Zum Schuljahresstart fordert der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) ein deutliches Bekenntnis der Landesregierung zur Gemeinschaftsschule. Diese Woche starten die ersten Schülerinnen und Schüler in die zehnte Klasse der 2012 eingeführten Schulart. „Ihnen muss der Übergang an ein Berufliches Gymnasium ermöglicht werden“, sagte Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold.
Der BWHT setzt sich bereits seit dem PISA-Schock im Jahr 2001 für ein längeres gemeinsames Lernen an baden-württembergischen Schulen ein. Die Vorfestlegung auf einen Bildungsweg nach Klasse 4 komme zu früh, denn Jugendliche brauchen Zeit, um ihre Kompetenzen und Talente zu entwickeln, so lautete damals das Hauptargument. Ferner erhofft sich das Handwerk, dass aufgrund der vertieften Berufsorientierung mehr Jugendliche nach Klasse 9 oder Klasse 10 eine Ausbildung beginnen.
„Die Gemeinschaftsschule steht am Scheideweg“, so Reichhold. Eltern würden sich nur dann für sie entscheiden, wenn die Perspektiven für ihre Kinder stimmen. „Allerdings wollen die meisten Eltern, dass ihr Kind das Abitur macht“, ist sich der Landeshandwerkspräsident bewusst. Daher unterstütze das Handwerk den Vorschlag der grünen Landtagsfraktion, den Schülerinnen und Schülern der Gemeinschaftsschulen im Auswahlverfahren der Beruflichen Gymnasien die gleichen Zugangsvoraussetzungen zu ermöglichen wie den Absolventen der Realschule. Ihnen dürften nicht nur 15 Prozent der Plätze zur Verfügung stehen, um die sie noch dazu mit Schulwechslern von allgemein bildenden Gymnasien konkurrieren. Ob sie den Weg zum Abitur dann tatsächlich einschlagen oder doch eine Berufsausbildung beginnen, müsse man am Ende des Schuljahres sehen. „Wird ihnen diese Chance jedoch verbaut, wird die Idee der Gemeinschaftsschule wohl scheitern“, mahnte Reichhold.
Zudem fordert das Handwerk mehr Lehrerstellen. Kleinere Klassen und mehr Zeit für die individuelle Förderung und Betreuung seien eine wichtige Grundvoraussetzung für den späteren Lernerfolg. Auch brauche es mehr Gymnasiallehrkräfte an den Gemeinschaftsschulen, um Schülerinnen und Schüler auf entsprechendem Leistungsniveau zu unterrichten. Hierfür müsse die Landesregierung Anreize schaffen.
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