Zusammengebaut, was zusammengehört - „Das Handwerk war Vorreiter bei der Überwindung der deutschen Teilung“, so ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer gegenüber der „Deutsche Handwerks Zeitung“ zu 30 Jahre Wiedervereinigung des deutschen Handwerks. „Für die Zukunft gilt: Gemeinsam können wir noch Vieles bewegen! Das Handwerk war Vorreiter bei der Überwindung der deutschen Teilung. Bereits Monate vor der politischen Einheit Deutschlands haben sich ostdeutsches und westdeutsches Handwerk unter dem Leitspruch „Ein Handwerk, eine Stimme“ zusammengeschlossen und die Wiedervereinigung des Handwerks mit einer Großkundgebung im Juni 1990 im sächsischen Zwickau eindrucksvoll demonstriert. In Zwickau legte das Handwerk vor 30 Jahren den Grundstein, dass ein schlagkräftiges Handwerk heute als zukunftsorientierter und dynamischer Wirtschaftsbereich wahrgenommen wird, eben als die „Wirtschaftsmacht von nebenan“. - Für viele Handwerkerinnen und Handwerker war der Zusammenschluss des Handwerks in Zwickau auch ein Signal für den persönlichen Aufbruch als freie Unternehmerinnen und Unternehmer. Es waren herausfordernde Zeiten, die an vielen Orten mit besonderem Engagement und mit Teamgeist gemeistert wurden.
Schnell wurden professionelle Partnerschaften und auch persönliche Freundschaften geknüpft. Der faire Umgang miteinander, das konstruktive Ringen um Lösungen, das Zurückstellen von persönlichen Befindlichkeiten und vor allem der Zusammenhalt in Vielfalt haben wesentlich dazu beigetragen, dass sich das Handwerk in den damals schwierigen und turbulenten Zeiten durchgesetzt hat.
Handwerkerinnen und Handwerker in Ost und West haben gemeinsam viel geleistet und viel erreicht in den vergangenen drei Jahrzehnten. Sie haben im wahrsten Sinne des Wortes zusammengebaut, was zusammengehört. Sie haben das vereinte Deutschland wirtschaftlich vorangebracht, dem gesellschaftlichen Zusammenwachsen vor Ort den Weg geebnet und so aktiv mitgewirkt, aus zwei deutschen Staaten einen werden zu lassen – auch wenn noch nicht alle Ziele und alle Wünsche, die die Menschen damals bewegten, erreicht sind.
30 Jahre nach Zwickau erleben wir: Die deutsche Einheit ist kein abgeschlossenes Projekt der Vergangenheit, sie ist lebendiger Teil der deutschen und europäischen Gegenwart. Sie ist ein Auftrag an uns im Handwerk wie an alle Bürgerinnen und Bürger, an der gemeinsamen Vision eines offenen, demokratischen und zukunftsorientierten Deutschlands inmitten der Europäischen Union festzuhalten und weiterzuarbeiten. Angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen in Pandemiezeiten und der aktuellen Gefährdungen von Demokratie weltweit sind wir umso mehr gefordert, zum Dialog, zur Kooperation und zum Zusammenhalt in Vielfalt beizutragen. Für die Zukunft des Handwerks gilt: Gemeinsam können wir noch Vieles bewegen!
Trotz aller aktueller Herausforderungen können wir die Wiedervereinigung des Handwerks als eine Erfolgsgeschichte charakterisieren, auf die wir stolz sein dürfen.“
Zentralverband des Deutschen Handwerks e.V.
10.07.2020