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„Bürokratie in Vollendung“ - IHK fordert schnellere Antragsbearbeitung bei Schwertransporten – Die Zahl der Mängel an den Verkehrswegen und die Dauer der Genehmigungsverfahren erreichen Rekordmarken: Die Bedingungen für Großraum- und Schwertransporte auf der Straße sind derzeit besonders schlecht. Der marode Zustand der Verkehrsinfrastruktur, insbesondere der Brücken, zwinge teilweise zu Umleitungsstrecken, die um ein Vielfaches länger sind als die ursprünglichen Transportrouten. Hinzu kämen geradezu absurde Bearbeitungszeiten bei der Prüfung von Anträgen für Schwertransporte, betont IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener.

„Wenn Unternehmen fünf, teilweise sieben Wochen im Unklaren darüber gelassen werden, ob sie einen Transport in einem bestimmten Zeitraum durchführen können, ist das unzumutbar und auch geschäftsschädigend. Prozess- und Lieferketten werden empfindlich getroffen. Termingeschäfte einzuhalten ist so kaum möglich. Am Ende stehen womöglich schmerzhafte Vertragsstrafen.“

Eines von vielen Beispielen für Transportprobleme ist die Firma Jung Grossmechanik GmbH & Co. KG in Bad Laasphe: Der Dienstleister in der Bearbeitung von Großteilen unweit der hessischen Landesgrenze ist regelmäßig auf Schwertransporte angewiesen. In einem aktuellen Fall wurde am 12. Juni der Antrag auf Genehmigung für den Transport eines Maschinenteils gestellt. „Die zuständige Verwaltungsbehörde Hessen Mobil begann nach Aussage gegenüber der beauftragten Spedition in der fünften Woche nach Antragstellung, am 10. Juli, mit der Bearbeitung. Dabei wurde festgestellt, dass zwischenzeitlich eine Baustelle (B62, bei Cölbe) eingerichtet worden ist. Wäre der Transport bis zum 5. Juli genehmigt gewesen, hätte er stattfinden können“, erklärt Geschäftsführer Henning Göbel. Die Folge: das Unternehmen musste für den Transport eine andere Route ausarbeiten und einen neuen Antrag auf die Genehmigungsreise schicken, Zeitverzug inklusive.

Aufgrund des hohen Aufkommens in unserer Region seien die zuständigen Mitarbeiter der Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe durchaus für die Probleme sensibilisiert und bemüht zu helfen, meint Klaus Gräbener. Aber wenn Behörden in anderen Regionen nicht mitspielten, helfe auch das nicht. Immerhin müsse bei längeren Schwertransporten die Teilerlaubnis jeder regional zuständigen Behörde eingeholt werden. „Wenn eine Baustelle in einem Abschnitt die Durchfahrt unmöglich macht, wird nach meist wochenlangem Warten der Antrag abgelehnt, ohne dass ein Umfahrungsvorschlag gemacht wird, und das gesamte Verfahren beginnt von vorne. In den Genehmigungsbehörden stapeln sich derweil die Anträge zu Tausenden. Das ist Bürokratie in Vollendung!“

Die IHK Siegen hat sich hierzu an NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst gewandt. Die Kammer appelliert eindringlich, sich für eine deutliche Verkürzung der Bearbeitungszeiten auf durchschnittlich fünf Werktage einzusetzen. Hierfür müssten alle Möglichkeiten der Digitalisierung im Genehmigungsverfahren genutzt werden, betont IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer. Die Bearbeitungskapazitäten müssten erweitert und die Prozesse deutlich flexibler gestaltet werden. Besonders lange müssten Unternehmen derzeit warten, wenn die geplante Route durch Hessen verläuft. „Wir haben die Situation beim Präsidenten der Verwaltungsbehörde Hessen Mobil moniert und hierzu auch Kontakt zur hessischen Landesregierung aufgenommen“, so Langer.

Es stehe viel auf dem Spiel: Viele heimische Unternehmen seien mit der Fertigung großer, unzerteilter und schwerer Teile auf dem Weltmarkt erfolgreich und trügen so zum wirtschaftlichen Gesamterfolg des Industriestandortes bei. Sie hätten einen hervorragenden Ruf für ihre Qualität und Zuverlässigkeit und leisteten ihren Beitrag zum weltweit hohen Ansehen der Marke „made in Germany“. Doch nun drohe der Ruf nachhaltig beschädigt zu werden: Längst hätte sich bei Kunden im In- und Ausland herumgesprochen, welche logistischen und bürokratischen Probleme es hierzulande bei Schwertransporten gibt. Klaus Gräbener: „Einige von ihnen haben heimischen Unternehmen bereits signalisiert, dies bei künftigen Auftragsvergaben stärker zu gewichten. Im Klartext: Aufträge bleiben vermehrt aus. Ausbaden müssen es unsere Unternehmen!“



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