Neben der eigenen Berufstätigkeit für die Pflege von Angehörigen verantwortlich zu sein, sich um Versorgung, Praxisbesuche, Haushalt, das alltägliche Leben zu kümmern, diese Doppelbelastung betrifft jede elfte erwerbstätige Person. Insbesondere Vollzeitbeschäftigte kommen da schnell an ihre Grenzen. Jede dritte Pflegeperson reduziert daher ihre Arbeitszeit oder hört ganz auf zu arbeiten. Es gibt aber immer mehr Arbeitgebende, die bereit sind, mit ihren Angestellten Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege zu finden. 254 Unternehmen mit weit über 300.000 Beschäftigten sind bereits der hessischen Initiative „Beruf und Pflege vereinbaren“ beigetreten.
Der Hessische Minister für Soziales und Integration, Kai Klose, begrüßte heute im Haus der Wirtschaft in Frankfurt am Main 37 neue Charta-Unternehmen. „Die pflegerische Versorgung in Deutschland wird zum größten Teil von Angehörigen erbracht. Hier in Hessen werden über drei Viertel aller Pflegebedürftigen zu Hause versorgt. Ihre Angehörigen stemmen also den Löwenanteil der Pflege“, so Klose. „Die Unterzeichnung der Charta ist eine Win-Win-Situation für Beschäftigte und Unternehmen. Mit dem Beitritt zeigen Unternehmen, dass sie für das Thema Vereinbarkeit von Pflege und Beruf offen sind und gemeinsam mit den Beschäftigten Lösungen suchen“, betonte der Minister.
Die Vereinbarkeits-Charta wurde vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration gemeinsam mit der AOK Hessen, der berufundfamilie Service GmbH und dem Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. ins Leben gerufen. Ein Herzstück der Initiative ist die von der AOK angebotene Qualifizierung betrieblicher Pflege-Guides: „Sie sind für die jeweiligen Kolleginnen und Kollegen, die daheim die Pflege von Angehörigen bewältigen müssen, die erste Anlaufstelle innerhalb ihres Unternehmens. Mittlerweile sind 350 Pflege-Guides in über 200 Betrieben aktiv, so viele wie noch nie“, erklärte Detlef Lamm, Vorsitzender des Vorstands der AOK Hessen.Die Initiative wird aus Mitteln des Landes Hessen gefördert.
Zielsetzung: Pflegebewusstsein verankern – für eine zeitgemäße Organisationskultur
Vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum Großbetrieb engagieren sich bereits seit 2013 hessische Unternehmen, Behörden, Gemeinden, Institutionen und Hochschulen aus unterschiedlichsten Branchen und Bereichen mit der Charta für eine pflegesensible Personalpolitik – und jedes Jahr werden es mehr. Den Charta-Unternehmen stehen die Teilnahme an Netzwerktreffen, verschiedene Materialien sowie Qualifizierungen und Umsetzungsangebote durch die Initiative zur Verfügung. Darüber hinaus unterstützt die hessische Initiative die Charta-Unterzeichnenden mit Fachveranstaltungen, Kompetenztrainings, Netzwerkveranstaltungen sowie mit einem Webportal.
Die Charta-Mitglieder übernehmen mit ihrem Bekenntnis zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege gesellschaftliche Verantwortung, sie sensibilisieren für das Thema Pflege, und sie beteiligen sich an der Entwicklung tragfähiger Lösungsansätze, die pflegenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Arbeitgebenden gleichermaßen gerecht werden. Mit der Unterzeichnung der Charta zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege signalisieren hessische Firmen, Betriebe, Behörden und Institutionen ihre Bereitschaft, pflegende Beschäftigte zu unterstützen und zu entlasten. Sie legen so ein Fundament für eine zeitgemäße Organisations- und Unternehmenskultur.
Unterzeichnende Unternehmen der Charta 2019
1) A. + E. Fischer-Chemie GmbH & Co. KG, Wiesbaden 2) Adacor Hosting GmbH, Offenbach 3) Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises gemeinnützige GmbH, Rodenbach 4) Amtsgericht Frankenberg (Eder) 5) Amtsgericht Kassel 6) Amtsgericht Schwalmstadt 7) BioKaiser, Mainz-Kastel 8) Bosch Rexroth AG, Erbach 9) bpa - Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V., Landesgruppe Hessen, Wiesbaden 10) Brömer & Sohn GmbH, Wiesbaden 11) Carl Zeiss SMT GmbH, Wetzlar 12) Center-Forst GmbH und Waldgesellschaft der Riedesel Freiherren zu Eisenbach, Lauterbach 13) Conceptum Logistics GmbH Aero, Mörfelden 14) CPT Group GmbH, Bebra 15) creart Neidhardt Werbe GmbH, Fulda 16) Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, Eschborn 17) Finanzamt Fulda 18) Hauck & Aufhäuser Privatbankiers AG, Frankfurt am Main 19) HOPPE AG, Stadtallendorf 20) Jobcenter Frankfurt am Main 21) Jobcenter Schwalm-Eder, Homberg 22) Karl Alfons GASS GmbH & Co. KG, Alsfeld 23) Kassenärztliche Vereinigung Hessen, Frankfurt am Main 24) Kaufmännische Berufsschule Marburg 25) Kreisausschuss des Wetteraukreises, Friedberg 26) Kreissparkasse Groß-Gerau 27) Kuffler Kurhaus Gastronomie GmbH & Co. KG, Wiesbaden 28) Landgericht Frankfurt am Main 29) Magistrat der Barbarossastadt Gelnhausen 30) MORAVIA Akademie Druck + Verlag GmbH, Wiesbaden 31) Polizeipräsidium Nordhessen, Kassel 32) Praxis für Physiotherapie Gerlach-Schwiersch, Heppenheim 33) Preisendörfer Antriebstechnik GmbH, Schlitz 34) Roth Industries GmbH & Co. KG, Dautphetal 35) Seidel GmbH & Co. KG, Marburg 36) Siemens Healthcare Diagnostics Products GmbH, Marburg 37) St. Josefs-Hospital Wiesbaden GmbH, Wiesbaden 38) Steuerkanzlei Rosemarie Schöler, Trebur 39) Transgourmet Deutschland GmbH & Co. OHG, Riedstadt 40) tripuls media innovations GmbH, Marburg 41) Verwaltungsgericht Frankfurt am Main
Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V.
Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V. (VhU)