Während der Prüfung misst André Müller (33) aus Norden, angestellt bei Malermeister Freese (Norden), die Abstände auf der Werbetafel, um das Signe mittig aufzutragen. - Wenn die ganze Palette der Maler-Fertigkeiten in eine kleine Koje passt, dann kann es sich nur um die praktische Meisterprüfung handeln. Insgesamt zwei Frauen und fünf Männer haben in den letzten eineinhalb Jahren die Schulbank des Berufsbildungszentrums (BBZ) Aurich nach Feierabend und an den Wochenenden gedrückt, um den begehrten Abschluss zu erlangen. In der neuen Malerhalle ist es der zweite Vorbereitungskurs seit 2017, den Lehrwerksmeister Wolfgang Post erfolgreich begleiten durfte. Für ihn ist die ortsnahe Beschulung besonders wichtig: „In Ostfriesland gibt es viele Malerbetriebe, die gute Fach- und Führungskräfte brauchen. Wir sichern damit die Vielfältigkeit und verhindern, dass nur noch große Konzerne am Markt agieren. Die Absolventen von heute übernehmen morgen die Nachfolge der kleinen und mittelständigen Unternehmen.“ Den großen Befähigungsnachweis gibt es aber nicht geschenkt. Die Kursteilnehmer mussten von der Planung und Kalkulation über die Konzeption und Durchführung bis hin zur Kundenabnahme beweisen, dass sie ihr Handwerk meisterlich beherrschen. - Foto: HWK/W.Feldmann
Atmungsaktiv und biologisch abbaubar -
„Die Herausforderung ist, einen Kundenauftrag komplett eigenständig abzuwickeln. Der Prüfungsausschuss gibt einen groben Themen-Rahmen vor. Die Meisterschüler müssen ihn dann mit viel Kreativität und Fachkenntnissen umsetzen“, erklärte Wolfgang Post. Dabei spielte auch die Nachhaltigkeit eine große Rolle. „Im Malerhandwerk beschäftigen wir uns immer mehr mit traditionellen Kreativtechniken und umweltfreundlichen Materialien. Atmungsaktive und biologisch abbaubare Produkte liegen im Trend.“ So mussten die Männer und Frauen für ein fiktives Haus am See die Gestaltung für den Innen- und Außenbereich unter nachhaltigen Aspekten wie der Wasserbelastung abstimmen.
Ihre Ideen konnten die Kursteilnehmer innerhalb einer etwa elf Quadratmeter großen Koje und anhand von Mustertafeln umsetzen. Auf der Agenda stand unter anderem, eine Badezimmerwand mit einer wasserabweisenden Beschichtung zu streichen. Zudem wurde ein Werbeschild angefertigt. Auch musste eine fast mannshohe Lärchenholz-Platte für die Fassade auf alt getrimmt werden. Verschiedene Lacktechniken, die Anbringung von Mustertapeten sowie Gestaltungs- und Beschichtungstechniken auf mineralischer Basis wurden demonstriert.
Um den Meistertitel tragen zu dürfen, müssen insgesamt vier Prüfungsmodule abgeschlossen werden. Die praktische Meisterprüfung (Teil I) haben bestanden: Majda Edenhuizen (Südbrookmerland), Stefan Hahn (Ihlow), Sascha Hug (Zetel), Ingo Kraft (Wittmund), André Müller (Norden), Kristina van Ellen (Großheide) und Christian Veith (Großefehn).
Im Prüfungsausschuss wirken mit: Christian Berends-Buß (Großefehn), Udo Rieken (Esens), Mirko Feith (Westerholt), Horst Meene (Aurich) und Susanne Dirks (Ihlow).
Ein neuer Meistervorbereitungslehrgang im Maler- und Lackiererhandwerk (Teil I+II) ist Ende 2022 geplant. Interessierte können sich an Johannes Best unter der Telefonnummer 04941 1797-35 wenden. Nähere Informationen gibt es auch in der Kursdatenbank unter www.hwk-aurich.de.
Christian Veith (31) aus Großefehn, der bei der Gemeinde Großefehn arbeitet, nimmt noch letzte Abschlussarbeiten an seiner Meister-Koje vor.
Foto: HWK/W.Feldmann
Kristina van Ellen (27) aus Großheide bringt die Werbetafel in ihrer Maler-Koje an. Sie ist bei Malermeister Ferdinand Janssen (Norden) angestellt.
Foto: HWK/W.Feldmann
Majda Edenhuizen (Südbrookmerland) zeigt das fertige Prüfungsprojekt. Teil I und II der Meisterprüfung hat sie bestanden. Sie betreibt gemeinsam mit ihrem Mann Matthias Edenhuizen den Raumausstatter und Malerbetrieb M. Edenhuizen in Aurich-Egels.
Foto: Privat
Handwerkskammer für Ostfriesland
Straße des Handwerks 2
26603 Aurich