Winterzeit - Grünkohlzeit
Grünkohl ist gesund. Schon die Römer glaubten, Grünkohl helfe gegen Schlangenbisse, die Griechen wollten mit ihm die Folgen von Trinkgelagen vertreiben, .... Auch in Ostfriesland wurde den Blättern heilende Wirkung zugesprochen – durch gestohlenen Grünkohl sollen sogar lahmende Schweine wieder gesundet sein.Fest steht: Grünkohl besitzt einen sehr hohen Gehalt an Vitamin C, der bei der Lagerung und auch bei der Zubereitung teilweise erhalten bleibt. Seine Blätter sind reich an Ballaststoffen und Mineralstoffen wie Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen, sowie an den Vitaminen A, C, E, K und B2. Energie liefert er in Form von Eiweiß und Kohlehydraten. Ferner enthält Grünkohl einen beachtlichen Anteil an Folsäure. Sie wird zur Blutbildung und Versorgung der Körperzellen mit Sauerstoff benötigt.
Grünkohl sei am Besten, wenn er nach dem ersten Frost geerntet würde. Es heißt, durch den Frost würde ein Teil der im Grünkohl enthaltenen Stärke in Zucker umgewandelt, weshalb der nach den ersten Frösten geerntete Kohl besser schmecke. Tatsächlich spielen Frost und Stärke keine Rolle, sondern es kommt auf die späte Ernte und allgemein kühle Temperaturen an. Reifer Grünkohl enthält kaum noch Stärke, die umgewandelt werden könnte, bildet durch die Photosynthese aber weiterhin Traubenzucker. Durch die kühlen Temperaturen verlangsamen sich die Stoffwechselvorgänge allgemein, besonders die Tätigkeit des Enzyms Phosphofructokinase wird stark gehemmt – der Zuckergehalt der Kohlblätter steigt an. Da diese Traubenzucker-Anreicherung nur bei der lebenden Pflanze stattfindet und der Frost selbst keine Rolle spielt, kann der Effekt der späten Ernte nicht durch kurzes Einlagern des geernteten Kohls in der Kühltruhe imitiert werden.
Im Oldenburger Land, in Bremerhaven und Bremen, im Osnabrücker Land, im Land Hadeln, in Ostfriesland, Grafschaft Bentheim und in weiteren Teilen Niedersachsens und Schleswig-Holsteins wird ein regelrechter Kult um dieses Gemüse betrieben. Dort gehen in den Herbst- und Wintermonaten Vereine, Firmen und sonstige Gruppen auf Kohlfahrt und küren dabei ihren Kohlkönig, häufig kombiniert mit den regionaltypischen Sportarten Boßeln und Klootschießen. Ein typisches Gericht Nordwestdeutschlands ist „Kohl und Pinkel“ - Grünkohl mit einer geräucherten Grützwurst. Im Osnabrücker Land, in Hamburg und Schleswig-Holstein isst man Grünkohl traditionell mit Kasseler, Kohlwurst oder grober Bratwurst, Bratkartoffeln und oft auch mit Zucker bestreut, was die in der norddeutschen Küche verbreitete Geschmackskombination des Broken sööt ausmacht. Im Braunschweiger und Hildesheimer Land, in der Region Hannover sowie in Magdeburg wird „Braunkohl“ mit Bregenwurst gegessen. In Mecklenburg und Vorpommern wird Grünkohl traditionell als Wintergericht mit Kasseler, Lungwurst und / oder Schweinebacke und Salzkartoffeln gegessen. In Süddeutschland, Österreich und der Schweiz ist Grünkohl eher unbekannt. In Baden-Württemberg galt er lange Zeit als Hasenfutter, heute wird er aber zunehmend als schmackhaftes Wintergericht geschätzt. In den Niederlanden gilt boerenkoolstamppot, ein Eintopf aus Grünkohl und Kartoffeln, serviert mit Gelderse Rookworst ('Gelderländische' Räucherwurst) als nationaltypisches Wintergericht. In Dänemark und in Südschweden ist Grünkohl ein beliebtes Gericht zu Weihnachten und wird zusammen mit dem traditionellen Weihnachtsschinken gegessen.
In manchen Gemeinden, in denen das Grünkohlessen zelebriert wird, werden auch Kohlkönige gekürt. Während es sich dabei meistens um örtliche Honoratioren handelt, wird in einigen Städten, diese Würde an Prominente aus Wirtschaft, Unterhaltung, Politik oder Sport vergeben. Die Stadt Oldenburg lädt einmal im Jahr hochrangige Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur ein, um anlässlich des „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Ätens“ im politischen Berlin für sich zu werben und einen Politiker als „Oldenburger Kohlkönig“ zu küren.*
Grünkohl-Eintopf mit Mettwurst
Zutaten für 4 Personen:
1 kg Grünkohl frisch
2 Zwiebeln
2 EL Öl
1 l gekörnte Gemüsebrühe
600 g Kartoffeln
1 EL Senfkörner
4 Mettwürste (ca. 400 g)
Salz
Pfeffer
Zubereitung:
Grünkohl zunächst gründlich waschen, abtropfen lassen und grob zerkleinern. Zwiebeln schälen und würfeln. Öl in einem Topf erhitzen und die Zwiebeln darin glasig anschmelzen. Grünkohl und 1/4 Liter Brühe zufügen und ca. 45 Minuten bei schwacher Hitze schmoren. Kartoffeln schälen, waschen und in Stücke schneiden.
Restliche Brühe und Senfkörner aufkochen.Die Kartoffeln dazu geben, ca. 15 Minuten garen und dann mit der Brühe zum Grünkohl geben. Mettwürste mit einer Gabel anstechen, zum Grünkohl geben und ca. 5 Minuten mitgaren. Grünkohl-Eintopf mit Salz und Pfeffer abschmecken.
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