„Beschleunigt Impfen, Testen, abgesichert Öffnen und digitaler Impfnachweis sind richtige Kombination“ - Inzidenz allein sendet Fehlsignal. - Die hessische Wirtschaft fordert eine differenzierte Betrachtung der Corona-Situation sowie Öffnungen von Fachgeschäften, Restaurants und Hotels und weiterer Dienstleistungsbetriebe. „Die 7-Tage-Inzidenz als alleiniger Corona-Indikator wird der Komplexität der Lage nicht mehr gerecht. Die Politik muss jetzt wirklich aufpassen, nicht das Vertrauen der Menschen in ihre Krisenmanagement-Fähigkeiten zu verlieren. Ein einfaches Entweder-Oder – Öffnungen oder erneuter Lockdown – sind nach einem Jahr Pandemiebewältigung keine angemessene Lösung mehr. Auf dem Stand des bisher Erreichten ist die Kombination aus beschleunigt Impfen, Testen, abgesichert Öffnen und ein digitaler Impfnachweis der richtige Weg“, sagte Wolf Matthias Mang, Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU). Fakt ist: Laut RKI sind knapp 7 Mio. Menschen erstgeimpft, über 3 Mio. Menschen haben die 2. Impfung erhalten – und dies sind vor allem die besonders gefährdeten älteren Menschen. „Aber das muss jetzt deutlich an Tempo gewinnen, gerade nachdem der AstraZeneca-Impfstoff wieder eingesetzt werden darf.
Dabei müssen jetzt auch schnell die Hausärzte in den Impfprozess integriert werden, die pro Woche über 2 Millionen Menschen impfen können, sobald genügend Impfstoff da ist“, so Mang. „Immer mehr Menschen nutzen auch Schnelltests. Dazu werden in Kürze auch die Unternehmen freiwillig – wie versprochen – verstärkt beitragen. Die Zahl der Genesenen steigt: inzwischen sind es 2,4 Millionen. Die Zahl der täglichen Todesfälle sinkt. Auch die Intensivstationen haben wieder mehr freie Kapazitäten. Das alles muss bei der Abwägung weiterer Öffnungen berücksichtigt werden. Die steigende 7-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen allein ist kein ausreichender Indikator mehr.“
Dank der gestiegenen Zahl an genesenen und geimpften Menschen in Pflegeheimen und in Risikogruppen und weil sich die Lage in den Krankenhäusern wieder etwas entspannt habe, könne und müsse die Politik auch bei steigenden Inzidenzzahlen neu abwägen: „Wo keine hohen Risiken bestehen, sind Öffnungen geboten. Die weitere Zwangsschließung der Nicht-Lebensmittelgeschäfte wäre unverhältnismäßig, ebenso wie die der Gastronomie und Hotellerie. Die Hygiene- und Abstandsregeln und Masken bieten genug Schutz. Und ganz wichtig ist, dass in den Schulen auch Präsenz-unterricht stattfindet.“
Öffnung von Geschäften
Mang bekräftigte ferner die Forderung der VhU nach rascher Einführung eines fälschungssicheren, elektronischen Impfnachweises, damit Geschäfts- und Urlaubsreisen leichter möglich und sicher planbar werden, insbesondere ins Ausland. „Die schon vorhandene LUCA-App kann besser genutzt werden. Oder neue Blockchain-Lösungen, die rasch entwickelt werden müssen. Was immer hier hilft, muss gemacht werden.“
Außerdem forderte Mang nach dem Vorbild Israels die Aufhebung von Freiheitseinschränkungen für geimpfte Bürger: „Wer geimpft ist, soll schon vor dem Erreichen einer allgemeinen Herdenimmunität in Deutschland wieder weitgehend so leben dürfen wie vor Corona. Es gibt epidemiologisch und verfassungsrechtlich keine Rechtfertigung, ihnen Freiheitsrechte vorzuenthalten. Weder sollen Geimpfte auf die anderen warten müssen, noch darf es eine Impfpflicht geben. Herdenimmunität erfordert ja nicht, dass nahezu alle geimpft sind. Und klar ist, dass sich die allermeisten Deutschen impfen lassen werden.“
Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V.
Emil-von-Behring-Straße 4
60439 Frankfurt
Wir brauchen mehr Mut im langfristigen Umgang mit der Pandemie
In der Debatte über das Vorgehen in der dritten Pandemie-Welle erwarten die Unternehmerinnen des VdU von der Politik endlich die Umsetzung von Konzepten für einen langfristigen Umgang mit dem Virus. Diese müssen sowohl den Einsatz vorhandener und funktionierender Lösungen in der Breite als auch Tests kreativer Ansätze in begrenzten Bereichen umfassen. Seit einem Jahr reagieren die Unternehmen schnell und flexibel auf die veränderte Infektionslage und coronabedingte Einschränkungen ihrer betrieblichen Tätigkeiten. Mit Kreativität, Innovationskraft und professionellen Kooperationen haben sie schnell die besten Lösungen gefunden, um in ihren Betrieben die Pandemie zu managen. Die Politik muss hier ebenso liefern.
Mehr Mut und politischer Wille, Neues zu probieren und eine konstruktive Diskussion über funktionierende Lösungen wie Testzentren oder Selbsttests in Schulen sind zentral. Die Nutzung von regionalen Kooperationen mit der Wirtschaft, um die Impfkampagne zu beschleunigen und eine möglichst lückenlose Kontaktnachverfolgung sind dabei ebenso wichtig.
Die Unternehmerinnen des VdU plädieren dafür, wertvolles Wissen aus der Wirtschaft nicht ungeachtet, sondern dieses zur gemeinsamen und nachhaltigen Bekämpfung der Pandemie in die Strategien einfließen zu lassen. Durch das Einbeziehen professioneller Unterstützung seitens spezialisierter Dienstleister können Staat, Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen profitieren. Hierfür braucht es sowohl ein gemeinsames Vorgehen von Bund und Ländern, um unnötige Doppelstrukturen, Überlastungen der Systeme und andere Hürden zu vermeiden als auch die Umsetzung von Best-Practice-Beispielen in der Breite.
Verband deutscher Unternehmerinnen e.V.
Glinkastraße 32
10117 Berlin