vbw sieht : Zahlen spiegeln Realität nicht wider. Brossardt: „Keine weiteren Belastungen für die Unternehmen“. - Die Arbeitslosenquote von 3,6 Prozent und ein Rückgang der Zahl der Arbeitslosen in Bayern um rund 7.300 Personen sind angesichts der Corona-Pandemie noch erfreulich. Die Zahlen spiegeln die reale Lage aber nicht wider. Der Teil-Lockdown ist nur partiell eingepreist. Die Zahl der offenen Stellen liegt rund 19 Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats. Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit werden wieder steigen.“ So fasst Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., die Zahlen vom bayerischen Arbeitsmarkt im November zusammen.
„Perspektivisch erwartet die vbw höhere Arbeitslosenzahlen als zuletzt, unter anderem durch die notwendigen fortgesetzten Einschränkungen des teilweisen Lockdowns: Nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) wird die Arbeitslosigkeit 2020 bayernweit im Jahresschnitt bei 3,7 Prozent liegen, für 2021 gehen wir im mittleren Szenario von 3,8 Prozent aus. Das ist höher als der Schnitt in den letzten Jahren“, sagte Brossardt weiter.
Die vbw begrüßt die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen sowie die Unterstützungsleistungen des Staates für die Unternehmen. Brossardt: „Das hilft. Vor allem die Verlängerung der Kurzarbeit-Sonderregelung bis Ende 2021 bringt den Unternehmen Planungssicherheit und Liquidität. Die angekündigten Hilfen verschaffen vor allem der Gastronomie und dem Hotelgewerbe die notwendige Zeit, den Teil-Lockdown zu überstehen. Die Hilfen müssen nun aber rasch fließen.“
Die vbw fordert, angesichts der angespannten Lage auf alles zu verzichten, was die Unternehmen belastet. „Dazu gehört, jegliche Steuererhöhungen zu unterlassen. Es darf auch keine weiteren bürokratischen Hemmnisse geben. Bei der Diskussion um Home Office muss mit Bedacht vorgegangen werden. Die betrieblichen Notwendigkeiten müssen umfassend Berücksichtigung finden“, so Brossardt.
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Zu den aktuellen Arbeitsmarktzahlen sagt Jörg Nolte, Geschäftsführer Wirtschaft und Politik der IHK Berlin:
„Der zweite Lockdown ist eine zusätzliche Belastungsprobe für den Berliner Arbeitsmarkt. Wir sehen aktuell weniger Zugänge, aber auch weniger Abgänge an Arbeitslosen. Die weiterhin extrem niedrige Personalnachfrage bei den Betrieben und auch die Ergebnisse einer IHK-Umfrage, nach der viele Unternehmen planen, zeitnah Personal abzubauen, lässt uns mit Sorge auf den Dezember blicken. Unter den Krisenbetroffenen sticht besonders die Gruppe der 15- bis 25-Jährigen heraus. Im Gegensatz zum Vorjahresmonat sind rund 5.435 junge Menschen mehr aktuell arbeitslos gemeldet, ein Plus von 44 Prozent. Die meisten dieser Jugendlichen haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Hier muss die Vermittlung in Arbeit und Ausbildung jetzt Vorrang haben, damit sich Arbeitslosigkeit im frühen Erwerbsalter nicht verfestigt.
Des Weiteren muss die Berufsberatung in Schulen mit Corona-konformen Konzepten wieder voll aufgenommen werden. Die betriebliche Ausbildung zeigt sich derweil als verhältnismäßig robust: Der relative Anteil derer, die eine Ausbildung absolviert haben und krisenbedingt arbeitslos geworden sind, liegt unter dem von Akademikern und Personen ohne Berufsausbildung. Und auch die Zahl der Vertragsauflösungen bei aktuell laufenden Ausbildungsverhältnissen liegt mit minus 25 Prozent deutlich unter der des Vorjahres. Fakt ist also: die duale Ausbildung kann für Jugendliche ein Anker in Krisenzeiten sein und bietet auch nachhaltig den besten Schutz vor Arbeitslosigkeit.“
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