ZDH-Generalsekretär Schwannecke: Das deutsche Handwerk bekennt sich ausdrücklich zum Europäischen Binnenmarkt. Dieser wird gerade durch ein erfolgreiches Modell wie das der dualen Berufsausbildung gestärkt. Mit Berufsqualifikationen wird die Qualität von Produkten und Dienstleistungen und damit ein hoher Verbraucherschutz sichergestellt.
Ausgerechnet diesem gut etablierten und funktionierenden System droht die Grundlage entzogen zu werden, indem die nationalen Gesetzgebungskompetenzen und Gestaltungsspielräume in der Bildungspolitik ausgehöhlt werden.
Die Argumentation der Kommission ist: Jede Reglementierung behindere den Binnenmarkt, lasse Potential für Wachstum und Beschäftigung ungenutzt und schränke die Mobilität der Arbeitnehmer und Selbständigen in der EU ein. Um gleiche Zugangsmöglichkeiten für Dienstleister zu schaffen, sollen die Nationalstaaten regulatorische Hindernisse abbauen. Das heißt konkret: Wir müssten unsere Qualifikationsstandards sowie wichtige Anforderungen, um einen Beruf ausüben zu können, absenken. Wer dies zum Ziel seiner Politik macht, stellt den Meisterbrief, der für Erfolg und Qualität steht, zwangsläufig in Frage.
Gemeinsam müssen wir ein Interesse daran haben, Europa als Wirtschaftsraum zu stärken. Die Länder Europas können hier unterschiedliche Stärken einbringen, wir etwa unsere Qualifikationsstrukturen mit dualer Ausbildung, Meister und Selbstverwaltung. Es muss darum gehen, dieses Erfolgsmodell auf eine noch breitere Basis zu stellen und nicht abzuschaffen. An die Europäische Kommission kann ich nur appellieren, die gesamtgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vorteile eines an Qualifikationen gebundenen Berufszugangs anzuerkennen und ihn nicht fortwährend als Wettbewerbshindernis zu diskreditieren.
Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)
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