Gemeinsame Konjunkturumfrage: Wirtschaft erholt sich; Lieferengpässe, steigende Preise und fehlende Fachkräfte machen Sorgen. - Die konjunkturelle Dynamik Berlins hat im Herbst an Fahrt gewonnen. Viele Branchen sind auf Erholungskurs, der Anschluss an das Vorkrisen-Niveau verläuft dabei unterschiedlich schnell. Noch sind nicht alle Folgen der Krise überwunden. Dies gilt vor allem für die Veranstaltungs- und Beherbergungsbranche. Das ist das Ergebnis der gemeinsamen Konjunkturumfrage von Handwerkskammer Berlin und IHK Berlin unter Berliner Unternehmen und Handwerksbetrieben. Lieferengpässe, steigende Preise und fehlende Fachkräfte bremsen jedoch eine noch schnellere wirtschaftliche Erholung. Der Geschäftsklimaindex erholt sich zum dritten Mal in Folge und steigt auf 125 Punkte. Damit liegt er zwar unter den Höchstwerten der Vor-Corona-Zeit, aber deutlich über dem Wert im Herbst 2020 (106 Punkte). Der Geschäftsklimaindex berechnet sich aus den Angaben zur aktuellen geschäftlichen Lage des befragten Unternehmens und den Erwartungen für das kommende Jahr.
Bei den Investitionsaktivitäten liegt der Wert mit 37 Punkten sogar über dem von 2019, also vor Beginn der Krise. Besonders optimistisch blickt die Digitalwirtschaft in die Zukunft. Auch die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt steigt weiter. Die Unternehmen wollen verstärkt einstellen, haben aber zunehmend Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu finden. Der wachsende Mangel an Fachkräften droht deshalb die wirtschaftliche Erholung zu bremsen. Mehr als 52 Prozent der Unternehmen sehen hierin eine Gefahr für ihre Geschäftsentwicklung. Dies gilt aktuell z.B. in der Gastronomie.
Zunehmend machen sich auch weitere Folgeeffekte der Krise bemerkbar. So führen ungeplante Ersparnisse aus der Krisenzeit zu einer erhöhten privaten Nachfrage, gleichzeitig waren Produktionskapazitäten noch nicht wieder vollständig verfügbar. Als Folge gab und gibt es Lieferengpässe. Auch steigende Rohstoff- und Energiepreise machen den Unternehmen zu schaffen.
Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin: „Die gute Nachricht ist: Die Erholungstendenzen setzen sich fort. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass wirtschaftliches Wachstum kein Selbstläufer wird. Die Politik muss einen klaren Fokus auf die Wirtschaft setzen: Es darf keinen weiteren Lockdown für Geimpfte und Genesene geben, weitere finanzielle oder bürokratische Belastungen müssen ausbleiben und die Verwaltung gehört endlich auf moderne und funktionierende Füße gestellt. Nicht zuletzt fordern wir die Landesregierungen dazu auf, sich für eine länderübergreifende Fachkräftestrategie im Rahmen eines Metropolraummanagements von Berlin und Brandenburg einzusetzen. Ein Schwerpunkt hierbei muss Nachwuchsqualifizierung sein, damit Betriebe und Jugendliche besser zur dualen Ausbildung zusammenfinden.“
Jürgen Wittke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Berlin: „Die Berliner Handwerkerinnen und Handwerker sehen wieder positiver in die Zukunft. Nach wochenlangem Stillstand in einigen Betrieben durch Corona geht es Schritt für Schritt aufwärts. Die Geschäfte laufen aktuell sehr viel besser, als von den Betrieben noch im Frühjahr dieses Jahres erwartet wurde. 86 Prozent der Handwerksbetriebe sind zufrieden oder bewerten ihre aktuelle Lage als gut. Auch deswegen sucht das Handwerk in Berlin neue Mitarbeiter: Jeder dritte Handwerksbetrieb will Beschäftigung aufbauen! Der Optimismus wäre sicherlich noch größer, gäbe es nicht die Engpässe bei der Materialbeschaffung und Probleme in den Lieferketten. Steigende Rohstoff- und Energiepreise gehen auch am Berliner Handwerk nicht spurlos vorbei. Schlussendlich bleibt der positive Blick nach vorn. Die Krisen der letzten 20 Jahre haben gezeigt: Das Berliner Handwerk kann Krise und hält die Stadt am Laufen.“
Den vollständigen Konjunkturbericht finden Sie hier: www.ihk-berlin.de/konjunktur oder www.hwk-berlin.de