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Berufung in Stein gemeißelt - Steinmetz Sven Thater legt bei der Auswahl seiner Werkzeuge viel Wert auf Qualität. Bei ihm gibt es fast keinen Wunsch, der nicht erfüllt werden kann. Beim Blick in die Räumlichkeiten des Unternehmens von Sven Thater fallen einem die vielen Steine in allen möglichen Formen, Farben und Größen direkt ins Auge. Der Laie würde ihnen vermutlich keine große Beachtung schenken, für ihn sind sie jedoch Ausdruck seiner Leidenschaft und seiner Berufung. „Ich brenne für mein Handwerk. Ich könnte gar nichts anderes machen“, so Thater. Der 54-Jährige ist Steinmetzmeister und hat sich vor gut zehn Jahren in Friedeburg mit seinem Betrieb „Steingerecht“ selbstständig gemacht. Neben der individuellen Gestaltung von Wohnbereichen und Grabmälern hat er sich vor allem auf die Restaurierung und Rekonstruktion historischer Gebäudeteile spezialisiert.

Bei seiner Arbeit legt der gebürtige Düsseldorfer viel Wert auf traditionelle Handwerkskunst. Seine täglichen Werkzeuge – zu denen beispielsweise Scharrier-, Zahn-, Beiz- und Spitzeisen gehören – lässt er deshalb eigens in der Steinbruch-Schmiede von Gerd Tempel in Demitz-Thumitz anfertigen. Mit ihnen bearbeitet er die großen und kleinen Steinrohlinge. Schicht für Schicht arbeitet er sich langsam vor, sodass im Verlauf eines oder mehrerer Tage nach und nach ein individuelles Stück entsteht. Das kann  – je nach Auftrag – ein spezielles Grabmal, ein Unikat für Haus oder Garten oder aber auch ein wiederaufbereitetes Stück Werkstein sein. Was dabei auf keinen Fall fehlen darf und typisch für den Steinmetz ist: Sein persönliches Zeichen, mit dem er sich auf seinen Werken verewigt. Das Symbol von Sven Thater ist eine Binderune und dient ihm auch als Firmenlogo.

Moderne Hilfsmittel benutzt der Handwerksmeister für seine Arbeiten kaum. „Natürlich setze ich auch mal die Flex, Druckluft oder eine Säge ein“, erklärt er. Rationelles Arbeiten sei heutzutage unumgänglich. Aber das meiste erfolge überwiegend per Hand und nach Augenmaß. „CNC-Technik und Computereinsatz, wie sie in vielen Betrieben nicht mehr wegzudenken sind, sucht man bei mir vergebens. Gerade was die Wiederherstellung historischer Bauteile betrifft, möchte ich den Fähigkeiten meiner handwerklichen Vorfahren in Nichts nachstehen“, sagt er schmunzelnd. Die Grundlage für seine Aufträge bildet meist eine Skizze, die er in enger Abstimmung mit seinen Kundinnen und Kunden anfertigt. Auch wenn er so gut wie jeden Wunsch erfüllt, bereiten ihm vor allem die Projekte Freude, bei denen er die traditionellen Methoden der Steinbearbeitung anwenden kann. Handwerksfertigkeiten, die er an seinen Auszubildenden weitergibt. Der 17-jährige Jan Ottersberg ist der erste Lehrling in seinem Betrieb und aktuell im zweiten Ausbildungsjahr. „Jan macht sich sehr gut. Ich freue mich, dass ich die Berufserfahrung, die ich mir in den vergangenen 30 Jahren angeeignet habe, nun zum Großteil an ihn weitergeben kann.“

Eines seiner absolut prägendsten und spannendsten Projekte bleibt für den Vater von vier Kindern bis heute die Reise nach Jerusalem im Jahr 2012. Insgesamt 30 Wochen, verteilt auf etwa anderthalb Jahre, war er dort für die Griechisch-Orthodoxe Kirche tätig. Gemeinsam mit wechselnden Mitarbeitenden, die er eigens für den Auftrag zusammenstellte, festigte und baute er die Georgskapelle neu auf. Sie ist Teil der Grabeskirche, die als Ort der Kreuzigung und Ruhestätte Jesus gilt. Die Atmosphäre, die dadurch in der gesamten Stadt herrsche, werde er nie vergessen. „Du nimmst ein Land ganz anders wahr, wenn du eine Zeit lang dort lebst und nicht nur Urlaub machst. Mein Herz ist deshalb auch ein Stück weit in Jerusalem geblieben“, so der Friedeburger.

 

 Ein prüfender Blick: Sven Thater verschafft sich einen Eindruck von der Arbeit seines Azubis Jan Ottersberg.

In den Augen von Sven Thater ist jedes Mal ein kleines Funkeln zu erkennen, wenn er von seiner Arbeit erzählt. Dabei fiel die Wahl auf seinen heutigen Beruf eher zufällig. Sein Stiefvater – ebenfalls Steinmetzmeister – betrieb in den 80er Jahren zwei Filialen in Hamburg. Durch ihn wurde er auf den traditionellen Beruf aufmerksam. „Ich war ein unentschlossener Jugendlicher und wusste nach der Schule zunächst gar nicht, was ich machen wollte. Die Ausbildung im Familienbetrieb war da irgendwie naheliegend“, erinnert er sich. Nachdem er diese 1990 erfolgreich ablegte, arbeitete er zunächst in verschiedenen Betrieben in ganz Deutschland, bis es ihn vor 20 Jahren nach Wilhelmshaven verschlug. Dort war er noch einige Jahre im Angestelltenverhältnis tätig. 2008 absolvierte er seine Meisterausbildung und eröffnete schließlich sein heutiges Geschäft.

Fotos: HWK/J. Stöppel

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