Ich freue mich auf die kommende Weltbischofssynode unter dem Motto „Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung“! Diese Vorfreude ist doppelt begründet: einmal in der Freude des Hinhörens auf das, was uns die jungen Menschen von heute zu sagen haben und zweitens, in der Erwartung konkreter Impulse der Synode für unsere Jugend- und Berufungspastoral in Deutschland. Papst Franziskus äußerte beim Angelus am 18. Februar 2018 einmal mehr den eindringlichen Wunsch, „dass alle jungen Menschen Protagonisten dieser Vorbereitungen (auf die Synode) sein können“. In Deutschland haben wir Bischöfe bisher auf verschiedene Arten zu zuhören versucht: im Jugend-Hearing der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz am 17. Juli 2017 in Köln, in der Erstellung des Antwortdokumentes auf die verschiedenen Erfahrungen aus unseren (Erz-)Diözesen oder in vielfachen persönlichen Begegnungen mit jungen Menschen.
„Jugend und Kirche: Von der Bischofssynode zum Weltjugendtag“
Der Prozess des Hörens auf junge Menschen, dem auch der erste Teil des Vorbereitungsdokumentes der Synode gewidmet ist, ist aber auch mit der Online-Umfrage des Vatikan noch nicht beendet. Diese hatten laut Synodensekretariat 100.500 junge Menschen vollständig beantwortet. Vom 19. bis 24. März 2018 findet in Rom die Vorsynode der Jugendlichen statt, zu der 300 Delegierte aus allen Kontinenten, Katholiken als auch Andersgläubige und Nicht-Gläubige sowie Ordensleute, Seelsorger, Erzieher, Eltern und Experten eingeladen sind. Die Deutsche Bischofskonferenz wird zwei junge Erwachsene, Frau Magdalena Hartmann, Mitglied der Schönstattbewegung, und Herrn Thomas Andonie, Vorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, nach Rom entsenden.
Da nur wenige junge Menschen aus aller Welt direkt in Rom an der Vorsynode teilnehmen können, hat das Synodensekretariat erstmals in der Geschichte der Weltbischofssynoden die Möglichkeit eröffnet, online an der Vorsynode mitzuwirken. Das ist eine riesige Gelegenheit und großartige Chance! In der Facebook-Gruppe „Vorsynode der Jugendlichen“ – eine Anmeldung ist bis zum 16. März möglich – können während der Vorsynode dieselben Fragen beantwortet werden, wie in Rom vor Ort. Nähere Informationen zum Vorgehen sind auf der Homepage
www.synod2018.va erhältlich. Ich möchte alle Jugendlichen und junge Erwachsene in Deutschland, ob katholisch, einer anderen Konfession oder Religion angehörend oder nicht-gläubig herzlich einladen, Protagonisten zu sein!
Ich freue mich auch auf konkrete Impulse der Synode für die Kirche in Deutschland. Drei Punkte sind mir hierbei besonders wichtig: das Ineinander von Jugend- und Berufungspastoral, die Vielfalt der jugendpastoralen Handlungsfelder und eine authentische, lebensnahe und gesellschaftsgestaltende Verkündigung.
In den Antworten aus den (Erz-)Diözesen hatte sich gezeigt, dass junge Menschen in Deutschland heute vor großen Möglichkeiten aber auch Herausforderungen stehen. Durch die vielfältigen Optionen der Berufs- und Studienwahl und dem bereits schulisch sehr hohen Leistungsdruck ist die Begleitung junger Menschen hin zu ihrem eigenen Lebensplan ein drängendes Desiderat für uns als Kirche. Derzeit thematisiert kirchliche Jugendpastoral jedoch relativ selten konkrete Fragen der Berufung. Die Synode sollte für uns ein Impuls sein, die Berufung zum Christsein jedes jungen Menschen als Grundlage jugendpastoraler Angebote zu entdecken, um daraus die spezielle Frage der eigenen Lebensberufung ins Gespräch zu bringen. Hieraus ergeben sich neu die Fragen christlicher Nachfolge und Jüngerschaft.
Um möglichst vielen Jugendlichen eine Teilhabe am kirchlichen Leben zu ermöglichen, ist Jugendpastoral in Deutschland sehr differenziert und kann in mind. 15 Handlungsfelder unterteilt werden. Junge Menschen können sich gemäß ihren Fähigkeiten und Talenten in den jeweiligen Bereichen katholischer Jugendpastoral einbringen. Laut den für alle Felder verbindlichen deutschen Leitlinien für Jugendpastoral (1991), ist die katholische Jugendpastoral der „Dienst der Kirche durch junge Menschen, mit ihnen und für sie. Die Jugendlichen selbst haben durch Taufe und Firmung Anteil an der Sendung Jesu Christi und sind dazu berufen, Kirche zu sein und Kirche mitzugestalten“. Diese Erfahrungen der deutschen Pastoral gilt es in den weltkirchlichen Dialog einzubringen.
Viele junge Menschen wünschen sich eine authentische und lebensnahe Kirche, die in ihrem Bezug zur Welt nicht defensiv orientiert ist, sondern gemeinsam mit der Wissenschaft Fortschritt und Zukunft mitgestaltet. Wir wollen als kirchliche Jugendpastoral nah bei jungen Menschen sein, ihre Nöte und Hoffnungen kennen und immer wieder Jesus Christus selbst ins Gespräch bringen. Wir wollen jungen Menschen von der Freude erzählen, die uns erfüllt. Dies bedeutet auch, klare Wertevorstellungen in Gesellschaft und Politik einzubringen und für die Benachteiligten in der Gesellschaft einzutreten. Die Synode möge daher auch ein Anstoß zu einer erneuerten, freudigen, lebensnahen und gesellschaftsverändernden Verkündigung sein!
Bischof Dr. Stefan Oster SDB (Passau),
Vorsitzender der Jugendkommission
der Deutschen Bischofskonferenz
Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz
Pressestelle/Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Bischofskonferenz
Kaiserstr. 161 53113 Bonn