Erstmals sind alle an einem Tisch - Südthüringer Wirtschaftskammern erarbeiten mit Landkreisen und kreisfreien Städten einen Plan für das Berufsschulnetz in Thüringens Süden. Alle sechs Jahre wird das Thüringer Berufsschulnetz überarbeitet. Die nächste Novelle steht zum Schuljahresbeginn 2022/2023 an. Erstmals haben die Südthüringer Wirtschaftskammern dafür einen Abstimmungs- und Diskussionsprozess zwischen den Landkreisen und kreisfreien Städten in Südwestthüringen gestartet. Seit Oktober 2019 wurden Grundpositionen sowie Vorschläge für die einzelnen Berufsschulstandorte abgestimmt. In einer gemeinsamen Stellungnahme vertreten fünf der insgesamt sieben Gebietskörperschaften in Südwestthüringen einen neuen Ansatz zur strategischen Entwicklung des Berufsschulnetzes. Nun werden die Vorschläge dem Bildungsministerium offeriert. Es ist ein Novum, dass die Industrie- und Handelskammer Südthüringen (IHK) und die Handwerkskammer Südthüringen (HWK) die Landkreise Schmalkalden-Meiningen, Hildburghausen, Sonneberg, den Ilm-Kreis, den Wartburgkreis sowie die kreisfreien Städte Eisenach und Suhl an einen Tisch setzen, um die Planung des Schulnetzes gemeinsam zu gestalten.
Eckpfeiler des gemeinsamen Ansatzes sind u. a. die Ausrichtung des Berufsschulnetzes nach den wirtschaftlichen Bedarfen, die Anpassung der Mindestzahl für Klassenstärken an aktuelle Erfordernisse und die Einrichtung von Schwerpunktschulen in Verbindung mit zukunftsorientierten digitalen Kooperationen der Berufsschulen der Region. Ebenso schlagen die Unterzeichner des Papiers vor, Konzepte zur Qualifizierung von Quereinsteigern in die Lehrerschaft der Berufsschulen zu erarbeiten.
In Südwestthüringen gibt es derzeit die Berufsschulstandorte Suhl/Zella-Mehlis, Arnstadt, Ilmenau, Sonneberg, Hildburghausen, Schmalkalden, Meiningen sowie Eisenach und Bad Salzungen. „Die erarbeitete Position zielt darauf ab, alle Standorte zu erhalten und fachlich weiterzuentwickeln. Ebenso sollen strukturbestimmende Berufe, wie beispielsweise Informatiker, die in Erfurt die Berufsschule besuchen müssen, wieder zurück nach Südthüringen geholt werden“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Ralf Pieterwas.
Aus Sicht der IHK Südthüringen ist es deshalb bedauerlich, dass sich der Ilm-Kreis und die Stadt Suhl bislang nicht zu den Vorschlägen einer Schulnetzstruktur ab 2022 bekannt haben. „Wir sind optimistisch, dass sich Suhl und der Ilm-Kreis dem weithin gefassten Konsens noch anschließen. Schließlich geht es um eine strategisch wichtige Entscheidung, die unsere gesamte Region voranbringt und von der nicht nur Unternehmen, sondern auch Schulträger, Eltern und Berufsschüler profitieren. Dafür werden wir uns in den kommenden Wochen in weiteren Beratungen einsetzen“, sagt Dr. Pieterwas.
Die Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Südthüringen, Manuela Glühmann, konstatiert im Verfahren ein hohes Vertrauenspotential zwischen den Wirtschaftskammern und freut sich, dass es bis auf zwei Ausnahmen gelungen ist, ein Südthüringer Positionspapier als Stellungnahme an das Ministerium abzugeben. Sie betont, dass sich das künftige Berufsschulnetz vor allem und in erster Linie an den regionalen Strukturen und wirtschaftlichen Erfordernissen orientieren muss. Dafür müssen die Rahmenbedingungen wie die Ausstattung mit personellen und materiellen Ressourcen geschaffen werden. Das Handwerk der Region braucht dazu klare Positionierungen der verantwortlichen Stellen. Da sich das Ministerium im aktuellen Entwurf des Berufsschulnetzes noch nicht zur Beschulung der Bauhauptgewerke geäußert hat, plädiert und fordert Glühmann den Standort in Südthüringen nicht nur zur sichern, sondern auszubauen: „Wir müssen hier in der Region eine zentrale Ausbildung in den Bauhaupt- und den Baunebengewerken in starker Struktur anbieten. Die Fachkräftesicherung steht auch eins zu eins für wirtschaftliche Stärke in der Region.“
Industrie- und Handelskammer Südthüringen
Bahnhofstraße 4-8
98527 Suhl