IHK-Wirtschaftsgespräch in der Wasserburg Hainchen - Wirtschaftsgespräch in guter Atmosphäre im Gewölbekeller der Wasserburg Hainchen: Klaus Gräbener, Bürgermeister Paul Wagener und Paul Breuer (v.l.). - In der Entwicklung der Gesamtbeschäftigung liegt Netphen an der Spitze aller Kommunen im Bezirk der IHK Siegen. „Rund 7300 Menschen stehen hier in Lohn und Brot, 1300 mehr als noch 1990 – ein Anstieg um fast 22 %. Das ist Spitze in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe. In beiden Kreisen wuchs die Beschäftigung im selben Zeitraum um 12 %“, erläuterte Klaus Gräbener beim kommunalen Wirtschaftsgespräch der IHK in der Wasserburg Hainchen.
Insgesamt, so der IHK-Hauptgeschäftsführer, hätten die Betriebe in den vergangenen zwölf Jahren in beiden Kreisen mehr als 28.000 neue sozialversicherungspflichtige Jobs geschaffen. „Im Ergebnis steht man in vielen Teilen des Kammerbezirks an der Grenze zur Vollbeschäftigung oder hat sie bereits überschritten.“
Größeren Handlungsbedarf gibt es aus Sicht der IHK in Netphen im Einzelhandel. Die Einzelhandelszentralität liege für eine Stadt mit rund 23.300 Einwohnern und drei Einkaufszentren im Vergleich zu niedrig, beschrieb Ann Katrin Hentschel von der IHK die Situation. „Mit anderen Worten: Es fließt Kaufkraft ab. Von 100 € werden nur etwas mehr als 65 € in Netphen ausgegeben. Das ist unter Berücksichtigung der regionalen Strukturen nicht besorgniserregend, zeigt aber Handlungsbedarfe auf!“ Ziel müsse sein, den örtlichen Einzelhandel für die Kunden sichtbarer zu machen. Die von der IHK angestoßene Imagekampagne „Heimat Shoppen“, an der in diesem Jahr mehr als 800 Händler mitwirkten, leiste hierzu einen wichtigen Beitrag.
Mit einer Untersuchung zur Attraktivität der Innenstädte will die IHK allen 18 Städten und Gemeinden des Kammerbezirks Handlungspotenziale und Empfehlungen für die weitere Standortentwicklung geben. „Gemeinsam mit den Arbeitsgemeinschaften der Sparkassen und Volksbanken investiert die IHK 90.000 € in dieses Projekt. Von den Erkenntnissen erhoffen wir uns wertvolle Ansätze auch für die Beratungen in den kommunalen Gremien. Ziel ist nicht ein Vergleich der Kommunen untereinander, sondern, Erkenntnisse für die einzelne Kommune gewinnbringend zu nutzen. Sollten sich vor Ort hieraus weitere Initiativen entwickeln, sind wir gerne bereit, diese zu begleiten“, so Ann Katrin Hentschel. Bürgermeister Paul Wagener nahm den Ball gerne auf und kündigte an, die IHK in die Präsentation der Ergebnisse gegenüber der Politik einzubinden.
Auch bei der Suche nach künftigen Industrie- und Gewerbeflächen arbeiten IHK und Stadtverwaltung eng zusammen. Derzeit wird ein neuer Regionalplan aufgestellt. Hier wird entschieden, wo und wie umfangreich heimische Betriebe in den nächsten Jahrzehnten überhaupt noch Flächen für betriebliche Erweiterungen oder Neuansiedlungen in der Region vorfinden. Um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen, hatte die IHK zu Jahresbeginn ein Fachbüro beauftragt, sich gemeinsam mit den Städten und Gemeinden auf die Suche nach möglichen Flächen zu begeben, die für den Regionalplan vorgestellt werden können. „Die Ergebnisse werden noch in diesem Jahr vorliegen. Es zeichnet sich bereits eine höhere Unterversorgung ab. Der Druck in Richtung interkommunale Zusammenarbeit auch bei der Entwicklung von Gewerbegebieten ist groß“, betonte der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Hermann-Josef Droege.
Weiterer Schwerpunkt des Wirtschaftsgesprächs: die Lage auf dem Fachkräftemarkt. „Wir haben derzeit keine größeren Probleme, junge Menschen für eine Ausbildung in unserem Betrieb zu finden. Deutlich schwieriger ist es, fertig ausgebildete Fachkräfte für den Ausbau oder die Statik zu gewinnen“, berichtete Matthias Büdenbender. Der Geschäftsführer der Büdenbender Hausbau GmbH in Hainchen schlug sogleich vor, regelmäßig eine kleine Messe in Netphen durchzuführen, um Schülern die heimischen Unternehmen vorzustellen. Henning Hofmann, kaufmännischer Leiter der Gräbener Maschinentechnik GmbH & Co. KG in Werthenbach, sah ein Problem in der nachrückenden Fachkräftegeneration selbst: „Die Work-Life-Balance hat heute bei vielen jungen Berufseinsteigern einen hohen Stellenwert. Die Bereitschaft, für längere Zeit auf Montage zu fahren, ist nur noch bei wenigen jüngeren Menschen vorhanden.“
Abschließend dankte Klaus Gräbener dem Vorsitzenden des Siegerländer Burgenvereins, Paul Breuer, für dessen Gastfreundschaft. Die Teilnehmer des Wirtschaftsgespräches wurden vom ehemaligen Landrat im Anschluss in die spannende Geschichte der Wasserburg Hainchen eingeführt und erfuhren interessante Details zur derzeitigen Sanierung des Bauwerks. Ziel sei, die Burg zu neuem Leben zu erwecken und dabei zu einer Plattform für unterschiedliche heimatbezogene Aktivitäten zu gestalten. „Damit wird man der historischen Bedeutung der Wasserburg am ehesten gerecht“, betonte Paul Breuer.
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