Konjunktur im oberfränkischen Handwerk - III. Quartal 2019 - Erwartungen dämpfen das Geschäftsklima leicht – Umfrage der Handwerkskammer für Oberfranken unter 504 Betrieben mit 6.861 Beschäftigten. Die Geschäftslage hat sich im Vergleich zum Vorquartal bzw. zum Vorjahr kaum verändert und ist damit nach wie vor sehr gut. 57 % der befragten Unternehmen beurteilen ihre Lage als gut, 34 % als befriedigend. „Die Konjunktur im oberfränkischen Handwerk läuft weiterhin rund“, freut sich Thomas Zimmer, Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken. Zimmer weiter: „Dennoch werden unsere Mitgliedsbetriebe etwas vorsichtiger, was den Blick in die Zukunft anbelangt. Viele Handwerkerinnen und Handwerker sind ‚vorsichtig optimistisch‘ in Bezug darauf, wie sich die Geschäftslage zum Jahresende gestalten wird.“ Das führe dazu, dass sich das Geschäftsklima, trotz voller Auftragsbücher, von 118 auf 115 Punkte leicht verschlechtere.
Der Hauptgeschäftsführer der HWK, Thomas Koller, sieht das Handwerk in Oberfranken aktuell als ‚Stabilitätsanker der Wirtschaft‘. „Der Blick auf die wichtigsten Indikatoren – Beschäftigung, Umsätze und Auftragseingänge – zeigt, dass die Handwerkskonjunktur in Oberfranken nach wie vor sehr robust ist. Es haben sogar etwas mehr Betriebe als im Vorquartal neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt.“ Allerdings zeige sich, dass die Unsicherheiten in der Industrie, vor allem in der Autobranche, sich allmählich auf das Handwerk, nämlich auf die Zuliefererbetriebe, auswirken. „Die schwächelnde Industrie und die Zollstreitigkeiten im Welthandel haben die Umsatzentwicklung bei den Betrieben für den gewerblichen Bedarf etwas gebremst“, erklärt Koller. „Von einer nahenden Rezession im Handwerk kann allerdings keine Rede sein. Ganz im Gegenteil! Die Handwerkswirtschaft in Oberfranken ist stabil.“
Damit diese Stabilität der mittelständischen Wirtschaft auch erhalten bleibt, brauche es Rahmenbedingungen, die die gute Binnenkonjunktur auch weiterhin stützen, fordert Thomas Zimmer. „Vor dem Hintergrund, dass sich die Konjunktur in der Gesamtwirtschaft laut Prognosen etwas eintrüben wird, ist es besonders wichtig, die binnenorientierte Wirtschaft zu stärken. Gerade für das lohn- und personalintensive Handwerk ist es von großer Bedeutung, dass Bürokratie, Steuern und Abgaben gedeckelt werden und so unseren Mitgliedsbetrieben Luft zum Atmen gegeben wird.“ Zu diesen Rahmenbedingungen gehöre aber auch die Deckung des Fachkräftebedarfs, die gerade für das Handwerk eine der größten Herausforderungen der Zukunft sei. „Mit der vor wenigen Tagen beschlossenen Wiedereinführung der Meisterpflicht in zwölf Gewerken haben wir einen großen Erfolg für das Handwerk und zur Stärkung der beruflichen Bildung erreicht. Damit setzen wir ein wichtiges Zeichen für mehr Qualität und Qualifizierung im oberfränkischen Handwerk!“
Thomas Koller bestätigt die hohe Bedeutung der Binnenkonjunktur für das Handwerk in der Region mit Blick auf einzelne Branchen: „Es sind, wie in den Vorquartalen auch, vor allem die Bau- und Ausbauhandwerke die Treiber der Handwerkskonjunktur. Sie profitieren besonders von den hohen staatlichen und privaten Konsumausgaben. Mit Auftragsreichweiten von durchschnittlich über zehn Wochen, sind diese Betriebe stark ausgelastet.“ Doch auch in den anderen Handwerkszweigen sind die Wartezeiten für Kunden aufgrund der guten Konjunktur häufig recht lange. „Im Schnitt sind die befragten Betriebe zu 81 % ausgelastet und haben Aufträge für gut acht Wochen. Das oberfränkische Handwerk hat also auch im kommenden Quartal gut zu tun“, so der Hauptgeschäftsführer.
Einschätzungen aus einzelnen Handwerkszweigen:
§ Insgesamt bleibt die Handwerkskonjunktur branchenübergreifend hervorragend und zeigt sich zunehmend als Stabilitätsanker der Wirtschaft.
§ Die Bau- und Ausbauhandwerke tragen wie in den Vorquartalen auch die Handwerkskonjunktur und lassen sich konjunkturell durch nichts erschüttern: 97 % bzw. 98 % haben eine gute oder mindestens befriedigende Geschäftslage. Knapp zwei Drittel der Betriebe sind mind. zu 90 % bis zu über 100 % ausgelastet.
§ Zulieferer und Betriebe des gewerblichen Bedarfs bekommen die Unsicherheiten in der Industrie und Streitigkeiten im weltweiten Handel nun auch zu spüren. Zwar ist bei den meisten Unternehmen die Lage weiterhin zufriedenstellend (45,5 % gut, 31,5 % befriedigend), dennoch vermelden nicht wenige spürbare Umsatzeinbußen.
§ Weniger stark wirken sich die Probleme in der Automobilindustrie auf das Kfz-Handwerk aus. Über ein Drittel machten gute Geschäfte und nur wenige Betriebe hatten ein schlechtes Quartal (14 %).
§ Die Konjunktur in den Nahrungsmittelhandwerken ist unverändert gut (46,5 % gute, 43,5 % befriedigende Geschäftslage). Der Fachkräftebedarf ist bei Bäckern und Metzgern allerdings überdurchschnittlich hoch.
§ Die Gesundheitshandwerke müssen leichte Einbußen hinnehmen, stehen insgesamt aber gut da: 84 % beurteilen ihre Lage positiv.
§ Die Geschäftslage bei Friseuren und Kosmetikern wird aufgrund hohen Wettbewerbs traditionell etwas konservativer beurteilt (jeweils 41 % gut/befriedigend). Dennoch gehen 85 % nicht davon aus, dass sich die Geschäfte verschlechtern.
Handwerkskammer für Oberfranken
Kerschensteinerstraße 7
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