08.07.2022 - Was bis jetzt seit 2016 nur ein Modellversuch war, ist künftig eine generelle Option. Möglich wird dies durch eine neue Verordnung, die besonders beruflich Qualifizierten die Möglichkeit für ein Studium eröffnet: Voraussetzung hierfür ist ein mittlerer Schulabschluss (Realschule) und ein qualifizierter Abschluss einer mindestens dreijährigen anerkannten Berufsausbildung mit einer Abschlussnote von 2,5 oder besser. Die Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern, Susanne Haus, begrüßte grundsätzlich diesen Schritt des Landes. Ungeachtet dieser Möglichkeit ist für Haus aber im Sinne einer echten Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung eine duale handwerkliche Ausbildung genauso viel Wert wie ein Studium. Die Handwerkspräsidentin wies darauf hin, dass junge Menschen mit einer Ausbildung sich die dreijährige gymnasiale Oberstufe sparen könnten, eine ordentliche Ausbildungsvergütung erhalten und bereits in jungen Jahren Rentenansprüche erwerben. Mit dem Gesellenbrief in der Tasche stünden ihnen dann alle Wege offen, entweder über eine qualifizierte Gesellentätigkeit bzw. mit dem Erwerb des Meisterbriefs die Möglichkeit einen Handwerksbetrieb zu leiten oder auch ein Studium zu beginnen. Eine handwerkliche Ausbildung eröffne somit alle Optionen und sei keineswegs eine Sackgasse.
Haus erhofft sich durch diesen erweiterten Hochschulzugang eine weitere Steigerung der Attraktivität einer Ausbildung im Handwerk. Insbesondere Ausbildungen im Kontext der Energiewende könnten für junge Menschen noch attraktiver werden. Das Handwerk sei die erste Adresse, wenn es um Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Energiewende gehe. Ohne Handwerk kein Smart Home, keine erneuerbaren Energien, keine Wärmedämmung und keine modernen Mobilitätstechniken. Ohne Handwerk lassen sich weder die politischen Klimaschutzziele erreichen noch die Nachhaltigkeitsziele, für die viele Menschen auf die Straße gehen. „Handwerkerinnen und Handwerker arbeiten jeden Tag ganz praktisch daran, dass unser Leben nachhaltiger und klimafreundlicher wird. Und das nicht erst seit Nachhaltigkeit in aller Munde ist – Nachhaltigkeit liegt vielmehr in der DNA der oftmals familiengeführten Handwerksbetriebe, die auch an die nächste Generation denken“, meinte die Handwerkspräsidentin.
Haus erinnerte daran, dass Handwerksmeisterinnen und Handwerksmeister auch ohne Abitur in Hessen bereits seit dem Wintersemester 2004/2005 mit dem Meisterbrief studieren können. Nach Niedersachsen war Hessen seinerzeit das zweite Bundesland, das Handwerksmeisterinnen und Handwerksmeister beim Hochschulzugang den Abiturienten gleichgestellt hatte. Mittlerweile gilt diese Regelung für alle Bundesländer. „Mit dieser Option ist damals ein erster Schritt zur tatsächlichen Herstellung der Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung erfolgt“, so Susanne Haus abschließend.
Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern
Bierstadter Straße 45, 65189 Wiesbaden