07.02.2022 - Klimaschutz, Digitalisierung, Modernisierung der Infrastruktur und im Wohnungsbau, ressourcenschonendes Leben und Arbeiten – dies sind einige der großen Herausforderungen, vor denen Deutschland akut steht. Die neue Bundesregierung hat die Dringlichkeit, auf Worte Taten folgen zu lassen, erkannt und sich entsprechend hohe Ziele für die laufende Legislaturperiode gesetzt. Die praktische Umsetzung dieser Ziele ist jedoch nur mit einem starken Handwerk möglich. Daher weist die neue Kampagne des Handwerks mit Nachdruck auf den immer größer werdenden Fachkräftemangel im Handwerk hin und ruft zu gesellschaftlichem Umdenken auf. "Fachkräftesicherung ist nicht weniger als eine Frage von Zukunftssicherung und Wohlstandssicherung in unserem Land“, betont Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg. Der Fachkräftemangel bedrohe zunehmend die Handlungsfähigkeit der Handwerksbetriebe. Das spürten auch die Kundinnen und Kunden, die bereits heute teils lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Trotz bester Zukunftsaussichten entscheiden sich immer weniger junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk. Jährlich bleiben ca. 20.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Das Resultat: rund 250.000 fehlende Fachkräfte – Tendenz steigend.
Eine Forsa-Studie aus 2021 belegt diesen Zwiespalt. 93 Prozent der Deutschen schreiben dem Handwerk eine hohe Wichtigkeit zu, über 80 Prozent sehen im Handwerk sichere Arbeitsplätze und gute Zukunftschancen. Und doch sind nur 36 Prozent der Meinung, das Handwerk genieße hohes Ansehen.
Handwerk sieht Politik, Gesellschaft, Schulen und Eltern in der Pflicht
„Hier stimmt was nicht“, kommentiert die bundesweite Kommunikationsoffensive die gesellschaftliche Grundeinstellung, mit der seit Jahrzehnten Wissen über Können gestellt wird. „Es muss endlich in den Köpfen ankommen, dass eine berufliche Ausbildung genauso viel wert ist wie eine akademische“, fordert Ullrich. „Damit die berufliche Ausbildung attraktiv bleibt, müssen die Berufe Wertschätzung erfahren. Die Menschen, die sie ausüben, müssen spüren, wie wichtig sie für die Zukunft des Landes sind.“ Ullrichs dringender Appell: „Wenn wir die Fachkräftelücke nicht schließen, vergeben wir uns, unseren Kindern und unserem Land eine große Chance.“
Das Handwerk fordert ein Umdenken auf breiter Ebene. Angefangen bei der Politik, die die berufliche Bildung endlich gleichwertig zur akademischen Bildung anerkennen und fördern muss. Neben theoretischer Wissensvermittlung müssen in den Schulen wieder praktische Fertigkeiten gefördert und im Rahmen der Berufsorientierung die Karrieremöglichkeiten im dualen Bildungssystem als echte Alternative zum Studium aufgezeigt werden. Zudem sollten Eltern ihren Kindern ausreichend Freiraum bieten, die eigenen Interessen und Stärken zu entfalten - und dabei geistige wie manuelle Fähigkeiten gleichermaßen fördern.
Handwerkskammer Freiburg
Bismarckallee 6
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