26.07.2020 - Franziskus hat beim Angelusgebet von diesem Sonntag über das Reich Gottes gesprochen und darauf hingewiesen, dass zu dessen Aufbau nicht nur die Gnade des Herrn, sondern auch die aktive persönliche Bereitschaft nötig sei. Das Himmelreich müsse „gesucht und aufgebaut“ werden, forderte der Papst auf dem Petersplatz. „Weltliche Sicherheiten“, Egoismus, Macht- sowie Besitzstreben erteilte er eine Absage. Ausgangspunkt seiner Überlegungen war das Sonntagsevangelium (vgl. Mt 13,44-52) mit den drei Gleichnissen für das Himmelreich. Franziskus ging auf zwei davon genauer ein: Das Reich Gottes als „im Feld verborgener Schatz“ und als „kostbare Perle“. Beide stehen gemäß dem biblischen Gleichnis dafür, alles aufzugeben, um das Himmelreich - also den Schatz, bzw. die kostbare Perle - zu erreichen, so Franziskus: „Mit diesen beiden Ähnlichkeiten schlägt Jesus vor, uns am Aufbau des Himmelreiches zu beteiligen, indem er ein wesentliches Merkmal zur Erlangung des Himmelreiches vorstellt: Wer bereit ist, dafür alles aufs Spiel zu setzen, ist dem Reich Gottes am nächsten.“
Es braucht: Gottes Gnade und menschliche Bereitschaft
Der Papst betonte, dass gemäß des Tagesevangeliums in beiden Fällen – um den Schatz und die Perle zu finden – die materielle Sicherheit aufgegeben wird. Zeichen dafür, dass der Aufbau des Reiches Gottes nicht nur Gottes Gnade, sondern auch die aktive Verfügbarkeit des Menschen voraussetze. Franziskus rief daher dazu auf, freimütig die eigenen Sicherheiten aufzugeben, um „eine größere Kostbarkeit zu erhalten“:
„Wir sind aufgerufen, die Haltung dieser beiden evangelischen Charaktere einzunehmen, damit auch wir zu gesunden, ruhelosen Suchern des Himmelreiches werden. Es geht darum, die schwere Last unserer weltlichen Sicherheiten aufzugeben, die uns daran hindern, das Himmelreich zu suchen und aufzubauen: die Gier nach Besitz, der Durst nach Profit und Macht, das Denken nur an sich selbst.“ „Es geht darum, die schwere Last unserer weltlichen Sicherheiten aufzugeben, die uns daran hindern, das Himmelreich zu suchen und aufzubauen: die Gier nach Besitz, der Durst nach Profit und Macht, das Denken nur an sich selbst.“
Ein „kreatives und suchendes Herz“ - Heiligkeit im Alltag
Das Himmelreich sei das Gegenteil des Überflüssigen, das die Welt bietet, das Gegenteil eines „banalen Lebens“, führte Franziskus weiter aus. Wer ein „mittelmäßig und langweiliges“ Leben habe, sei wohl noch nicht auf der Suche nach dem „echten Schatz“ des Glaubens oder habe sich von vergänglichen Dingen locken lassen, die einen „anschließend im Finstern zurücklassen“. Ein „kreatives und suchendes Herz“ hingegen finde neue Wege, um Gott, andere und sich selbst wirklich zu lieben:
„Jesus, der der verborgene Schatz und die Perle von großem Wert ist, kann nur Freude wecken und zwar alle Freude der Welt: die Freude, den Sinn des eigenen Lebens zu entdecken, die Freude, sich dem Abenteuer der Heiligkeit verpflichtet zu fühlen.“
Nach dem Mittagsgebet hat Papst Franziskus daran erinnert, dass die Weltkirche an diesem Sonntag der heiligen Anna und Joachim gedenkt, der Großeltern Jesu. Dies nahm er zum Anlass, auch der heutigen Großelterngeneration einen Gruß zukommen zu lassen. An diesem Tag wolle er alle jungen Leute zu „einer Geste der Zärtlichkeit für die alten Menschen" einladen, „vor allem denjenigen gegenüber, die besonders allein sind, in ihren Wohnungen oder Altenheimen, die seit vielen Monaten ihre Lieben nicht sehen. Liebe junge Leute, jeder dieser alten Menschen ist auch euer Großvater und eure Großmutter! Lasst sie nicht allein!“, so der beherzte Appell des Papstes.
Dabei sollten die jungen Menschen ihre „Fantasie der Liebe“ spielen lassen, und den Senioren mit Telefon- oder Videoanrufen, Kurznachrichten und Aufmerksamkeit ihre Zuneigung zeigen. Wo es unter Berücksichtigung der Gesundheitsregeln möglich sei, sollten sie die alten Menschen auch persönlich besuchen, so die Aufforderung des Papstes. „Schickt ihnen eine Umarmung! Sie sind eure Wurzeln. Ein entwurzelter Baum kann nicht wachsen und Früchte tragen. Deshalb ist die Einheit und Verbindung mit euren Wurzeln wichtig. Das, was ein Baum an Blüten trägt, kommt von seinen Wurzeln, sagt ein Dichter aus meiner Heimat [der Argentinier Francisco Luis Bernárdez, 1900-1978, Anm.]. Deshalb lade ich euch dazu ein, einen großen Applaus für unsere Großeltern, alle, hören zu lassen!“
(vatican news – sst)