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08.09.2022 - Autoindustrie in Hessen diskutiert neue Automotive-Studie von HESSENMETALL - Opel und Daimler Truck mit Doppelstrategie Batterie und Brennstoffzelle. Daimler Truck und Hyundai Motor mit ersten Erfolgen beim autonomen Fahren. ROEMHELD mit komplettem Strategie-Mix auf Zukunftskurs. Die neue Studie von IW Consult „Die Automobilindustrie in Hessen. Aufbruch in Neuland“ im Auftrag von HESSENMETALL gibt Aufschluss über die neuen Märkte in den Chancenfeldern Automatisierung, Vernetzung und Elektrifizierung. Diese Chancen-Märkte können um ein Marktvolumen von zusätzlich mehr als 560 Milliarden Euro bis 2040 weltweit und gut 180 Mrd. Euro pro Jahr in Deutschland wachsen, wenn Deutschland seine Marktanteile verteidigen kann. „Von diesem Kuchen muss sich Hessen ein großes Stück abschneiden, indem es sich zum Chancenland für Automatisierung und Vernetzung entwickelt“, sagte Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands HESSENMETALL, beim Spätsommerforum in Eppstein vor 150 Gästen. Dort diskutierten der PKW-Hersteller Opel, der LKW-Hersteller Daimler Truck, der Autoimporteuer Hyundai und der Autozulieferer ROEMHELD die praktische Umsetzung.


Opel ab 2028 komplett batterie- und brennstoffzellen-elektrisch
„Für Opel und Stellantis sind die zentralen Themen Elektrifizierung, Software inklusive Vernetzung – und auch das autonome Fahren gehört natürlich zu unseren Schwerpunkten. Der Klimawandel ist die größte Herausforderung unserer Generation. Unsere Elektrifizierungs- und Softwarestrategien werden unseren Wandel hin zu einem führenden nachhaltigen Mobilitäts-Technologieunternehmen unterstützen“, erläuterte Andreas Marx, Deutschlandchef von Opel. „Opel hat heute schon 12 elektrifizierte Fahrzeuge im Angebot und deckt damit die wichtigsten Marktsegmente hervorragend ab: vom Leichtkraftwagen Opel Rocks-e über die PKW-Flotte von Corsa über Astra und Grandland bis hin zu den leichten Nutzfahrzeugen Combo, Vivaro und Movano. Und schon 2024 werden wir in all unseren Baureihen mindestens eine elektrifizierte Variante im Angebot haben. Ab 2028 sind wir in Europa komplett elektrisch.“ Zur Elektrostrategie gehören auch Fahrzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzelle. Sie fahren emissionsfrei, und aus dem Auspuff kommt lediglich reiner Wasserdampf. Der Wirkungsgrad von Antrieben mit Wasserstoff-Brennstoffzelle ist etwa doppelt so hoch wie der von Verbrennungsmotoren. Besonders bei gewerblich eingesetzten leichten Nutzfahrzeugen sind kurze Stehzeiten im Alltagsbetrieb bares Geld. Hier werden Elektroautos mit Brennstoffzellen besonders gebraucht, da sie in drei Minuten mit Wasserstoff betankt werden können und sofort wieder eine hohe Reichweite bieten. Mit dem Vivaro-e HYDROGEN hat Opel als erster Hersteller in Deutschland einen Brennstoffzellen-Transporter für B2B-Kunden auf dem Markt.

„Software hält die Autos frisch“, zeigte sich Marx überzeugt. Stellantis hat mit der Abteilung SoftwareX die Spezialisten im Haus. Bis 2024 werden 4.500 Software-Ingenieurinnen und -Ingenieure beschäftigt und Talent-Hubs auf der ganzen Welt aufgebaut – auch in Rüssels­heim.

Daimler Truck baut Achsenwerk Kassel zum Kompetenzzentrum für E-Antriebssysteme aus
„Daimler Truck verfolgt bei der Elektrifizierung eine Doppelstrategie: mit batterie- und wasserstoffbasierten Antrieben“, so Prof. Dr. Frank H. Lehmann, Standortverantwortlicher Mercedes-Benz Werk Kassel. Auch beim autonomen Fahren fährt Daimler Truck eine Doppelstrategie und entwickelt aktuell das Thema für den amerikanischen Markt. Zum einen existiert eine Kooperation mit der Google-Tochterfirma Waymo, welche von Daimler Truck mit dem autonomous-ready Freightliner eCascadia beliefert wird. Testfahrten beginnen hier in Kürze auf der Route Dallas-Phoenix. Zum anderen hat das Nutzfahrzeug-Unternehmen seit 2019 eine Mehrheitsbeteiligung bei Torc-Robotics. Gemeinsam möchten beide Unternehmen autonome Lkw noch in diesem Jahrzehnt in den USA in Serie bringen. Seit der Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung an Torc haben die Unternehmen erhebliche Fortschritte beim autonomen Fahren erzielt. Typische Fahrszenarien wie Spurwechsel aber auch weitere anspruchsvolle Verkehrssituationen auf Highways wurden über die letzten Jahre hinweg intensiv getestet. Torc hat den Beleg geliefert, dass seine autonome Fahrsoftware sicher auf dem Highway navigieren kann.

„Das Mercedes-Benz Werk Kassel ist das Kompetenzzentrum für konventionelle Achsen und elektrische Antriebssysteme – und wird weiter aufgebaut“, so Lehmann weiter. Ein wesentlicher Baustein ist das InnoLab für E-Antriebssysteme. Dazu gehört der Aufbau einer neuen Anlauffabrik, mit der E-Antriebssysteme von der Kleinserie bis hin zur Serienproduktion entwickelt werden. Seit Oktober 2021 fertigt der Standort Kassel die e-Achse. Nach dem erfolgreichen Serienstart des eActros im vergangenen Jahr fährt nun auch der eEconic seit dessen Serienstart im Juli 2022 mit einer e-Achse aus Kassel. Zudem folgen weitere elektrisch angetriebene Lkw: der eCascadia sowie der eM2 für den nordamerikanischen Markt. „Für uns bedeutet das, dass wir unsere e-Achsen-Produktion sukzessive weiter hochfahren und unsere Achskompetenz weiter ausbauen. Und in Kombination mit unseren konventionellen Achsen – die uns noch viele Jahre begleiten werden – sind wir für die Zukunft sehr gut aufgestellt. Mit den kürzlich vereinbarten Eckpunkten zur zukünftigen Ausrichtung der Aggregate-Werke haben wir gemeinsam mit dem Betriebsrat über alle Standorte hinweg zusätzliche Investitionen geplant. Davon profitiert auch das Werk Kassel.“

Hyundai will 7 Prozent Weltmarktanteil bei E-Mobilen bis 2030
Hyundai Motor investiert kontinuierlich in das Chancenfeld Elektrifizierung – und treibt den Vertrieb von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben, insbesondere Elektrofahrzeugen, weiter voran. Derzeit ist Hyundai sehr stark bei dem Verkauf von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben unterwegs und ist stabil Nummer drei bei den Zulassungen von batterieelektrischen Modellen hinter VW und Tesla. „Hier sehen wir aktuell das größte Wachstumspotenzial, nicht nur in Deutschland sondern weltweit. Die Hyundai Motor Group ist der drittgrößte Automobilkonzern weltweit und plant, den jährlichen weltweiten Absatz von batterieelektrischen Fahrzeugen auf 1,87 Millionen Einheiten zu steigern und bis 2030 einen Weltmarktanteil von sieben Prozent am globalen BEV-Markt zu erreichen“, erklärte Jürgen Keller, Geschäftsführer Hyundai Motor Deutschland GmbH. Die südkoreanische Marke hat sich selbst verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu werden, was neben den Produkten die gesamte weltweite Geschäftstätigkeit betrifft. Die Strategie beinhaltet den Ausbau umweltfreundlicher Mobilitätsprodukte, neue Technologien und Investitionen in Energielösungen. Der Verkauf emissionsfreier Fahrzeuge soll in den kommenden Jahren erhöht werden – bereits ab 2035 sollen in Europa keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren mehr angeboten werden. Teil der Hyundai Elektromobilität sind auch Fahrzeuge mit Brennstoffzellen-Technologie. So war Hyundai Motor der erste Hersteller, der einen Pkw bereits 2013 in Großserie in die Märkte eingeführt hat. Seit 2020 vertreibt Hyundai den schweren Lkw Xcient mit Brennstoffzellen-Elektroantrieb zunächst in der Schweiz, und ganz aktuell beginnt die Auslieferung nach Deutschland. Um die Elektromobilität weiter voranzubringen, ist ein zügiger Ausbau der Ladeinfrastruktur erforderlich. Hier sind alle Beteiligten gefragt und gefordert.

Für Hyundai Motor stehen zudem Themen wie Autonomes Fahren oder Urban Air Mobility weit oben auf der Agenda. In Seoul sind bereits die ersten batterieelektrisch betriebenen IONIQ 5 mit selbst entwickelter autonomer Fahrtechnologie der Stufe 4 für einen RoboRide-Vermittlungsdienst unterwegs. Die Marke Hyundai ist mit innovativen Technologien und neuen Mobilitätskonzepten auf dem Weg in die Zukunft. Beim Wandel vom reinen Automobilhersteller zu einem Anbieter intelligenter Mobilitätslösungen ist in einem ersten Schritt die Produktentwicklung maßgebend für Hyundai. Kurzfristiges Ziel ist es, die Elektrifizierung mit den neuen Produkten der Hyundai Submarke IONIQ weiter voranzutreiben. Hyundai ist in Deutschland der größte Arbeitgeber unter den Automobil­importeuren mit Schwerpunkt in Hessen. Insgesamt sind bei den Hyundai Tochtergesellschaften über 2.150 Mitarbeiter beschäftigt. Zu den Standorten in Hessen gehören unter anderem die Europazentrale und Hyundai Motor Deutschland in Offenbach, das Hyundai Motor Europe Technical Center und das Design Center in Rüsselsheim, Hyundai Capital in Frankfurt sowie Hyundai Mobis (Ersatzteile) in Eschborn. „Hyundai Motor Deutschland ist die Vertriebsgesellschaft für Hyundai Pkw in Deutschland. Die Zahl der Mitarbeiter ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen – auf aktuell rund 250. Auch wir suchen für weiteres Wachstum geeignete Fachkräfte, die derzeit jedoch schwer zu finden sind“, so Keller.


ROEMHELD mit komplettem Marktsicherungs-Mix auf Zukunftskurs
„In 20 Jahren ist unser Unternehmen mit einem wesentlichen Teil des Umsatzes nicht mehr im heutigen Segment aktiv – und entweder im Prozess des Nachfolge-Übergangs an meine Kinder oder verkauft. Bis dahin werden wir den kompletten Strategie-Mix zur Marktsicherung in der Transformation ausrollen. Also: eine weitere Produktentwicklung im Automotive-Bereich vornehmen, hier vor allem zusätzlich zur Fixierung von Motoren auch solche in der Karosserie. Natürlich auch eine Marktdurchdringung auf den Chancen­feldern Elektrifizierung, Vernetzung Autonomes Fahren. Darüber hinaus eine Erschließung neuer regionaler Märkte, insbesondere auch in Amerika, sowie eine Marktdifferenzie­rung durch neue Produkte auch im Nicht-Automotive-Bereich, z. B. bei E-Bikes. Zumal wir ja sowieso 50 Prozent unseres Geschäfts jenseits des Automotive-Bereichs haben. Auch sind die einzelnen Schwerpunkte zeitlich unterschiedlich und variieren von Produktfamilie zu Produktfamilie“, sagte Julia Reichert, geschäftsführende Gesellschafterin der ROEMHELD-Gruppe mit Hauptsitz in Laubach. Die Gruppe geht zurück auf die 1707 gegründete Gießerei Friedrichshütte, die 1870 „einer meiner Vorfahren“ Julius Römheld pachtete. Inzwischen bildet ROEMHELD zusammen mit den Spanntechnik-Spezialisten HILMA und STARK eine Firmengruppe, die ein umfassendes Produktprogramm auf dem Gebiet der Spanntechnik für Fertigungs- und Montageprozesse anbietet. Die Gruppe hat 470 Beschäftigte, davon 320 in Laubach.

Entwicklungsoptionen sieht Julia Reichert für ihr Unternehmen in der Automatisierung von Produktions- und Montageprozessen einschließlich der Prüfvorgänge, in der Umrü­stung von Produktionsstätten auf Elektrifizierung und der Datenaufnahme bei diesen Prozessen. Investitionen plant die Gruppe in die bestehenden Produktionsstätten. Hierbei spielt die Frage der Erzeugung, des Verbrauchs sowie der Bereitstellung von Energie eine zentrale Rolle. „Wir wollen uns soweit es geht selbst mit Energie versorgen“, so Reichert. „Planungssicherheit wird es künftig nicht mehr so wie früher geben. Deshalb müssen wir in unserer Planung immer Platz für Veränderungen haben“. „Neben unserem gewöhnlichen Geschäftsbetrieb beschäftigen wir uns mit Unmengen an nicht-wertschöpfender Arbeit: u.a. mit Exportkontrolle, Zollabwicklung, Lieferkettengesetz, Entsendungsrichtlinie, Arbeitsstättenrichtlinie, Archivierungspflichten. Und zahlen als Unternehmen mindestens 30 Prozent Steuern! Würden wir dieses sehr enge Korsett durch den Wegfall von Auflagen, Steuern, Regelungen lockern, könnten wir auch ohne das bisherige Aufkommen an Förderungen ökonomisch wertschöpfender arbeiten“, so Reichert abschließend.

Mehr Informationen
Bitte beachten Sie auch die vollständige Studie „Die Automobilindustrie in Hessen: Aufbruch in Neuland“ in Kürze auf https://www.hessenmetall.de/newsroom/spaetsommer-forum-2022.html

 

HESSENMETALL
Verband der Metall- und Elektro-Unter¬nehmen Hessen e. V.
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