Kirchenstatistik 2017 - „Wir müssen neue Wege finden, wie wir Menschen erreichen, sie begleiten und ihnen nah sein können“. Die 27 deutschen (Erz-)Bistümer und die Deutsche Bischofskonferenz veröffentlichen heute (20. Juli 2017) die Kirchenstatistik für das Jahr 2017. - Zur Statistik erklärt der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Dr. Hans Langendörfer SJ: „Wir sind dankbar, dass rund 28 Prozent der Bevölkerung in unserem Land zur katholischen Kirche gehören. Die Möglichkeiten, das Leben individuell zu gestalten – und damit auch die religiöse Ausrichtung –, sind so vielfältig wie nie. Manche Menschen fühlen sich der Kirche dadurch noch enger verbunden. Andere Menschen wählen für sich einen anderen religiösen Weg – oder auch keinen –, sodass wir diese Menschen leider verlieren.
Es gibt doch ein großes Potential der Gemeinschaft, auch wenn die Zahlen des Sakramentenempfangs in den vergangenen Jahren immer leicht nach unten gingen. Beispielsweise hat der Katholikentag in Münster die Kraft des Christentums gezeigt. Gerade bei der Taufspendung, der Erstkommunion und der Firmung ist das Engagement von Seelsorgerinnen und Seelsorgern, aber auch von vielen anderen Kirchenmitgliedern verlangt, um junge Menschen von der Kraft des christlichen Glaubens und eines Lebens in der Kirche zu überzeugen. Dazu wird schon jetzt vieles geleistet, gerade in unseren Jugendverbänden oder als aktuelles Beispiel durch die bevorstehende Ministrantenwallfahrt nach Rom, an der aus Deutschland über 50.000 junge Menschen teilnehmen.
Immer wieder wird die Zahl der Gottesdienstbesucher diskutiert. Die Zahl (2017: 9,8 Prozent) wird durch die Zählung an zwei normalen Sonntagen ermittelt. Dieses Verfahren hat auch Nachteile: Es ermittelt nicht die Gläubigen, die zwar nicht jeden Sonntag, wohl aber häufiger oder ab und zu kommen und so ebenfalls praktizierende Gläubige sind. Außerdem können wir feststellen, dass gerade an den wichtigen Festen wie Weihnachten und Ostern die Kirchen nahezu überfüllt sind, was zeigt, dass an diesen Tagen Kirche dazugehört.
Die geringer werdende Zahl von jungen Priestern zeigt, dass die Erwartung gesunken ist, im Wirken als Seelsorger Freude und Erfüllung zu finden. Die Bistümer in Deutschland nehmen zahlreiche Strukturveränderungen vor, die allerdings für das Profil des Priesterberufs teils einschneidende Änderungen bewirken. Umso erfreulicher ist es, dass die Zahlen von Diakonen, Gemeindereferentinnen und -referenten sowie Pastoralreferentinnen und -referenten weiterhin auf einem stabilen Niveau bleiben. Allen, die in der Seelsorge und im Ehrenamt in unseren Gemeinden wirken, sei an dieser Stelle ein großer Dank gesagt, da das individuelle Engagement im statistischen Datenmaterial untergeht.
Erneut haben uns 2017 viele Menschen verlassen: Die Anzahl der Kirchenaustritte schmerzt. Sie verbleibt auf einem hohen Niveau. Es ist gut, dass einige Bistümer Erhebungen durchgeführt haben, die nach den Gründen sowohl für die bleibende Kirchenmitgliedschaft als auch für den Kirchenaustritt fragen. Wir wollen verstehen, warum Menschen in der Kirche keinen Ort für ihre Lebensorientierung und ihren Glauben finden, und uns fragen, welche Änderungen möglich sind, auch hinsichtlich einer Glaubwürdigkeit, die heute mehr als früher erwartet wird.
Die Katholiken machen in Deutschland 28,2 Prozent der Gesamtbevölkerung aus (23.311.321 Kirchenmitglieder). Wie bereits in den vergangenen Jahren wird aufgrund von Strukturveränderungen in den Bistümern die Zahl der Pfarreien geringer: 10.191 (2016: 10.280). Insgesamt gibt es 13.560 Priester (2016: 13.856). Davon sind 6.740 Pfarrseelsorger (2016: 6.844). Außerdem gibt es 3.308 Diakone (2016: 3.296, 2015: 3.304), 3.238 Pastoralreferentinnen und -referenten (2016: 3.200) und 4.557 Gemeindereferentinnen und -referenten (2016: 4.537).
Weitgehend stabil bleibt der Sakramentenempfang. So lagen die Taufzahlen 2017 bei 169.751 (2016: 171.531) und die Bestattungen bei 243.824 (2016: 243.323). Leicht zugenommen hat die Zahl der Erstkommunionen mit 178.045 (2016: 176.297). Die katholische Kirche konnte im Jahr 2017 bei den Eintritten und Wiederaufnahmen einen geringen Zuwachs verzeichnen. So lag die Zahl der Eintritte bei 2.647 (2016: 2.574), die Zahl der Wiederaufnahmen bei 6.685 (2016: 6.461). Die Zahl der Kirchenaustritte ist in 2017 leicht gestiegen: 167.504 Menschen haben die Kirche verlassen (2016: 162.093).
Die Zahlen zeigen insgesamt, dass wir als Kirche in einer Welt der Individualisierung, der pluralen Religiosität – in einer Welt des Umbruchs – leben. Sie zeigen aber auch, dass wir uns kritisch reflektieren und die Aktivitäten, in denen wir schon gut sind, weiter ausbauen, und die Aktivitäten, bei denen wir Nachholbedarf haben, aufarbeiten müssen. Die Bistümer und die Deutsche Bischofskonferenz arbeiten gemeinsam daran. Papst Franziskus gibt uns dabei viele Aufgaben mit auf den Weg, die uns als Kirche, aber manchmal auch ganz persönlich, herausfordern. Wir müssen neue Wege finden, wie wir Menschen erreichen, sie begleiten und ihnen nah sein können. Als Christen sind wir eine starke Gemeinschaft mit einer starken Botschaft.“
Hinweise:
Den Flyer mit den Eckdaten des Jahres 2017 finden Sie als pdf-Datei in der Anlage sowie unter www.dbk.de. Weitere statistische Angaben wie z. B. die vergleichende Tabelle „Eckdaten des Kirchlichen Lebens in den Bistümern Deutschlands, 199 und 2017“ sind in der Rubrik Kirche in Zahlen verfügbar.
Die Arbeitshilfe Katholische Kirche in Deutschland. Zahlen und Fakten 2017/2018 (Arbeitshilfen Nr. 299) erscheint im August.
Die Deutsche Bischofskonferenz ist ein Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aller Diözesen in Deutschland. Derzeit gehören ihr 66 Mitglieder (Stand: Juli 2018) aus den 27 deutschen Diözesen an. Sie wurde eingerichtet zur Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben, zu gegenseitiger Beratung, zur Koordinierung der kirchlichen Arbeit, zum gemeinsamen Erlass von Entscheidungen sowie zur Kontaktpflege zu anderen Bischofskonferenzen. Oberstes Gremium der Deutschen Bischofskonferenz ist die Vollversammlung aller Bischöfe, die regelmäßig im Frühjahr und Herbst für mehrere Tage zusammentrifft.
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EKD-Statistik: Demografischer Wandel macht Kirche weiter zu schaffen
Finanzielle Auswirkungen vorerst durch konjunkturelle Lage aufgefangen
Vor allem der demografische Wandel in Deutschland hat auch im Jahr 2017 für eine rückläufige Mitgliederzahl der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gesorgt. Das verdeutlicht die jüngste Mitgliederstatistik, die die EKD heute in Hannover veröffentlicht hat. Demnach gehörten zum Stichtag 31.12.2017 21.535.858 Menschen einer der 20 Gliedkirchen der EKD an. Dies entspricht einem Rückgang von insgesamt 390.000 Mitgliedern (1,8 Prozent) gegenüber dem Vorjahr. Maßgeblich war dabei nicht zuletzt die hohe Zahl der Verstorbenen: Im Jahr 2017 verstarben rund 350.000 Mitglieder der evangelischen Kirche.
Als weitgehend stabil erwies sich die Zahl der Taufen und Aufnahmen. Sie lag mit rund 180.000 Taufen und 25.000 Aufnahmen auf dem Vorjahresniveau. Damit sind auch im Jahr 2017 erneut mehr Menschen in die evangelische Kirche eingetreten als im gleichen Zeitraum Mitglieder ihre Zugehörigkeit aufgegeben haben. Nach den aktuellen Berechnungen auf Basis der gemeldeten vorläufigen Zahlen aus den Gliedkirchen der EKD traten 2017 rund 200.000 Menschen aus der evangelischen Kirche aus.
Auf die finanzielle Situation der evangelischen Kirche hat der Rückgang bei den Mitgliederzahlen zunächst noch keine sichtbaren Auswirkungen. Bedingt durch die positive Entwicklung der Löhne und Einkommen in Deutschland stieg das Kirchensteueraufkommen 2017 an auf 5,67 Milliarden Euro. Auch hier wird sich der demografische Wandel jedoch mittelfristig auswirken. Ein großer Teil des Kirchensteueraufkommens wird derzeit durch die geburtenstarken Jahrgänge zwischen 1955 und 1969 aufgebracht. Durch das Ausscheiden dieser „Babyboomer-Generation“ aus dem Erwerbsleben wird deren Beitrag deutlich sinken. Derzeit zahlen rund 40 Prozent aller Kirchenmitglieder Kirchensteuer.
Demgegenüber nimmt die gesellschaftliche Bedeutung kirchlicher Arbeit weiter zu. So ist die Zahl der Tageseinrichtungen für Kinder in der evangelischen Kirche und ihrer Diakonie in den Jahren 2011 bis 2017 von 8495 auf 8800 gestiegen. Die Zahl der Plätze in evangelischen Kindertageseinrichtungen nahm im selben Zeitraum um 42.918 Plätze (7,88 Prozent) zu. In ihren Kindertagesstätten und Horten bieten evangelische Kirche und Diakonie mehr als eine halbe Million Plätze.
Hohe gesellschaftliche Bedeutung kommt auch den evangelischen Ehrenamtlichen zu. So ist ehrenamtliches Engagement vor allem unter jungen Christen weit verbreitet. Während derzeit jeder zweite junge Mensch mit christlicher Prägung innerhalb wie außerhalb der Kirche ehrenamtlich engagiert (56 Prozent) ist, sind dies bei den Religionslosen lediglich 38 Prozent. Insgesamt engagieren sich mehr als 1,1 Millionen Menschen in der Evangelischen Kirche.
Die heute erschienene EKD-Statistik-Broschüre „Evangelische Kirche in Deutschland – Zahlen und Fakten zum kirchlichen Leben“, Ausgabe 2018, steht auf https://www.ekd.de/statistik zum Download zur Verfügung und kann kostenlos bestellt werden im Kirchenamt der EKD unter Tel.: 0511/27 96 359 oder per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Die „Kirchenmitgliedszahlen zum 31.12.2017“ sind ebenfalls auf https://www.ekd.de/statistik abrufbar.
Hannover, 20. Juli 2018
Pressestelle der EKD