„Bildungsmonitor 2019“ - Wirtschaft sieht Handlungsbedarf bei Betreuung im Grund- und Realschulbereich und Stärken bei Integration. Pollert: „Brauchen eigenes Fach Wirtschaft.“ -Als Ergebnis des heute vorgestellten Bildungsmonitors 2019 des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) liegt das hessische Bildungssystem mit Platz 10 erneut nur im unteren Mittelfeld, knapp hinter Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz, aber mit hohem Abstand zum Spitzentrio Sachsen, Bayern und Thüringen. „Der Monitor gibt klare Signale, wo Hessen sich verbessern kann, zeigt aber auch Fortschritte. Optimierungs-Schwerpunkte sind: der Ausbau der Ganztagsschulen, mehr Fremdsprachenunterricht in Grund- und Berufsschulen, eine stärkere Forschungsorientierung sowie ein attraktiveres Angebot der Hochschulen für Ausländer. Und ganz allgemein brauchen wir ein eigenes Fach Wirtschaft, damit Schule auch lebenspraktische Hilfe zur Alltagsbewältigung gibt“, kommentierte Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU), das Ergebnis aus Sicht der Wirtschaft.
Pollert hob allerdings hervor, dass der Monitor auch Fortschritte in Hessen belege. Plätze im oberen Drittel erreiche das hessische Schulsystem bei der Integration und bei einem Teil der Förderinfrastruktur. So würden überdurchschnittlich viele Drei- bis Sechsjährige ganztags betreut. Ähnlich gut sieht es laut Pollert in der Sekundarstufe I aus. Pollert lobte auch ausdrücklich den Aufbau bei den Lehrerstellen in den vergangenen 3 Jahren sowie die erheblichen Eigenleistungen von Land und Schulträgern beim neuen Digitalpakt mit dem Bund. Vor kurzem sei Hessen zudem in einem anderen Länderranking mit der geringsten Zahl der Schulabbrecher auf dem Platz 1 gelandet.
„Ich bin fast 18 und habe keine Ahnung von Steuern, Miete und Versicherungen. Kann aber eine Gedichtanalyse in 4 Sprachen“, hatte schon 2015 die 17-jährige Schülerin Naina getwittert, vielen Schülerinnen und Schülern aus dem Herzen gesprochen und erhebliche Medienresonanz erzeugt. In einem Schwerpunktkapitel des diesjährigen Bildungsmonitors haben sich auch die Wissenschaftler des IW intensiv mit ökonomischer Bildung befasst. Das Ergebnis zeige leider, dass sich bisher nur wenige Bundesländer um eine solide ökonomische Schulbildung bemühten. Dies treffe aus Sicht der VhU leider auch auf Hessen zu. Denn im Fach „Politik und Wirtschaft“ liege der Schwerpunkt im Schulalltag zumeist auf politischen Aspekten. „Diese sind zwar wichtig, dürfen aber nicht zu Lasten des wirtschaftskundlichen Unterrichts gehen“, hob der VhU-Hauptgeschäftsführer hervor: „Nichts gegen Gedichtanalysen, Sprach- und Politikunterricht – im Gegenteil. Auch als Wirtschaft leisten wir gerne mit Fortbildungsangeboten bei SCHULEWIRTSCHAFT unseren Beitrag zur ökonomischen Bildung. Aber entscheidend ist, dass wirtschaftliche Inhalte als Teil der Allgemeinbildung unbedingt auch in den Schulcurricula abgebildet sein müssen, damit die Kompetenzen von Lehrkräften und Schülern in ökonomischen Fragen nicht von ergänzenden Angeboten der Wirtschaft abhängen. Deshalb brauchen wir ein eigenes Fach Wirtschaft“, mahnte Pollert.
Alle Ergebnisse auf www.insm-bildungsmonitor.de
Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V. (VhU)