Pollert: "Nebenjob zur Kurzarbeit für dringend benötigte Tätigkeiten und Hinzuverdienst nutzen". - Die Zahl der Kurzarbeits-Anzeigen ist in diesen Wochen auf ein absolutes Rekordniveau gestiegen. 62.000 Betriebe in Hessen planten zum Stichtag 15.4.2020 Kurzarbeit, das sind über 60 % mehr als noch Ende März. „Kurzarbeit wird uns in jedem Fall in einer bisher noch nicht da gewesenen Dimension in der nächsten Zeit begleiten. Auch wenn die hessische Wirtschaft erleichtert ist, dass Bund und Länder beschlossen haben, dass ab heute zumindest einige Geschäfte und auch teilweise Schulen in den kommenden Wochen vorsichtig und schrittweise wieder öffnen. Für Hessen erwarten wir, dass die Landesregierung nun zügig weitere Lockerungen für die Zeit nach den Osterferien in Bereichen beschließen werde, in denen der Abstand zwischen Personen eingehalten werden kann. Ab dem 4. Mai dann sollten neben größeren Geschäften des Einzelhandels auch möglichst schnell wieder Restaurants und Hotellerie mit den nötigen Distanzregeln öffnen dürfen. Sollte dies bedingt durch den Infektionsschutz nicht erfolgen, muss bei den Unterstützungsleistungen nachgebessert werden. Wenn Geschäfte wieder öffnen, wird auch die Industrie profitieren. Das sichert dann auch die Jobs bei vielen Zulieferbetrieben in Hessen“, sagte Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU).
Dem Arbeitsausfall in vielen Branchen steht eine hohe Arbeitskräftenachfrage in anderen Branchen gegenüber, etwa in der Landwirtschaft, dem Lebensmittelhandel, der Lebensmittelherstellung, der Logistik oder der Pflege. „Das kann eine gute Chance für Arbeitnehmer in Kurzarbeit sein, die in der Pandemie ihren Beitrag zum Zusammenhalten leisten wollen und entsprechende Kompetenzen mitbringen, dringend benötigte Tätigkeiten vorübergehend zu übernehmen. So ermöglicht zum Beispiel Lufthansa seinem Bodenpersonal, von dem viele medizinisch-pflegerische Vorbildungen haben, den Einsatz in Kliniken und Pflegeheimen. Und Kurzarbeiter können mit Nebenjobs ihr Einkommen steigern. Denn zum Kurzarbeitergeld kann jetzt anrechnungsfrei bis zum alten Verdienst hinzuverdient werden, soweit die Nebentätigkeit in einer sog. systemrelevanten Branche aufgenommen wird. Wer diese Chance als Kurzarbeiter nutzen will, sollte dies in Absprache mit seinem Arbeitgeber tun ", erklärte Pollert.
Früh-Rentner können 2020 mehr hinzuverdienen.
Erheblich ausgeweitet hat der Gesetzgeber mit dem Corona-Krisenpaket auch die Hinzuverdienstmöglichkeiten von Personen in vorgezogener Rente. "Statt 6.300 Euro können Frührentner in diesem Jahr ausnahmsweise 44.590 Euro hinzuverdienen, ohne dass die Rente gekürzt wird. Gerade gesuchte Fachleute sollten sich überlegen, ob sie nicht einen Beitrag leisten können", sagte Pollert.
Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft gesucht!
In der Landwirtschaft fehlen wegen der aktuellen Pandemiesituation zahlreiche Saisonarbeitskräfte. Interessierte können unter
www.saisonarbeit-in-deutschland.de
nach angebotenen Stellen recherchieren. Suchkriterien sind das Bundesland oder die Postleitzahl, die Hauptausrichtung des Betriebs (z. B. Ackerbau, Obst-, Gemüse- und Weinanbau), die angebauten Kulturen (z.B. Erdbeeren, Spargel, Äpfel) sowie die Beschäftigungsmonate.
Dringend benötigte Tätigkeiten in systemrelevanten Berufen
Die Bundesagentur für Arbeit führt als systemrelevante Berufe/Branchen z.B. auf:
- medizinische Versorgung, ambulant und stationär, auch Krankentransporte
- Versorgung von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen mit Lebensmitteln, Verbrauchsmaterialen
- Versorgung mit unmittelbar lebenserhaltenden Medizinprodukten und Geräten
- Versorgung mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln
- Labordiagnostik
- Apotheken
- Güterverkehr z. B. für die Verteilung von Lebensmitteln an den Groß- und Einzelhandel
- Lebensmittelhandel – z. B. Verkauf oder Auffüllen von Regalen
- Lebensmittelherstellung, auch Landwirtschaft
- Lieferdienste zur Verteilung von Lebensmitteln
Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V. (VhU)