01.03.2023. Die neueste Publikation des Roman Herzog Instituts (RHI) beschäftigt sich mit Fragen zur Qualität politischer Führung. Unter dem Titel „Führung in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche – Lehren aus historischen Beispielen“ erklärt der Autor Thorsten Krings, Professor für Personal und Führung an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Heilbronn, dass es gerade in Phasen gesellschaftlicher Instabilität einer starken politischen Führung bedarf. „Gute Führungskräfte sind in Zeiten des Umbruchs nicht die Getriebenen, sondern die Treiber des Wandels: diejenigen, die Veränderungen anstoßen, Ziel und Richtung vorgeben und eine klare Strategie haben. Das gilt für Unternehmen und Organisationen und vor allem auch für die Politik“, erklärt Prof. Randolf Rodenstock, Vorstandsvorsitzender des RHI.
Rodenstock: „Gute Führungskräfte sind in Zeiten des Umbruchs nicht die Getriebenen, sondern die Treiber des Wandels“
„Über 80 Prozent der Deutschen sind mit der Arbeit der Bundesregierung unzufrieden, zeigen aktuelle Umfragen. Nach Ansicht dieser überwältigenden Mehrheit tut sie nicht genug oder nicht das Richtige angesichts der drängenden Probleme unserer Zeit – wie Klimakrise, Migration und die weltweite Zunahme von Konflikten und Kriegen. Zudem sind viele Menschen hierzulande verunsichert. Sie wünschen sich eine verlässliche Führung. Es geht vor allem um Glaubwürdigkeit, Motivation und Sinnstiftung“, so Rodenstock.
Anhand historischer Beispiele – Ludwig XVI. und der Französischen Revolution sowie Nelson Mandela und der Überwindung der Apartheid – legt Krings dar, dass erfolgreiche politische Führung weniger mit institutioneller Macht zu tun hat als vielmehr mit der Fähigkeit, im entscheidenden Moment das Richtige zu tun. „Aus der Vergangenheit können wir Lehren für die Gegenwart ziehen. Darum ist es für unsere Arbeit am RHI wichtig, den Blick über die aktuellen gesellschaftlichen Debatten hinaus auch auf relevante geschichtliche Aspekte von Führungs- und Wertefragen zu richten“, erklärt Rodenstock.
Charaktereigenschaften treten in Fragen guter strategischer Führung in den Hintergrund. Denn die aktuelle Forschung findet kaum Persönlichkeitsmerkmale, die allen erfolgreichen Führungskräften gemein sind. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es also keine eindeutige Korrelation zwischen Persönlichkeit und Führungseignung. Rodenstock erklärt: „Chancen zu erkennen und zu nutzen, ist entscheidender als Charisma.“
Mit Blick auf die gegenwärtigen politischen Entwicklungen zeigt die RHI-Publikation: Gerade in Zeiten großer Umbrüche braucht es Führungskräfte mit einer klaren Vision und der Fähigkeit, diese umzusetzen. Denn tiefgreifende gesellschaftliche Transformationsprozesse wie die Energiewende oder die Digitalisierung sorgen für existenzielle Unsicherheit bei Bürgerinnen und Bürgern. Diese Unsicherheit führt zu einem Erstarken der extremen politischen Ränder, wenn die etablierten politischen Kräfte nicht erkennen, wie bedrohlich die Situation von Teilen der Gesellschaft wahrgenommen wird. Gute politische Führung muss deshalb positive Leitbilder entwickeln und in der Lage sein, sie durchzusetzen. Zudem gibt gute Führung anderen einen Vertrauensvorschuss und vermittelt in unsicheren Zeiten Sicherheit. Voraussetzung dafür ist wiederum die Glaubwürdigkeit der Führungskraft.
Das Roman Herzog Institut
Das RHI setzt sich als Think Tank mit den Gegenständen Werte, Führung und Zukunft auseinander. Gegenwärtige Schwerpunkte sind das Verhältnis von „Demokratie und Autokratie“ sowie „gute Führung“ auf strategischer Ebene. Dazu lädt das Institut Expert*innen verschiedenster Disziplinen nach München ein. Neben der Herausgabe eigener Publikationen und der Ausrichtung wissenschaftlicher Veranstaltungen geht das Institut in seinen YouTube- und Podcast-Formaten mit bekannten Wissenschaftler*innen in die Tiefe der Themen und ihrer Forschung.
Die RHI Position „Führung in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche“ finden Sie hier zum Download.