IHK-Konjunkturumfrage im zweiten Quartal 2017: Vor allem die guten Geschäfte der heimischen Industrie sorgen dafür, dass der Aufschwung im Süden Sachsen-Anhalts stabil bleibt. Dies besagt der aktuelle Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK). Leicht gegenläufige Einschätzungen etwa aus den Dienstleistungsunternehmen oder dem Baugewerbe können so kompensiert werden. Insgesamt liegt der IHK-Geschäftsklimaindex mit derzeit 26,4 Punkten nur knapp unter seinem Hoch vom Jahresanfang.
„Alle Industriebereiche der Region melden mehrheitlich bessere Geschäfte. Auch der Export zieht wieder deutlich an. Die gute Entwicklung hier steht mithin auf einer breiten, soliden Grundlage“, erläutert Danny Bieräugel, IHK-Konjunkturexperte. „Doch auch die Rahmenbedingungen für die nachfrageorientierten Branchenbereiche bleiben grundsätzlich intakt, trotz leichten Gegenwindes hält hier der Aufschwung an“, so Bieräugel weiter.
IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Thomas Brockmeier sieht mit Blick auf die Bundestagswahl dennoch keinen Spielraum für teure Versprechen: „Wir brauchen Vorrang für weiteres Wachstum, davon werden letztlich alle profitieren.“ Er verweist auf ein Positionspapier, das die IHK-Vollversammlung kürzlich verabschiedet hat. Die Unternehmerschaft im Süden Sachsen-Anhalts hat für 13 Politikfelder klare Ziele und eindeutige Handlungsempfehlungen formuliert. Die IHK begrüße es ausdrücklich, wenn sich Wahlkämpfer für mehr öffentliche Investitionen etwa in Infrastruktur und Innovationen stark machten, so Brockmeier. „Das gilt allerdings nicht für jene Art von Etikettenschwindel, der ganz gewöhnliche Ausgaben einfach zu ‚Investitionen in die Zukunft‘ deklariert.“
Anhang: Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen
Die Industrie meldet auf breiter Basis verbesserte Lagewerte. Der Geschäftsklimaindikator fällt zwar gegenüber dem Vorquartal leicht auf 26,0 Punkte ab. Insbesondere die Geschäftslage wird aber nochmals besser bewertet und ist mit 47,9 Prozentpunkten nun auf dem höchsten Stand seit 2011: Dabei sind insbesondere die Umsätze und die Auftragseingänge im aktuellen Quartal gestiegen. Auch der Export zieht kräftig an. Die Geschäftserwartungen fallen angesichts der starken Verbesserung jetzt zurückhaltender aus, bleiben aber per Saldo im positiven Bereich.
Das Baugewerbe vermeldet weiter ein Geschäftsklima auf hohem Niveau. Mit 35,3 Punkten liegt es auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Saisonbereinigt hält der moderate Rückgang von den Spitzenwerten damit an. Einer saisonal üblichen verbesserten Lagebewertung stehen deutlich zurückhaltende Erwartungen gegenüber. Angesichts sehr hoher Auslastung und weiterhin steigender Auftragseingänge und Umsätze gibt es hier aber keinen Anlass zur Sorge – die gesteigerte Vorsicht kann sogar als gesunder Realismus zum Schutz vor Fehlentwicklungen gelten.
Das Dienstleistungsgewerbe spürt aktuell leichten Gegenwind, der Klimaindex geht von 32,5 Punkten auf 27,2 Punkte zurück. Die stetige Verbesserung seit 2015 setzt sich somit derzeit nicht fort. Dabei fällt die Geschäftslage gegenwärtig auf hohem Niveau etwas schwächer aus. Die Erwartungen bleiben dagegen unverändert und per Saldo leicht optimistisch. Auch die Planungen geben mit soliden positiven Werten für Beschäftigung und Investitionen keinen Anlass zur Sorge.
Im Handel setzt sich die Stabilisierung fort. Das Geschäftsklima bleibt mit 18,7 Punkten gegenüber dem Vorjahresquartal konstant. Aktuell ist es der Einzelhandel, der – nach seiner Schwäche im Vorquartal – wieder deutliche Lage- und Erwartungsverbesserungen vorweisen kann. Der Großhandel bleibt dabei auf seinem guten Niveau konstant. Die Investitionsabsichten im Handel gehen nach den außerordentlich hohen Werten im Vorjahr weiter zurück – aktuell fallen sie auf die Nulllinie zurück.
Das Verkehrsgewerbe nimmt dagegen jetzt Fahrt auf. Das Geschäftsklima verbessert sich auf 26,2 Punkte und liegt damit über den Werten von Vorquartal und Vorjahrsquartal. Die Geschäftslage steigt deutlich durch mehr Umsätze und Auftragseingänge. Die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate bleiben gegenüber dem Vorquartal fast unverändert optimistisch.
Methodik:
Für den Konjunkturbericht befragt die IHK viermal im Jahr eine repräsentative Stichprobe ihrer Mitgliedsunternehmen. Diese geben dabei unter anderem an, wie sie ihre aktuelle Geschäftslage bewerten und welche Entwicklung sie zukünftig erwarten.
Die Umfragedaten aus den verschiedenen Branchen werden um saisonale Effekte bereinigt, nach Branchen gewichtet und ausgewertet. Indexwerte zeigen jeweils den Saldo zwischen dem Anteil positiver und negativer Einschätzungen.
Lesebeispiel: Wenn 60 Prozent der befragten Unternehmer die Geschäftslage als gut einschätzen, 25 Prozent als neutral und 15 Prozent als schlecht, dann beträgt der resultierende Wert 45 Punkte. Im Gesamtindex werden Lagebewertungen und Erwartungen zusammengefasst.
Sowohl die Befragung als auch die Auswertung und Hochrechnung der Ergebnisse erfolgt nach anerkannten wissenschaftlichen Methoden. Im südlichen Sachsen-Anhalt nehmen regelmäßig etwa 600 von insgesamt 3.000 befragten Unternehmen an der Erhebung teil.