Da es sich beim Prostatakrebs um eine langsam voranschreitende Tumorerkrankung handelt, die üblicherweise im hohen Alter auftritt und die Lebenserwartung nicht beeinträchtigt, besteht für die betroffenen Patienten neben der operativen Prostataentfernung auch die Möglichkeit der aktiven Beobachtung. Dabei wird nach der Diagnose des Tumors erstmal „abgewartet“ und in regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beobachtet, wie die Krankheit verläuft. Somit können den Patienten die körperlich sehr belastenden Behandlungen wie z. B. Strahlentherapie und die damit verbundenen Nebenwirkungen zunächst erspart bleiben.
Inzwischen wird die aktive Überwachung sogar in den Leitlinien empfohlen. Dennoch neigen behandelnde Urologen dazu, die Prostata mithilfe von modernen Operationsrobotern zu entfernen. Diese Operationstechnik stellt einen relativ schonenden Eingriff für die Patienten dar. Und auch die im Vorfeld oder im Anschluss an die Operation durchgeführten Strahlenbehandlungen, wie beispielsweise die sogenannte Brachytherapie, können mithilfe moderner Technologien zielgenau auf das Tumorgewebe begrenzt werden, sodass nur geringe Nebenwirkungen auftreten sollten.
In einer amerikanischen Studie haben Forscher die drei Behandlungsmöglichkeiten genauer untersucht und Patienten mit lokal begrenztem Prostatakrebs entweder aktiver Überwachung, operativer Prostataentfernung oder Strahlenbehandlung unterzogen. Insgesamt wurden 2550 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 64 Jahren untersucht. Davon hatten sich 60 % für die operative Entfernung der Prostata entschieden, wobei 87 % der Eingriffe robotergestützt durchgeführt wurden. Ein Viertel der Patienten hatte sich für die äußere Strahlenbehandlung mit angepasster Dosierung entschieden und weitere 17 % für die aktive Überwachung. Sowohl nach der Prostataentfernung als auch nach der Bestrahlung traten Störungen der Sexualfunktion und auch häufige Harnwegsinfektionen auf. Noch 3 Jahre nach der Operation waren 14 % der Patienten von Harninkontinenz betroffen. Nach der Bestrahlung und der aktiven Überwachung waren es jeweils 5 %. Ein deutlicher Nachteil der Bestrahlung lag darin, dass die Patienten innerhalb des ersten Jahres nach der Behandlung von Hormonstörungen und eingeschränkter Darmfunktion betroffen waren.
Hinsichtlich der Lebensqualität wurden bei der Auswertung der Studien keine Unterschiede zwischen den drei Behandlungsgruppen festgestellt. Die Überlebensraten waren in allen drei Gruppen ähnlich gut. Drei der 2550 Patienten sind an Prostatakrebs gestorben.
Prostatakrebs: Neuartige Therapien ermöglichen längeres Überleben und verbesserte Lebensqualität
Die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit Prostatakrebs haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Durch das Absenken der männlichen Geschlechtshormone, den sogenannten Androgenen, kann das Tumorwachstum gebremst und das Überleben der Patienten verlängert werden. Neben den operativen Behandlungen gibt es inzwischen eine Vielzahl an Medikamenten, mit denen sich der Hormonspiegel auf kastrationsähnliches Niveau absenken lässt. Bei der Auswahl der in Frage kommenden Behandlungsmöglichkeiten ist die Lebensqualität der betroffenen Patienten von immer größere Bedeutung. Denn die Anwendung bisheriger Therapien, wie Chemotherapie oder Bestrahlung, kann für die Patienten körperlich sehr belastend sein und häufig mit Nebenwirkungen, wie chronischer Erschöpfung (Fatigue-Syndrom), Schlafstörungen, Knochenschmerzen und Verstopfung einhergehen, die das alltägliche Leben in vielen Bereichen maßgeblich beinträchtigen können.
Zwei Wirkstoffe, die Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs verabreicht bekommen, wenn operative oder antihormonelle Behandlungen versagen, sind das Abirateronacetat und Enzalutamid. Abirateronacetat wird zusammen mit Prednison bzw. Prednisolon angewendet und führte in der Zulassungsstudie zu einem um 4 Monate längeren Überleben der Patienten im Vergleich zu der mit einem Scheinmedikament behandelten Patientengruppe. Enzalutamid wurde für Prostatakrebspatienten zugelassen, bei denen eine Chemotherapie nicht wirksam war und führte zu einem Überlebensvorteil von 5 Monaten gegenüber der Behandlung mit einem Scheinmedikament.
Die neuartigen Wirkstoffe führen nicht nur zur Verlängerung des Überlebens der Patienten, sondern ermöglichen auch eine Verbesserung der Lebensqualität. Von der urologischen Klinik der Charité in Berlin wurde kürzlich eine Übersichtsarbeit veröffentlicht, in der betont wird, dass infolge der verbesserten Behandlungsmöglichkeiten und längeren Überlebenszeiten insbesondere die Kontrolle der Krankheitssymptome und die Verbesserung der Lebensqualität der von Prostatakrebs betroffenen Patienten in den Fokus der Krebstherapie gerückt sind.
Quelle: DeutschesGesundheitsPortal
Referenzen
Daniel A. Barocas, MD, MPH; JoAnn Alvarez, MA; Matthew J. Resnick, MD, MPH; et al. Association Between Radiation Therapy, Surgery, or Observation for Localized Prostate Cancer and Patient-Reported Outcomes After 3 Years. JAMA. 2017;317(11):1126-1140. doi:10.1001/jama.2017.1704