Talente an der Werkbank entdecken: 300 Schüler schnupperten für zwei Wochen in 20 Berufsfelder. „Die Berufsorientierung ist beliebt wie nie“, berichtet Wilhelm Rabenberg.
Der Mitarbeiter der Handwerkskammer für Ostfriesland koordiniert die Praxistage für Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse. Keine einfache Aufgabe, gilt es 300 Teenies in den Werkstätten des Berufsbildungszentrums und der Kreisvolkshochschule Aurich zu betreuen. Innerhalb von zwei Wochen erkundeten die 13- bis 15-Jährigen von neun allgemeinbildenden Schulen aus der Region vier von insgesamt 20 Berufsfelder. Ob Maler, Elektriker, Tischler, Mediengestalter, Altenpfleger oder Restaurantfachmann – die Werkstattleiter und Ausbilder boten den Jugendlichen viele praktische Übungen, um ihre Talente und Fähigkeiten auszutesten.
„Einige haben zum ersten Mal einen Zollstock oder Hammer in der Hand. Dabei merken sie, welche Rolle der Schulstoff – Fächer wie Mathe, Deutsch oder Physik – im späteren Berufsleben spielt“, erzählt Rabenberg von den Aha-Erlebnissen der Schüler. Hinter der Aktion der Bildungsträger steht das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Ziel ist es, die Zahl der Jugendlichen, die die Schule ohne Abschluss verlassen oder ihre Ausbildung abbrechen, so gering wie möglich zu halten. „Wir wollen vermeiden, dass die Schüler ihre Ausbildung aufgrund falscher Vorstellungen wählen“, so der Sozialpädagoge weiter. Hierzu werden vorab die Neigungen und Fähigkeiten an den Schulen in sogenannten Potenzialanalysen erkundet und entsprechend Berufsfelder ausgewählt. Der Vorteil: „Die Schüler blicken über ihren Tellerrand – so können Mädchen auch in klassische Männerberufe hineinschnuppern und Jungs erfahren, dass vielleicht der Metallbauer doch viel besser zu ihnen passt als der Elektrotechniker“, erklärt Rabenberg.
Bei Natascha Prast aus Aurich zumindest scheint die Rechnung aufzugehen. Sie hatte viel Spaß an der Werkbank für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Die 14-jährige Schülerin der Integrierten Gesamtschule Aurich-West lötete fleißig an einem Kerzenhalter aus Kupferrohren. Katja Harms von der Realschule Aurich probierte sich im Tischlerhandwerk, obwohl die 13-jährige Auricherin ihre Vorliebe für das Restaurant-Fach bekräftigte. Auch Nico Hoofdmann (14) aus Ihlow testete sein Geschick in der Tischlerei an einem hölzernen Puzzle. Am besten gefiel dem Schüler der Hermann-Tempel-Gesamtschule Ihlow, einen Motorblock in der Kfz-Werkstatt zu zerlegen. „Vielleicht werde ich aber auch später Elektriker“, wollte er seine Berufswahl noch nicht so genau festlegen. Bis die Teenies von der Schulbank ins Arbeitsleben wechseln, bleibt ihnen noch etwas Zeit. Für einen guten Einstieg erhalten alle Schüler ein Leistungszeugnis für ihre erste Bewerbungsmappe.
Bild_Harms: Wie man einen Teufelsknoten, ein hölzernes Puzzle, baut, erklärte Ausbilder Peter Wagner der Schülerin Katja Harms (13) von der Integrierten Gesamtschule Aurich-West.
Handwerkskammer für Ostfriesland
Straße des Handwerks 2
26603 Aurich