Studie über die steuerliche Forschungsförderung - Steuerliche F+E-Förderung rechnet sich für den Standort. Die Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung in Deutschland hätte einen nachweisbar positiven Effekt auf die Forschungs- und Entwicklungstätigkeit (F+E) der Privatwirtschaft. So das Ergebnis der neuen Studie „Steuerliche Forschungsförderung und das 3,5 Prozent-Ziel für Deutschland“, die im Auftrag der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. vom ifo Institut erstellt wurde. „Für jeden geförderten Euro entstehen 1,33 Euro an zusätzlichen privaten F+E Aufwendungen. Als Förderinstrument ist die steuerliche Forschungsförderung somit eine wichtige Ergänzung zur Projektförderung. Darauf kann und darf Deutschland im internationalen Forschungs- und Standortwettbewerb nicht verzichten“, kommentiert vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.
Das erklärte Regierungsziel, die F+E Ausgaben bis 2025 auf 3,5 Prozent in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) auszuweiten, ist laut vbw nur über die steuerliche Forschungsförderung zu erreichen. „Sie ist effizient und im Ausland weit verbreitet. Fast alle Länder, die mit Deutschland wirtschaftlich konkurrieren, setzen auf diesen Effekt“, so Brossardt. 2006 lag der Anteil der F+E Ausgaben am BIP bei 2,4 Prozent, 2016 bei 2,9 Prozent. „Alle zehn Jahre eine Steigerung um einen halben Prozentpunkt ist zu langsam. Bis 2025 bleiben gerade noch sieben Jahre um die Marke von 3,5 Prozent zu erreichen. Wir brauchen mehr Tempo, um diesen innovationshemmenden internationalen Wettbewerbsnachteil schleunigst zu beheben“, betont Brossardt.
Die Studie beziffert den konkreten Wettbewerbsvorteil, der geförderten Unternehmen durch steuerliche Forschungsförderung entsteht. „Deutschland bildet sowohl bei kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) als auch bei Großunternehmen OECD-weit das traurige Schlusslicht. Die USA hingegen, die bis 2017 eine nur unwesentlich bessere Förderung hatten als Deutschland, haben durch ihre jüngste Steuerreform massiv an Boden gewonnen. Sie beinhaltet auch verbesserte F+E Förderbedingungen“, erklärt Brossardt. So haben laut Studie KMU in Frankreich für F+E Aufwendungen einen steuerlichen Vorteil in Höhe von 43 Prozent gegenüber sonstigen Aufwendungen. Im Vereinigten Königreich sind es noch 27 Prozent. Auch F+E-Aufwendungen von Großunternehmen werden im Ausland gefördert, allerdings geringer: in Frankreich mit 22 Prozent, im Vereinigten Königreich mit zehn Prozent. „Unsere Unternehmen werden bei den F+E Aufwendungen nicht entlastet, sondern mit zwei Prozent zusätzlich belastet“, erläutert Brossardt. Hintergrund sind Regeln, die eine vollständige Abschreibung im Jahr der F+E Investition verhindern.
Für KMU bestätigt die Studie einen besonders effizienten Fördereffekt, dieser reicht jedoch allein nicht aus, um das 3,5 Prozent-Ziel insgesamt zu erreichen. „90 Prozent der privaten F+E Aufwendungen in Deutschland werden von Großunternehmen geleistet. Deshalb ist die Einbindung aller Firmen dringend geboten“, so Brossardt. Eine ausschließliche Förderung kleiner Unternehmen würde zu Verdrängungseffekten führen. Insbesondere multinationale Unternehmen verlagerten dann ihre F+E Aufwendungen ins steuergeförderte Ausland. „Als Standort im internationalen Forschungs- und Wissenswettbewerb müssen wir alles dafür tun, um attraktiv zu bleiben. Ansonsten verspielen wir unsere zukünftige Wettbewerbsfähigkeit“, betont Brossardt.
Die Studie steht hier zum Download bereit.
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