Beschäftigung auf 25-Jahres-Hoch– Im zweiten Quartal 2018 stieg der Auftragseingang der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2 Prozent. Dabei legten die Bestellungen aus dem Inland um 29 Prozent zu. Die Auslandsorders sanken um 9 Prozent. Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres stiegen die Bestellungen um 12 Prozent. Das Inland zog um 34 Prozent an, das Ausland legte 3 Prozent zu. „Die Bestellungen aus dem In- und Ausland klaffen derzeit weit auseinander“, erläutert Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des Branchenverbands VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) in Frankfurt am Main.
„Investiert wird nach langem Zögern nun endlich im Inland, sowohl in Modernisierung als auch Erweiterung der Kapazitäten. Die Euro-Länder legen ebenfalls knapp zweitstellig zu. Sie bieten eine solide Basis für die Fortentwicklung des Geschäfts. Darüber hinaus lässt die Investitionsdynamik vor allem in Asien nach, weil sich die Nachfrage im größten Markt China politisch gewollt merklich beruhigt. Auch aus Indien und Südkorea war der Auftragseingang rückläufig“, so Schäfer weiter.
Die Bestellungen von Zerspanungs- und Umformtechnik entwickelten sich im ersten Halbjahr gleichermaßen gut und zeigten dasselbe Muster für In- und Auslandsaufträge wie die Gesamtbranche.
Beschäftigungsrekord aufgestellt
Die Beschäftigten erreichten mit fast 73.700 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Mai dieses Jahres einen neuen Rekord. Höher lag die Beschäftigung zuletzt Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, direkt nach der deutschen Wiedervereinigung und in den Folgejahren bis 1993.
Die Kapazitäten waren im Juli dieses Jahres mit 93,2 Prozent sehr gut ausgelastet. „Tatsächlich stoßen die Kapazitäten an ihre Grenzen“, sagt Schäfer. Laut Ifo-Konjunkturbefragung berichteten über die Hälfte der befragten Werkzeugmaschinenhersteller zur Jahresmitte von Materialknappheit und fast 40 Prozent von Arbeitskräftemangel. „Dahinter stecken Engpässe in der gesamten Zulieferkette. Wichtige Teile sind ausverkauft. Und die Inbetriebnahme, speziell im Ausland, leidet unter Personalengpässen“, erläutert Schäfer.
Umsatz brummt
Der Umsatz schließlich ist im ersten Halbjahr um 13 Prozent gestiegen. Damit wird die Produktionsprognose des VDW gestützt, die für 2018 einen Zuwachs von nochmals 7 Prozent erwartet. Im Referenzjahr 2017 schnitt die zweite Jahreshälfte deutlich stärke im Vergleich zu den ersten sechs Monaten ab. „Wenn uns die internationale Wirtschaftspolitik mit Brexit, Handelskrieg, Rückabwicklung der Globalisierung, Sanktionsandrohungen nicht in die Suppe spuckt, ist unsere Branche auf einem guten Weg“, sagt Schäfer vom VDW abschließend.
Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie gehört zu den fünf größten Fachzweigen im Maschinenbau. Sie liefert Produktionstechnologie für die Metallbearbeitung in alle Industriezweige und trägt maßgeblich zu Innovation und Produktivitätsfortschritt in der Industrie bei. Durch ihre absolute Schlüsselstellung für die industrielle Produktion ist ihre Entwicklung ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Dynamik der gesamten Industrie. 2017 produzierte die Branche mit zuletzt über 72.000 Beschäftigten (Stand Ende 2017, Betriebe mit mehr als 50 Mitarbeitern) Maschinen und Dienstleistungen im Wert von rd. 16,1 Mrd. Euro.
Grafik: Auftragseingang in der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie