Kardiologen der DZHK-Standorte RheinMain und Berlin finden SARS CoV-2 im Herzmuskel von Patienten mit Herzmuskelentzündung nach abgelaufener COVID-19 Erkrankung. -COVID 19 hält die seit einigen Monaten nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch die medizinische Fachwelt in Atem. So setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV2 nicht nur die Lunge schwer schädigen kann, sondern auch andere Organsysteme wie zum Beispiel die Nieren, das Nervensystem und das Gefäßsystem in Mitleidenschaft gezogen werden können. Für Aufsehen sorgte zum Beispiel die Entdeckung, dass etwa ein Drittel der schwer an COVID-19 erkrankten Patienten an Thrombosen und Lungenembolien versterben. Schon beim Ausbruch der Pandemie in China wurde bekannt, dass bei COVID-19 auch eine Herzmuskelschädigung auftreten kann, die für die Patienten eine starke Bedrohung darstellt.
Nun haben Kardiologen an den DZHK-Standorten Rhein-Main und Berlin einen weiteren wichtigen Puzzlestein zum Verständnis von COVID-19 geliefert. Sie konnten bei Patienten, die mit dem Verdacht auf eine akute Herzmuskelentzündung eingeliefert wurden, im Herzmuskel SARS-CoV-2 finden. „Die Patienten am Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz waren unter 40 Jahre alt, körperlich aktiv, waren im Nasen-Rachenabstrich negativ für SARS-CoV-2 und hatten etwa vier Wochen vor der Aufnahme bei uns einen schweren grippeähnlichen Infekt gehabt“, berichtet Prof. Philip Wenzel.
Die Virus-RNA wurde in einem der führenden Speziallabore für die Untersuchung von Herzmuskelgewebe in Berlin nachgewiesen. „Von unseren Berliner Kollegen Dr. Escher und Prof. Schultheiss wussten wir, dass sie in Myokardbiopsien einiger Patienten mit schweren COVID-19 Verläufen, gelegentlich auch mit Herzinsuffzienz ohne COVID-19 das Virus nachgewiesen hatten. Das besondere bei unseren Fällen war, dass das Virus durch Myokardbiopsie im Herzmuskel auffindbar ist, auch wenn die eigentliche COVID-19 Erkrankung bereits durchgemacht wurde oder einen harmlosen Verlauf hatte. Nach einer klinischen unauffälligen Latenzzeit kamen die Patienten mit dem klinischen Verdacht einer Herzmuskelentzündung zu uns. Ob es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Entstehen der Herzmuskelentzündung und der SARS-CoV-2 Präsenz im Herzmuskel gibt, etwa durch anhaltende Vermehrung im Gewebe, ist noch nicht bekannt“, sagt Wenzel.
Die Arbeiten der beiden DZHK Gruppen konnten in den Fachzeitschriften Cardiovascular Research und ESC Heart Failure publiziert werden. „Die Langzeitfolgen nach einer überstandenen Corona-Erkrankung sind noch nicht bekannt. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die kardiovaskulären Beteiligungen von COVID-19 enorm wichtig sein können und aufmerksam behandelt und nachgesorgt werden müssen“, sagt Professor Thomas Münzel. „Patienten mit Herzbeschwerden sollten deshalb immer eine Chest-Pain-Unit aufsuchen – hier kann schnell geholfen werden, gerade in Corona-Zeiten.“
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