(djd). Trotz diverser Früherkennungsangebote und neuer Therapiemöglichkeiten, die in vielen Fällen bessere Heilungschancen versprechen, hat Krebs kaum etwas von seinem Schrecken verloren. Zwei Drittel der Deutschen fürchten sich laut einer forsa-Umfrage im Auftrag der DAK vor einer bösartigen Tumorerkrankung, und für tatsächlich Betroffene bricht angesichts der Diagnose erst einmal die Welt zusammen. Oft können dann gute Informationen die Angst nehmen und die Krankheit besser „fassbar“ machen. Neben den behandelnden Ärzten stellt hier der Krebsinformationsdienst (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums eine fachlich versierte und neutrale Anlaufstelle dar.
Die Diagnose „Krebs“ löst bei Betroffenen in der Regel große Ängste aus. Nicht nur die Bedrohung des eigenen Lebens spielt dabei eine Rolle, sondern auch die meist große Unsicherheit, wie es nun weitergeht. Was sind die besten Behandlungsmöglichkeiten für mich? Welche Nebenwirkungen der Therapie können auf mich zukommen? Wie gehen wir in der Familie und im Bekanntenkreis mit meiner Erkrankung um? Diese und weitere Fragen beschäftigen Erkrankte sehr. „Um mit dieser hoch emotionalen Situation zurechtzukommen, hilft vielen Menschen Faktenwissen. Je mehr ich als Betroffener über meine Erkrankung weiß, desto klarer werden mir die nächsten Schritte und umso besser kann ich mit der Situation umgehen“, erklärt Dr. med. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).
Experten des Krebsinformationsdienstes im Gespräch
Ein dort vielfach angesprochenes Thema ist, ob sich Krebs durch das eigene Verhalten verhindern lässt. Dazu erklärt Dr. med. Susanne Weg-Remers, Ärztin und Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID): „Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung sowie das Vermeiden von Alkohol und Nikotin können einen gewissen Schutz vor Krebs bieten. Aber selbst, wenn alle Empfehlungen beherzigt werden – eine 100-prozentige Sicherheit, nicht zu erkranken, gibt es nicht. Das liegt daran, dass Krebs in den meisten Fällen durch zufällige genetische Fehler bei der Zellteilung entsteht. Dagegen ist keiner gewappnet.“ Schützen könne man sich aber beispielsweise bis zu einem gewissen Grad vor schwarzem Hautkrebs: „Als wichtigster von außen wirkender Risikofaktor gilt eine erhöhte Belastung mit ultravioletten Strahlen. Hier ist der vernünftige Umgang mit Sonne und Solarien die wichtigste Maßnahme, um sein Erkrankungsrisiko zu senken“, so die Ärztin. Bei anderen möglichen Risikofaktoren sei sich die Wissenschaft noch nicht ganz einig: „Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Aluminium aus Deos und der Entstehung von Brustkrebs beim Menschen konnte wissenschaftlich bisher nicht belegt werden.“
Früherkennung individuell abwägen
Neben einer gesunden Lebensweise können auch Früherkennungsuntersuchungen ein nützliches Mittel sein, um Krebs, wenn auch nicht zu verhindern, so doch rechtzeitig für eine erfolgreiche Behandlung zu erkennen. Die Entscheidung, welche Maßnahmen man wahrnehmen will, hängt dabei immer auch von der persönlichen Situation ab. So ist zum Beispiel laut Dr. med. Brigitte Schwikowski-Kukla, Ärztin und Leiterin des Telefondienstes des KID, für Familienmitglieder von Darmkrebspatienten eine dem Risiko angepasste Vorsorge auf jeden Fall sinnvoll. „Die Darmspiegelung, auch Koloskopie genannt, ist die zuverlässigste Methode zur Darmkrebsfrüherkennung. In Abhängigkeit vom Befund können dann nach der ersten Darmspiegelung individuell weitere Untersuchungsintervalle festgelegt werden.“ Auch beim Mammografiescreening für Frauen sei die Entscheidung immer individuell: „Hier geht es um die Abwägung der Frage, ob die Sorge, Brustkrebs nicht rechtzeitig zu entdecken, größer ist als die Angst vor einem Fehlalarm oder vor der Strahlenbelastung“, erläutert die Expertin und verweist auf die Infoblätter zur Krebsfrüherkennung, die unter www.krebsinformationsdienst.de zu finden sind.
Mit der Krankheit leben lernen
Bereits mit einer Krebsdiagnose konfrontierte Patienten wollen oft wissen, was sie zusätzlich zu den medizinischen Therapien selbst zu ihrer Genesung beitragen können. So wird häufig vermutet, dass „kämpfen“ und ein starker Wille die Heilung begünstigen können. „Wissenschaftliche Untersuchungen haben bisher keine eindeutigen Anhaltspunkte dafür gefunden, dass eine ganz bestimmte Art des Umgangs mit der Krankheit besonders günstig ist“, widerspricht hier Dr. Schwikowski-Kukla. „Jede Patientin, jeder Patient erlebt und verarbeitet Behandlung und Krankheit auf seine ganz eigene Weise. Dabei kann eine aktive oder ,kämpferische‘ Grundhaltung hilfreich sein, aber genauso auch das Zulassen von Gefühlen wie Angst, Traurigkeit oder Wut. Wichtig ist, so mit der Erkrankung leben zu lernen, dass eine möglichst hohe Lebensqualität erhalten bleibt oder wieder erreicht werden kann. Betroffene, die über längere Zeit psychisch stark belastet sind, können Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen, beispielsweise in einer ambulanten Krebsberatungsstelle“.
Aber auch ganz praktische Probleme beschäftigen Betroffene im Alltag – zum Beispiel, ob man mit einer Krebserkrankung die Sauna besuchen darf. „Für die meisten Krebspatienten ist die Anwendung von Wärme problemlos möglich. Vorsichtig sollte man aber während und kurz nach einer belastenden Behandlung sein, und auch dann, wenn man insgesamt geschwächt ist“, erklärt Dr. med. Ursula Will, Ärztin und Leiterin des E-Mail-Service des KID, hierzu. „Besondere Vorsicht ist auch geboten bei erhöhtem Infektionsrisiko unter einer Chemotherapie, wenn durch eine Bestrahlung die Haut zeitweise geschädigt ist oder wenn nach einer Lymphknotenentfernung ein erhöhtes Risiko für ein Lymphödem besteht. Krebspatienten sollten daher vor einem Saunabesuch immer erst mit Ihren behandelnden Ärzten sprechen.“
Ein weiteres großes Thema ist die Ernährung. Hier kursieren zahlreiche Mythen, etwa über „Krebsdiäten“, deren Nutzen aber nicht wissenschaftlich belegt ist. Belegte Informationen finden sich beispielsweise unter https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/ernaehrung-therapie-index.php.
Informationen zu Therapien
Wenn es um die medizinische Behandlung einer bestimmten Krebserkrankung geht, sind natürlich immer die behandelnden Ärzte die ersten Ansprechpartner. Viele Betroffene möchten sich aber zusätzlich informieren. Männer mit Prostatakrebs etwa fürchten oft Nebenwirkungen der Therapie wie Impotenz und Inkontinenz und suchen nach Alternativen. „Für Patienten mit einer auf die Prostata begrenzten Erkrankung stehen neben der Operation verschiedene Formen der Bestrahlung zur Verfügung. Bei kleinen, wenig aggressiven Tumoren kann zunächst auch eine aktive Überwachung mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen erwogen und erst bei einem Fortschreiten der Erkrankung eine Behandlung eingeleitet werden.“, so Dr. Will. Für ältere Männer mit Begleiterkrankungen komme auch das „abwartende Beobachten“ in Frage, bei dem eine Behandlung erst beim Auftreten von Beschwerden begonnen wird. Heilung sei dann allerdings unter Umständen nicht mehr möglich.
Faktenwissen und Gespräche können helfen, der Krankheit besser zu begegnen
Der Krebsinformationsdienst klärt auf
Zusammen mit ihren Kollegen und Kolleginnen unterstützt die Ärztin Krebspatienten, ihre Angehörigen und Freunde sowie alle, die sich über Krebs informieren möchten – telefonisch unter 0800 - 420 30 40 oder per Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Am häufigsten werden dabei Fragen zu den Behandlungsmöglichkeiten gestellt, aber auch zu den Ursachen der Krebsentstehung. „Viele Menschen haben Fragen zum ,Leben mit Krebs‘ und interessieren sich beispielsweise für Möglichkeiten, belastende Symptome und Nebenwirkungen zu lindern. Sehr gefragt sind wir auch, wenn es darum geht, Adressen, Ansprechpartner und Beratungsstellen zu vermitteln“, erklärt Weg-Remers. Neben Faktenwissen und der ärztlichen Beratung könnten zudem Gespräche mit Verwandten und Freunden helfen, den Schock zu überwinden und die Frage nach dem „Wie geht es nun weiter?“ zu klären. „Oft ist kein sofortiges Handeln notwendig, sodass sich Betroffene ausreichend Zeit nehmen können, um dem Gefühlsansturm Raum zu geben und dann gemeinsam mit dem Arzt die nächsten Schritte zu planen“, so die Ärztin.
Aufräumen mit Mythen und Gerüchten
Verunsichert würden Betroffene oft durch Mythen und irreführenden Aussagen zum Thema Krebs, die in Zeitungen und Zeitschriften, aber auch im Internet die Runde machen. So hält sich zum Beispiel hartnäckig das Vorurteil, Krebs sei ansteckend. „Wir können Entwarnung geben“, versichert die Fachfrau. „Krebs selbst ist nicht übertragbar, wie zum Beispiel eine Grippe, weder beim alltäglichen Umgang oder bei intimen Kontakten, noch bei der Pflege von Patienten.“ Zwar gäbe es Viren, die an der Entstehung bestimmter Krebsarten beteiligt seien, diese verursachten aber keine direkte Ansteckung. Ein anderer Mythos besagt, dass zu enge Büstenhalter Brustkrebs verursachen können. „Das Tragen von Büstenhaltern beeinflusst das Brustkrebsrisiko nicht, egal ob zu eng oder nicht, mit Bügel oder ohne“, stellt Weg-Remers klar.
Auch wenn viele Befürchtungen unbegründet sind – mit dem Thema Krebs wird voraussichtlich jeder von uns irgendwann in seinem Leben konfrontiert, ob als Betroffener, Angehöriger oder Freund. Die Leiterin des KID hat daher selbst großen Respekt vor der Erkrankung: „Ich weiß aber, dass die Diagnose nicht zwangsläufig der Anfang vom Ende sein muss. Auch muss ich mich der Erkrankung nicht hilflos ausgeliefert fühlen, sondern kann selbst etwas tun, indem ich mich umfassend informiere und offene Fragen kläre. Das alles hilft, der Angst ihre Macht zu nehmen.“
Auf den Seiten des Krebsinformationsdienstes krebsinformationsdienst.de gibt es eine Vielzahl von Fakten über die Krankheit – von Vorbeugung über Früherkennung bis zur Behandlung verschiedener Krebsarten, von Adressen, Ansprechpartnern und Links bis zu „Leben mit Krebs“. Auch Broschüren und Informationsblätter können bestellt werden oder stehen zum Download bereit. Wie andere Menschen mit ihrer (Krebs-)Erkrankung umgegangen sind und was ihnen besonders geholfen hat, kann man zum Beispiel unter krankheitserfahrungen.de nachlesen. Auf experten-im-chat.de finden Interessierte zudem ein Chatprotokoll mit Fragen und Antworten zum Thema.
Der Krebsinformationsdienst ist erreichbar unter: Telefon: 0800 420 30 40 (Mo bis So von 8.00 bis 20.00, kostenfrei), E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! sowie bei www.facebook.com/krebsinformationsdienst.
INFOKASTEN
Informationsquellen zum Thema Krebs
- Auf krebsinformationsdienst.de, den Seiten des Krebsinformationsdienstes, gibt es viele Fakten über die Krankheit – von Vorbeugung über Früherkennung bis zur Behandlung, von Adressen, Ansprechpartnern und Links bis zu „Leben mit Krebs“. Auch Broschüren und Informationsblätter können bestellt werden oder stehen zum Download bereit. Zu erreichen ist der KID unter der Telefonnummer 0800 420 30 40 (Mo bis So von 8.00 bis 20.00 Uhr, kostenfrei) oder der E-Mail-Adresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
- Erfahrungen anderer Krebspatienten kann man etwa unter krankheitserfahrungen.de nachlesen.
- Bei experten-im-chat.de/krebs findet sich ein Chatprotokoll mit zahlreichen Fragen und Antworten zum Thema.