Dem Mittelstand in Deutschland geht der Nachwuchs aus: Zur Fachkräftelücke kommt eine Unternehmerlücke. Das Gründungsinteresse ist auf ein neues historisches Tief gesunken. Einen Hoffnungsschimmer gibt es: Die Zahl der Menschen, die mit innovativen Ideen zu den IHK-Gründungsberatungen kommen, steigt. Diese Entwicklung muss die Politik unterstützen und den Worten der im Koalitionsvertrag beschworenen "Neuen Gründerzeit" Taten folgen lassen. Gründungsinteresse nochmals gesunken 2013 führten die 80 Industrie- und Handelskammern 234.627 Gespräche mit angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern – sieben Prozent weniger als im Jahr zuvor. Ein Tiefstand seit Beginn der IHK-Gründerstatistik im Jahr 2002. Hauptgrund ist die weiter gute Arbeitsmarktlage: Der Druck zu Gründungen aus der Arbeitslosigkeit lässt weiter nach, qualifizierte Fachkräfte finden in abhängiger Beschäftigung gute Perspektiven, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels. Mehr Pioniere Die positive Seite der Medaille: 2013 gab es gegenüber 2012 rund 14 Prozent mehr Gründungsinteressierte, die ihrer IHK ein Geschäftskonzept mit einer unternehmerischen Idee vorlegten. Mit einem Anteil von 59 Prozent ist diese Gruppe erstmals in der Mehrheit gegenüber den Gründern aus der Arbeitslosigkeit. Sie sind durchweg besser vorbereitet als die sogenannten “Notgründer“. Impulsgeber für neue Geschäftsideen ist die rasante Entwicklung in der Informations- und Kommunikationstechnik: Seit 2006 hat sich die Zahl der Gründer von IT-Start-ups, die die IHK-Beratung aufsuchen, mehr als verdoppelt.
Aber: Hightech- und Wissensgründer noch immer eine kleine Minderheit 2013 wollten nur sieben Prozent aller Teilnehmer an IHK-Gründungsberatungen in einer technologieorientierten oder wissensintensiven Branche gründen – lediglich ein Prozentpunkt mehr als bei den entsprechenden Untersuchungen in den Jahren 2006 und 2009. Mangelware Eigenkapital
Fast zwei Drittel der IHK-Gründungsberater sehen einen nicht ausreichenden Zugang zu Eigenkapital als großes Hemmnis für Hightech- und Wissensgründer. Bezogen auf die Wirtschaftsleistung fließt in den USA zehnmal mehr Wagniskapital als in Deutschland. Angesichts der hohen Bedeutung innovativer Unternehmensgründungen für das Wachstum der Zukunft sollte die Politik steuerliche Hürden für Beteiligungskapital abbauen. Der DIHK-Gründerreport zeigt: Der Weg zu einer gesellschaftlichen Kultur der Selbstständigkeit ist noch lang. Jetzt ist Rückenwind für Pioniere gefragt. Aus DIHK-Sicht eignen sich folgende Maßnahmen besonders, um Gründungen in Deutschland zu vereinfachen: · Mehr Wagniskapital aktivieren
Der bessere Vortrag von Verlusten würde Investoren den Einstieg bei innovativen Start-ups, deren Erfolg am Markt nur schwer vorhersehbar ist, erleichtern. Bundeswirtschaftsminister Gabriel sollte seine hierzu angekündigte Initiative rasch konkretisieren. Zudem brauchen ausländische Investoren endlich Rechtsicherheit über die Besteuerung ihrer Beteiligungsgewinne in Deutschland – ein wichtiger Schritt zur Linderung der Gefahr von Doppelbesteuerung. · Willkommenskultur für Fachkräfte verbessern Insbesondere IT-Start-ups rekrutieren Fachkräfte auch aus anderen Ländern. Welcome-Center vor Ort könnten bürokratische Abläufe vereinfachen, gesetzliche Anforderungen an die Fachkräfte (Formalien zur Arbeitsaufnahme etc.) verständlich erklären und so ein wichtiges Willkommenssignal senden. · One-Stop-Shops für Gründer einrichten
Sie würden Gründern viel Bürokratie ersparen. Die IHKs könnten Anlaufstellen, beispielsweise auch für die rechtsgültige Bearbeitung von Gewerbeanzeigen, sein. In der Beratung bieten sie schon heute einen Gründerservice aus einer Hand an – von Erstauskunft über Businessplan-Check bis hin zu Hilfen bei Finanzierung, Förderanträgen und Gewerbeanzeigen. Ansprechpartner: Dr. Marc Evers, DIHK Berlin, Telefon 030 20308-1508DIHK | Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V. Breite Straße 29 D-10178 Berlin