst unterzeichnet eine Kopie des Bildes eines Künstlers - Anlässlich des Internationalen Gebets- und Gedenktages gegen den Menschenhandel hat Papst Franziskus an diesem Samstagmorgen in der Bibliothek des Apostolischen Palastes privat die Mitglieder des Talitha-Kum-Netzwerks und der Galileo-Stiftung empfangen. Die Organisationen haben das Projekt „Super Nuns“ ins Leben gerufen, das Gelder für Ordensschwestern sammeln soll, die an der Rettung von Opfern des Menschenhandels beteiligt sind. Mit dem ersten Klick weihte Papst Franziskus die „Super Nuns“ (Super-Nonnen) ein, eine Gemeinschaft auf der sogenannten Plattform Patreon, die Gelder für die Opfer des Menschenhandels sammeln und Betreuungs- und Unterstützungsprojekte finanzieren soll. Das von Talitha Kum - dem internationalen Netzwerk des geweihten Lebens, das sich der Rückführung in das „normale“ Leben von Opfern des Menschenhandels einsetzt und den Schutz vor Menschenhändlern verschrieben hat - ins Leben gerufene und von der Galileo-Stiftung geförderte Projekt umfasst die Partnerschaft verschiedener Straßenkünstler, darunter Stephen Power, alias ESPO, ein US-amerikanischer Graffiti-Künstler, und Leiji Matsumoto, ein Pionier der japanischen Animation. Wiederholt hat der Papst dieses Drama des Menschenhandels ins Blickfeld der Kirche gerückt und auch konkrete Maßnahmen gefordert.
Franziskus begrüßte bei der Privataudienz alle persönlich. Schwester Gabriella Bottani, die internationale Koordinatorin von Talitha Kum, erläuterte ihm die neue Website. Der Künstler Stephen Power bat den Papst, eine Kopie des ersten Bildes für das Projekt zu unterzeichnen, und eine Kopie davon wurde dem Papst selbst übergeben. An der Einweihung nahmen einige Schwestern von Talitha Kum teil, die auf Initiative der Internationalen Union der Generaloberinnen (UISG) gegründet wurde und seit 10 Jahren auch die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch zwischen Männern und Frauen des geweihten Lebens in 70 Ländern der Welt fördert, um die Geißel der Sklaverei zu beseitigen.
Vatikan: Gemeinsam und mit Gottes Hilfe Menschenhandel beenden
Wer glaubt, dass Menschenhandel nur ein weit entferntes Phänomen ist, dass einen persönlich nichts angeht, irrt. Das sagt der Vatikanbeauftragte für Migranten und Flüchtlinge, Kardinal Michael Czerny. Im Interview mit Radio Vatikan nimmt er alle in die Pflicht.
Der 8. Februar wird seit 2015 auf Wunsch von Papst Franziskus jährlich als weltweiter Gebetstag gegen Menschenhandel begangen – der ganze Titel lautet offiziell „Internationaler Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel“. Dabei geht es jedoch nicht nur um eine gedankliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Vielmehr ist der Gebetstag ein Aufruf, alle Kräfte zu vereinen, um die Ausbeutung von Menschen zu beenden, sagt Kardinal Michael Czerny im Interview mit Radio Vatikan Italien. Menschenhandel könne nur gemeinsam beendet werden, so der Vatikanbeauftragte für Migration und Flüchtlinge: „Persönliche Beziehung zu Gott stärken, um Menschenhandel zu besiegen“
„Gemeinsam, das bedeutet einerseits, dass wir unseren Zusammenhalt und unsere Einigkeit stärken müssen. Es heißt aber auch, dass wir unsere persönliche Beziehung zu Gott stärken müssen, um Menschenhandel zu besiegen. Menschenhandel ist eine Sünde, die uns durchdringt, daher brauchen wir wirklich Gottes Hilfe und die gegenseitige Unterstützung untereinander, um gegen diese schreckliche Plage anzugehen, die uns umgibt.“
Es ist eine Tragödie die uns direkt umgibt, betont der Jesuit Czerny. Menschenhandel und Ausbeutung seien nicht etwa weit entfernte Probleme, die keinen von uns angehen: „Hier sind wir alle gefragt“
„Wir müssen zunächst von unserer direkten Umgebung ausgehen, und dürfen nicht denken, dass Menschenhandel etwas entferntes ist, dass es nur in entfernten Ländern gibt. Nein, wir müssen lernen Anzeichen auch direkt unter uns zu erkennen: Also etwa die verschiedenen Formen von Herabwürdigungen und Ausgrenzungen; die Art und Weise, auf die die Gesellschaft Menschen ‚entsorgt‘, die keinen wirtschaftlichen Nutzen bringen. Das alles sind Hauptursachen des Menschenhandels und hier sind wir alle gefragt.“
Einige gehen dabei in der katholischen Kirche übrigens schon lange mit gutem Beispiel voran: Die Ordensfrauen. Sie kümmern sich weltweit um Opfer von Prostitution und Menschenhandel. Dazu haben sie sich auch zusammengetan, etwa bei „Solwodi“. Diese Ordensfrauenvereinigung gründete die deutsche Ordensschwester Lea Ackermann, um Frauen in Not zu helfen. Seit mehr als zehn Jahren gibt es zudem „Talita Kum“, eine Ordensfrauenvereinigung die Initiativen gegen Menschenhandel und Sklaverei von Ordensfrauen auf aller Welt koordiniert. Diese Frauenpower schätzt auch Papst Franziskus sehr, sagt Czerny: „Konstanter und mutiger Einsatz der Ordensfrauen weltweit“
„Vor allem Ordensfrauen sind als erste an der Front gewesen, sie waren bei den Opfern, um diese zu befreien, sie zu rehabilitieren und ihnen zu ermöglichen, in Würde ein neues Leben zu führen. Dank diesem konstanten und mutigen Einsatz der Ordensfrauen auf aller Welt , ruft nun auch Papst Franziskus die ganze Kirche, das ganze Gottesvolk auf, uns dieser prophetischen Mission der Schwestern anzuschließen.“
Und eine Frau, die ehrt die katholische Kirche immer am 8. Februar ganz besonders für ihren Weg aus der Sklaverei: Die Heilige Josefine Bakhita. Ihr gedenkt die katholische Kirche am Weltgebetstag gegen den Menschenhandel. Bakhita war eine sudanesisches Mädchen, das als Kind entführt und zur Sklavin gemacht wurde. Auf ihrem Leidensweg gelangte sie schließlich auch nach Italien. Dort kam sie in Kontakt mit dem christlichen Glauben und trat schließlich in einen Orden ein.
Stefanie Stahlhofen und Francesca Sabatinelli – Vatikanstadt
(vatican news - mg)