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„Von der bipolaren Weltordnung und der politischen Berechenbarkeit früherer Tage sind wir heute weit entfernt. Es findet ein Transformationsprozess statt.“ Diese These stellte Dirk Wiese MdB an den Beginn seines Vortrages, den er vor den Mitgliedern des Außenwirtschaftsausschusses der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) hielt. Bei der Sitzung in den Räumlichkeiten der Gustav Hensel GmbH & Co. KG in Lennestadt stand unter anderem das Denken und Handeln des amerikanischen Präsidenten Donald Trump im Fokus – vor allem aber die Frage nach dem Umgang mit der Russischen Föderation. - Foto: Dirk Wiese MdB (Mitte) mit den Mitgliedern des Außenwirtschaftsausschusses der IHK Siegen.

IHK Siegen: "Dialog und Kooperation sind nötig: IHK-Außenwirtschaftsausschuss rückte Russland in den Fokus"
Das Riesenreich im Osten hat zuletzt Schlagzeilen geliefert, die hierzulande für massive Kritik sorgten – von der völkerrechtswidrigen Annexion der Halbinsel Krim im Schwarzen Meer bis hin zum Krieg in der Ost-Ukraine. Zurzeit sind noch Handelsbeschränkungen der EU wirksam. Doch das Land scheint sich wirtschaftlich zu erholen. Erstmals seit fünf Jahren ist 2017 auch das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Russland wieder gestiegen. Deutsche Exporte im Wert von 25,9 Milliarden Euro und ein insgesamt potenzialreicher Markt im flächenmäßig größten Staat der Welt lassen erahnen, welchen Stellenwert die deutsch-russischen Handelsbeziehungen auch für die heimische Wirtschaft aufweisen.


„Auch wenn sich die inhaltlichen Vorstellungen in einigen Bereichen diametral gegenüberstehen: Politisch sind konstruktive Gespräche mit unseren Kollegen in Russland immer möglich“, unterstrich Dirk Wiese. Die Bundesregierung hat ihn im April dieses Jahres zum „Koordinator für die zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit mit Russland, Zentralasien und den Ländern der Östlichen Partnerschaft“ ernannt. Der Sozialdemokrat sieht trotz vieler Meinungsverschiedenheiten auch Einigkeit, etwa hinsichtlich des Iran-Atomabkommens, dessen Fortbestand beide Länder mit großem Interesse unterstützten.


Gleichwohl verwies er aber auch auf die Probleme, mit denen Russland derzeit konfrontiert sei. Das Land stehe vor immensen innenpolitischen Herausforderungen. Exemplarisch dafür stehe die umstrittene Rentenreform, die zudem das nationale Renommee und die Umfragewerte des amtierenden Präsidenten Wladimir Putin beeinträchtige. Für Deutschland sei es wichtig, weiterhin an den Beziehungen zu Russland zu arbeiten. Dasselbe gelte auch für die gesamte EU. Sie sei gefordert, Kooperationsmöglichkeiten mit der Eurasischen Wirtschaftsunion zu suchen.
Dr. Horst Bach, Mitglied des Russisch-Deutschen Kulturzentrums Litera e.V. in Siegen und seit Jahren Vortragender zu Themen im Rahmen der deutsch-russischen Beziehungen, hob in seinem Vortrag die Relevanz des zivilgesellschaftlichen Dialogs hervor. Gerade in politisch angespannten Zeiten komme es darauf an, die Gemeinsamkeiten herauszustellen und aufeinander zuzugehen. Dies sei eine der zentralen Zielsetzungen des in Berlin ansässigen Deutsch-Russischen Forums e.V., dem Bach angehört. Doch auch bei der derzeitigen Modernisierung der Wirtschaft benötige Russland dringend Unterstützung, die die Bundesrepublik auf jeden Fall leisten könne.


Ein konkretes Beispiel, wie wirtschaftliche Kooperationen mit Russland funktionieren können, präsentierten Jürgen Schädler (Gustav Hensel GmbH & Co. KG) und Michael Büenfeld (MENNEKES Elektrotechnik GmbH & Co. KG). Die beiden Betriebe haben 2012 ein Joint Venture in der Millionen-Metropole St. Petersburg gegründet. Insgesamt 20 Mitarbeiter sind vor Ort tätig, davon acht Elektroingenieure im Außendienst. Ziel war es von Anfang an, einzelne in Deutschland hergestellte Baukomponenten am russischen Standort zu konzentrieren. Die Zusammenarbeit trägt Früchte: Seit der Entstehung des Joint Ventures ist es gelungen, den dortigen Umsatz zu verdoppeln.


Dass sich die Gustav Hensel GmbH & Co. KG auf einem exzellenten Kurs befindet, bestätigte auch Philipp Christian Hensel. Der geschäftsführende Gesellschafter beschrieb die zahlreichen Felder, die das Unternehmen mittlerweile bearbeite. Man erziele mit insgesamt 800 Mitarbeitern einen Umsatz von knapp 100 Millionen Euro und sei bestrebt, bestmögliche Produkte in allen Bereichen sicherzustellen. Um auch in Zukunft hochwertige Arbeit abliefern zu können, richte man den Fokus ganz bewusst auf den Nachwuchs in den eigenen Reihen. Momentan beschäftige das Unternehmen 45 Auszubildende. Junge Menschen könnten hier auch über ein duales Studium den Einstieg ins Berufsleben finden.


Abschließend lud Dirk Rosenberg, Geschäftsführer der aquatherm GmbH, die Vertreter des Außenwirtschaftsausschusses dazu ein, beim Fachsymposium „BIGGEXCHANGE“ dabei zu sein. Das Unternehmen initiiert das Treffen vom 11. bis 13. September an seinem Hauptsitz in Attendorn. Die international hochkarätig besetzte Veranstaltung adressiert Führungspersönlichkeiten aus der Bauindustrie und dem Anlagenbau.  

 

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