Der PSA-Test zur Früherkennung des Prostatakarzinoms ist seit vielen Jahren in der Diskussion. Kürzlich kam der Vorwurf auf, eine der großen Studien sei nicht aussagekräftig. Eine erneute Bewertung des PSA-Tests im IGeL-Monitor ergab jedoch kein neues Ergebnis. Seit der Einführung des PSA-Tests vor rund 30 Jahren wird darüber diskutiert, ob der Test Männer davor bewahren kann, an Prostatakrebs zu sterben.
Etwas jünger ist die Diskussion über Schäden, die als Folgen des Tests möglicherweise in Kauf genommen werden müssen. Die Krankenkassen bezahlen zur Früherkennung des Prostatakarzinoms bei Männern ab 45 Jahren ein jährliches Abtasten der Prostata, nicht aber den PSA-Test. Der IGeL-Monitor hat den PSA-Test bereits vor einigen Jahren bewertet. Ergebnis damals: „tendenziell negativ“. Jetzt wurde die Studienlage erneut gesichtet und ausgewertet. Die Kritik an einer großen US-amerikanischen Studie wurde dabei besonders berücksichtigt. Im Endergebnis schneidet der PSA-Test jedoch nach wie vor „tendenziell negativ“ ab. Die Wissenschaftler des IGeL-Monitors sahen Hinweise auf einen Nutzen und Belege für Schäden.
Der PSA-Test hat zwei Effekte: Einerseits wird vermutlich eine gewisse Anzahl von Männern vor dem Tode durch Prostatakrebs bewahrt. Andererseits werden aber sicher viele Männer unnötig zu Krebspatienten, die ohne den Test nie von ihrem Krebs erfahren hätten. Diese Männer werden nicht nur mit der erschreckenden Diagnose „Krebs“ konfrontiert, sondern sie müssen auch mit den Folgen von Operation, Bestrahlung und Hormontherapie leben. Etliche von ihnen werden impotent und inkontinent, obwohl man ihren Krebs gar nicht hätte behandeln müssen. In Zahlen: Wenn 1000 Männer im Alter von 55 bis 69 Jahren alle vier Jahre einen PSA-Test machen lassen, wird ein Mann nicht an Prostatakrebs sterben und etwa 30 Männer werden die Diagnose Prostatakrebs und die Folgen der Therapie erfahren, obwohl ihr Krebs nie auffällig geworden wäre.
Obwohl sich Nutzen und Schaden jeweils auf der Basis von Studien abschätzen lassen, wird die Abwägung, die zur IGeL-Monitor-Bewertung „tendenziell negativ“ führt, nach einem festen Schema getroffen, das individuelle Wertevorstellungen nicht berücksichtigt. Wer Nutzen und Schaden nach seinen eigenen Werten gewichtet, kann demnach auch zu einem anderen Ergebnis kommen. Man sollte sich jedoch, bevor man den PSA-Test machen lässt, über die möglichen Konsequenzen im Klaren sein und nicht darauf vertrauen, dass der Test schon nicht auffällig sein wird. Denn wenn er auffällig ist, wird man auf die neue Situation reagieren müssen.
Die Bewertung gilt für Männer, die einen PSA-Test machen lassen im Vergleich zu Männern, die nichts unternehmen. Sinnvoll wäre auch ein Vergleich des PSA-Tests mit dem Abtasten der Prostata, das als jährliche Maßnahme zur Früherkennung von Prostatakrebs für Männer ab 45 Jahren von den Kassen übernommen wird. Die Wissenschaftler des IGeL-Monitors fanden jedoch keine Studien, die diese beiden Maßnahmen miteinander vergleichen.
Der PSA-Test ist eine der am häufigsten angebotenen IGeL. Er soll Prostatakrebs früh erkennen und durch eine rechtzeitige Behandlung den Tod durch Prostatakrebs verhindern helfen. Ein erfolgreicher Früherkennungstest wäre hochwillkommen, denn Prostatakrebs ist mit 14.000 Todesfällen nach Lungenkrebs die zweithäufigste Krebstodesursache der Männer. Da Prostatakrebs vor allem ältere Männer betrifft und zudem langsam wächst, sterben jedoch viele Prostatakrebs-Patienten nicht an ihrem Krebs, sondern an etwas anderem.
Hintergrund:
Unter www.igel-monitor.de erhalten Versicherte evidenzbasierte Bewertungen zu sogenannten Selbstzahlerleistungen. Entwickelt wurde die nicht-kommerzielle Internetplattform vom Medizinischen Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS). Der MDS berät den GKV-Spitzenverband in allen medizinischen und pflegerischen Fragen, die diesem qua Gesetz zugewiesen sind. Er koordiniert und fördert die Durchführung der Aufgaben und die Zusammenarbeit der Medizinischen Dienste der Krankenversicherung (MDK) auf Landesebene in medizinischen und organisatorischen Fragen.
Inzwischen wurden 41 Leistungen im IGeL-Monitor bewertet. Bislang gab es folgende Bewertungen:
positiv 0
tendenziell positiv 3
unklar 15
tendenziell negativ 17
negativ 4
in Überarbeitung 2
Vier weitere IGeL wurden nicht bewertet, sondern nur besprochen.
Zur Bewertung des PSA-Tests im IGeL-Monitor
Transparenz und Informationen sind unverzichtbar: Neue Website www.igel-monitor.de
Um Patienten noch besser fundiert zu unterstützen, hat der IGeL-Monitor seine Homepage neu gestaltet. „Dabei haben wir viele Anregungen der Nutzer aufgegriffen. Da viele Besucher auf die Internetseite kommen, um sich über eine ganz konkrete IGeL zu informieren, steht das Suchfenster im Mittelpunkt“, sagt Dr. Christian Weymayr, freier Medizinjournalist und Projektleiter des IGeL-Monitors. Darüber hinaus wurde das Design modernisiert und neu gestaltet. Die Nutzer können den IGeL-Monitor nun auf allen Endgeräten problemlos nutzen – sodass sich Patienten zum Beispiel auf dem Smartphone auch in der Praxis einfach informieren können. Wie auch bisher finden Besucher auf dem Internetportal ergänzende Informationen rund um IGeL: Wer bietet was, warum, wie an und vieles andere mehr.
-
PDF Dokument, 0.40 MB
Pressekontakt:
IGeL-Monitor
Elke Grünhagen
Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS)
Theodor-Althoff-Str. 47
45133 Essen