Abschluss des Kongresses „(Re)thinking Europe“ im Vatikan - „Mit Engagement auf das Projekt Europa einlassen“. Mit einem Appell, die christlichen Wurzeln Europas zu bewahren und den Dialog über das europäische Projekt fortzusetzen, ist heute (29. Oktober 2017) der Kongress „(Re)thinking Europe“ im Vatikan zu Ende gegangen. Während der Eucharistiefeier im Petersdom rief Kardinal Reinhard Marx, Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (ComECE), dazu auf, Zeugen der christlichen Hoffnung und des Lebens auf dem europäischen Kontinent zu sein. Es gehe darum, Menschen zu helfen, aus ihrer eigenen Enge auszubrechen und ein Beispiel christlichen Lebens in der Welt zu geben. Das geschehe in verantworteter Freiheit und im Einsatz für eine Welt in Frieden und sichtbarer Solidarität.
„Der wichtigste Beitrag, den wir Christen für Europa leisten können, ist die Verkündigung des Evangeliums. Die Soziallehre der Kirche fordert uns auf, die Frohe Botschaft in die konkreten politischen und gesellschaftlichen Wirklichkeiten zu transportieren. Bauen wir an diesem Europa mit, übernehmen wir diese Verantwortung. Gehen wir gestärkt durch diesen Kongress und Dialog in unsere Länder zurück und wirken an der Realisierung der europäischen Idee mit“, so Kardinal Marx (i.Bild) in seiner Predigt.
Bereits gestern Nachmittag hatte sich Papst Franziskus an die rund 350 Teilnehmer des Kongresses gewandt. Kardinal Marx würdigte die fünfte Ansprache des Papstes zum Thema Europa als weiteren Meilenstein und Ermutigung für Europa. „Ich bin Franziskus dankbar für die Worte, die sich nahtlos in die bisherigen Europareden einfügen. Erneut mahnt er, die menschliche Person nicht auf ein abstraktes Prinzip zu reduzieren. Weder Europa noch seine Bürger dürfen seelenlos werden“, sagte Kardinal Marx. Er habe das Wort von Franziskus, die Gemeinschaft sei das stärkste Gegengift gegen die Individualismen unserer Zeit, als besonders hilfreich empfunden. „Auch ruft die Rede von Papst Franziskus zu einem wirklichen Dialog von Politik und Bürgern auf. Wir sollten uns angesprochen fühlen, wenn Franziskus dazu auffordert, dass die Christen Politik mitgestalten sollen.“ Die eindringliche Warnung des Papstes vor einem Gedächtnisverlust Europas sei ein starkes Bild, so Kardinal Marx. „Es muss uns wachrütteln, um unseren Einsatz für Europa engagiert fortzuführen. Das wollen wir als Kirche tun, das wollten wir mit diesem Dialog in Rom, den wir auf verschiedenen Ebenen fortsetzen werden“, betonte Kardinal Marx. „Ich bin froh, dass der Papst die Kirche ermutigt hat, sich neu und mit Engagement auf das Projekt Europa einzulassen.“
Vor der Rede von Papst Franziskus hatte Kardinal Marx in einer Ansprache erneut dafür geworben, den Dialog sichtbar mit Leben zu füllen. Der Dialog „(Re)thinking Europe“ sei ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig es ist, miteinander zu sprechen: „Der direkte Kontakt untereinander und der intensive Austausch sind Voraussetzung für das Funktionieren eines europäischen Gemeinwesens. Deshalb brauchen wir in Gesellschaft und Politik Räume des Dialogs für den ganzen Kontinent. Denn die Europäische Union ist in gewisser Weise der ‚Nukleus‘ Europas. Die Europäische Union ist nicht identisch mit Europa, aber sie ist eine politische Wirklichkeit, die auf ganz Europa ausstrahlt und ausstrahlen soll“, so Kardinal Marx. Dabei regte er die Einberufung eines Europäischen Konventes an, „in dem die großen Fragen der Einigung offen beraten werden und in dem sowohl die Einzelnen als auch die gesellschaftlichen Gruppen die Möglichkeit zur Beteiligung an der Debatte haben. Die Kirche kann die Entwicklung einer europäischen Gesellschaft mit befördern. Dabei geht es nicht um eine europäische Einheitlichkeit und Uniformität, sondern um Einheit in der Vielfalt.“
Die Ansprache von Kardinal Marx vom 28. Oktober 2017 beim Kongress und die Rede von Papst Franziskus finden als Download unter www.dbk.de. Der Kongress ist dokumentiert auf www.comece.eu.
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