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„Für eine klimafreundliche Welt ist die Industrie die Lösung, nicht das Problem. Viele Unternehmen reduzieren ihre Material- und Energievebräuche sowie Emmissionen längst im Rahmen ihrer funktionierenden Nachhaltigkeitsmanagement-Systeme. Die Verbindung mit den Digitaltechnologien und Algorithmen Künstlicher Intelligenz verstärkt die Optionen einer klimafreundlichen deutschen Industrie“, waren sich die 150 Teilnehmer beim 31. HESSENFORUM des Arbeitgeberverbands HESSEN­METALL in der Frankfurter Klassikstadt einig. Wie sie KI, Digitaltechnologien und Nachhaltigkeitsmanagement nutzen und nach der Pandemie wieder Fahrt aufnehmen, erläuterten beim Spitzentreffen der Metall-, Elektro- und IT-Industrie in Hessen die Unternehmer Dr. Stefan Wolf, Elring Klinger, Dr. Andreas Widl, Samson, Wolf Matthias Mang, Arno Arnold, Alix Chambris, Viessman Group, und Wolfram Kuhn, Herborner Pumpentechnik. Umweltschonende Produkte, Prozesse und Technologien aus Deutschland exportieren, statt durch Verbote und Vorschriften regulieren, ist der erfolgsversprechende Weg in die klimafreundliche Zukunft – so der Appell der Unternehmer aus Hessens größter Industrie an die Poltik vor der Richtungswahl zum Bundestag.

Export Ressourcen schonender Technologien sind größter Hebel für mehr Klimaneutralität.

„Wir können Deutschland in eine globale Führungsposition bei Wasserstoff und Brennstoffzelle auch über Mobilität hinaus bringen und haben durch den Export Ressourcen schonender Technologien den größten Hebel für mehr Klimaneutralität“, so Dr. Stefan Wolf, Präsident Gesamtmetall und Vorstandsvorsitzender der ElringKlinger AG. „Um Wasserstoff erzeugen zu können, benötigt man entsprechende Technologien. Deutschland ist noch immer die Nummer 1 im Maschinen- und Anlagenbau. Wenn wir hier konsequent dranbleiben und dem Markt innovative Lösungen präsentieren, ergeben sich völlig neue Perspektiven für unsere Industrie. Wenn wir aber durch alle möglichen Regelungen und Zwänge Arbeitsplätze vernichten und unser Land kaputt machen, bringt das dem weltweiten Klimaschutz gar nichts.“ Deutschland müsse den Wandel technologieoffen gestalten, wenn er gelingen soll. Denn die ganze Welt brauche neue, ressourcenschonende Technologien. „Und wir, unsere Industrie, können in die Welt exportieren und damit viel mehr bewirken als durch nationale Verbote und Vorschriften, die nur unsere eigene Wettbewerbsfähigkeit beschädigen. Wenn wir wirklich etwas bewegen wollen, dann müssen wir schleunigst den CO2-Ausstoß in Ländern wie China, USA oder auch Indien verringern helfen. Wenn es zum Beispiel gelingt, in Indien jedes zweite Auto mit einer Brennstoffzelle auszurüsten – am liebsten natürlich von ElringKlinger – haben wir doch viel mehr gekonnt, als wenn wir hier immer weiter an empfindlichen, kleinen Schrauben drehen“, so Wolf.

„Digital fit, menschlich und künstlich intelligent sowie nachhaltig produktiv – das sind die hessischen M+E+IT-Unternehmen“, erklärte Gastgeber und Vorstandsvorsitzender von HESSENMETALL, Wolf Matthias Mang, Geschäftsführer Arno Arnold GmbH, Obertshausen. „Künstliche Intelligenz – so unsere aktuelle Umfrage - wird innerhalb des digitalen Veränderungsprozesses eine exponierte Rolle einnehmen. KI treibt digitale Individualisierung industrieller Kundenangebote voran. Je personalisierter die Produktion, desto weniger Material- und Energieverbrauch und Müllanfall.“ So stelle z. B. der Spezialist für kunststoffbasierte 3D-Druck-Technologie, OECHSLER AG, Ansbach/Mittelfranken, deren Aufsichtsratsvorsitzender Mang ist, individualisierte Produkte in Losgröße 1 her. Anfangs maßgeschneiderte Turnschuhe von adidas, inzwischen mit 3D-gedruckter Gitterstruktur individuell zugeschnittene Vollschalensitze eines Sportwagenherstellers und zuletzt an die Kopfform angepasste American Football-Helme. Eine Revolution der Großserienproduktion für den US-amerikanischen Marktführer Riddell. Künftiger Erfolg hänge nicht mehr primär an der Technologieführerschaft, sondern beruhe auf innovativen Geschäftsmodellen. „Diese sind in vielen Industrien bereits erfolgskritisch geworden. Für die digitale Transformation unserer Wirtschaft brauchen wir deshalb auch einen Kulturwandel hin zu einem Trial & Error-Ansatz, in dem Fehler als natürlicher Prozess gesehen werden, eine neue Bescheidenheit und Aufgeschlossenheit gegenüber dem Neuen, ein verändertes Miteinander, eher fähigkeitenbasiert als hierarchisch“, so der HESSENMETALL-Chef.

„Es ist höchste Zeit, unseren Planeten vor weiterer Erwärmung und weitreichender Zerstörung zu retten. Wir spüren aktuell die Sünden vieler vergangener Jahrzehnte. Selbst bei sofortiger – unrealistischer -  CO2-Reduktion auf null würde sich das Klima weiter erwärmen. Wir müssen jetzt handeln. Nur was wir messen, können wir verbessern“, führte Dr. Andreas Widl, Vorstandsvorsitzender der SAMSON AG in Frankfurt aus. Dabei spielten neue Technologien, Kreislaufwirtschaft, der Einsatz von Wasserstoff als Energieträger und Rohstoff, neue Ernährung sowie jede Menge Bildung und Ausbildung eine essentielle Rolle. Samson setze Digitalisierung seit mehreren Jahren konsequent in der eigenen Produktion ein. Mit einem israelischen Startup würden weltweit über 140 Fertigungszentren und Prüfstände in Echtzeit überwacht. Innerhalb von 45 Minuten wird eine Maschine – ob alt oder neu, analog oder digital - in ihrer Produktivität erfasst und auf dem Handy oder Tablet visualisiert. Das Ergebnis: Innerhalb weniger Wochen steigt die Produktivität an den Maschinen um bis zu 30%. Nebenprodukt: 70.000 Euro Stromersparnis in Frankfurt, weil wir u.a. am Wochenende die Maschinen ausgeschaltet haben und 700.000 Euro Reduktion von Personalkosten im Jahr – weil zwei Schichten plötzlich produktiver waren als 3. „Für mich ist die Digitalisierung weniger ein technisches Problem als eine kulturelle Herausforderung, um Transparenz zu schaffen. Hier muss das gesamte Management mitmachen“, so Widl. Er wünsche sich eine Agenda 2050 und Maßnahmen aller Staaten und Industriesegmente, um einen weltweiten Kollaps praktisch aller Systeme zu verhindern. SAMSON werde seinen Beitrag dazu liefern.

„Man kann klimafreundlich sein und gleichzeitig die Industrie in Deutschland stärken. Die Transformation ist im vollen Gang. Jetzt gilt es, als erster mit neuen, klimafreundlichen Technologien und Maßnahmen auf den Markt zu kommen und sich so Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Klimaneutralität ist machbar und ein Wachstumsmarkt für Deutschland und die EU“, sagt Alix Chambris, Generalbevollmächtigte Viessmann Group in Brüssel. Klimawandel und Nachhaltigkeit sind eng verbunden mit der Digitalisierung. „Sie wird uns helfen, einen Großteil der Probleme zu lösen. Das zeigt unsere Erfahrung.“ Viessmann sammelt mit KI Produktions- Daten, um Prozesse zu optimieren, produktiver zu werden, Ressourcen und nicht zuletzt auch Energie effektiver zu nutzen. KI finde sich aber auch in den Produkten und Gebäuden, die zunehmend vernetzt sind und auch intelligent werden. „Eine Wohnung muss nicht mehr den ganzen Tag mollig warm sein, nur weil Winter ist. Moderne Systeme lassen sich perfekt auf den Nutzer einstellen, damit die Wärme dann da ist, wenn auch jemand in der Wohnung ist. Auch Tiefkühlsysteme lassen sich über eine KI energieeffizient steuern, weil Lebensmittel auch ein Speicherpotenzial haben. Das mehrmalige Abschalten des Geräts im Verlauf eines Tages für wenige Sekunden oder Minuten würde Flexibilität schaffen, ohne dass tiefgekühlten Lebensmittel Schaden nehmen. Und Flexibilität ist gerade was wir brauchen, um die Stabilität der Netze zu sichern - parallel zum Hochlauf von volatilem erneuerbaren Strom.“

„Eine KI ist für uns nichts anderes als ein Handwerkszeug, das wir nutzen, damit unsere Kunden ihre Anlagen so effizient und so umweltfreundlich wie möglich betreiben können. Da wir maßgeschneiderte Pumpen liefern, braucht es auch eine maßgeschneiderte Software für unsere Pumpen. HP.MIND ist ein IOT-Gateway, ein Informationssammler und Anlagensteuerungsinstrument. Sogar unsere Gießerei läuft im One-Piece-Flow. Die Losgröße 1 ist unser Weg, um dem Klimawandel entgegen zu wirken“, so Wolfram Kuhn,Geschäftsführender Gesellschafter der Herborner Pumpentechnik. Die Digitalisierung liefere ein wunderbares Werkzeug, um die Gesamtheit von Daten und die dahinter liegenden Informationen optimal zu nutzen. „So greifen wir von allen wichtigen Maschinen, auch in der Gießerei, Daten ab. Das hilft uns, die Prozesse zu optimieren. Dank selbst entwickelter Software können wir über Internet und Cloud-Lösungen unsere Pumpen überall auf der Welt warten. Langfristige Analysen ermöglichen eine zustandsorientierte Instandhaltung. sodass Serviceeinsätze planbar und minimiert werden. Und je mehr Daten wir dort sammeln, je schlauer die hinterlegte KI wird, umso besser lassen sich die Pumpen hinsichtlich Wirkungsgrad und Energieverbrauch optimieren. Dafür brauchen und haben wir sehr engagierte und fähige Mitarbeiter, die tolle Ideen haben und solche Lösungen auch entwickeln können. Denn wir setzen schon immer auf Aus- und Weiterbildung inklusive Dualem Studium und enge Kooperation u.a. mit der TH Mittelhessen.“

HESSENMETALL
Verband der Metall- und Elektro-Unter¬nehmen Hessen e. V.
Emil-von-Behring-Straße 4
60439 Frankfurt