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Keine „winzige Papierschnitzel“, sondern großes Umweltproblem - Aktion der Bäcker-Innung Memmingen-Mindelheim zur Abschaffung der Kassenbon-Ausgabepflicht.- Seit Beginn dieses Jahres sind die Bäckerbetriebe große Umweltsünder wider Willen. Denn im Verhältnis zum Umsatz verursachen die Bäcker durch die Kassenbon-Ausgabepflicht den größten Sondermüll. Günther Landerer, Obermeister der Bäcker-Innung Memmingen-Mindelheim, kann dies anhand von Zahlen belegen: Bei einem Umsatz von 500 Euro fallen bei einer Tankstelle ca. zehn Kassenbons an, beim Friseur ca. 20 und beim Bäcker sage und schreibe 200 Kassenbons, gedruckt auf Thermopapier!

Deshalb wehren sich die Bäcker auch vehement gegen die Kassenbon-Ausgabepflicht. Es handelt sich hier schließlich nicht um winzige Papierzettel, sondern um ein großes Umweltproblem. Nach dem Motto „Lasst Taten sprechen“ hat die Bäcker-Innung Memmingen-Mindelheim ihre Mitgliedsbetriebe aufgefordert, zwei Wochen lang alle Kassenbons, die von den Kunden nicht mitgenommen werden, zu sammeln. Zwölf Betriebe haben sich an dieser Aktion beteiligt.

Der dadurch zustande gekommene Papierberg wurde jetzt in den Räumlichkeiten der Kreishandwerkerschaft Memmingen-Mindelheim dem Bürgerbeauftragten der bayerischen Staatsregierung, Klaus Holetschek MdL, „übergeben“, mit der dringenden Bitte sich dafür einzusetzen, dass diese unsinnige Vorschrift schleunigst wieder abgeschafft wird. Sollte die generelle Abschaffung nicht möglich sein, dann sollte wenigstens eine Ausnahmeregelung für Klein- und Kleinstbeträge greifen.

Die von Befürwortern der Kassenbon-Ausgabepflicht als Argument ins Feld geführt gigantische Summe an Steuerhinterziehung (bis zu 50 Mrd. wurden schon genannt), verweist Landerer in das Reich der Märchen. „Der Kaufvorgang wird schließlich im Beisein des Kunden in der Kasse elektronisch erfasst und kann nicht verändert werden“, betont Landerer. Wie soll dann Steuerhinterziehung möglich sein, unterstreicht auch  Gottfried Voigt, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft und der Innung, die Argumentation Landerers.

„Hier wird man bestraft, wenn man keinen Müll macht“, führt Voigt die Kassenbon-Ausgabepflicht ad absurdum. Und beklagt die überbordende- „auf Teufel komm raus“ – Bürokratisierung, die das gesamte Handwerk immer stärker belastet. „Wann fangen wir endlich an, sinnvolle und nachvollziehbare Entscheidungen zu treffen“, fragt Voigt in Richtung Politik. Daher hatten sich neben dem stellvertretenden Kreishandwerksmeister Georg Göttinger auch der Obermeister der Fleischer-Innung Allgäu, Georg Greiff, und der Obermeister der Friseur-Innung Memmingen/Unterallgäu, Enrico Karrer, zu dem Übergabetermin eingefunden. Auch das Fleischerhandwerk und die Friseure sind von der Kassenbon-Ausgabepflicht stark betroffen.

In der Person von Klaus Holetschek trafen sie auf einen Partner, der volles Verständnis für den Unwillen der Handwerker zeigte. Auch ihm erschließt sich die Sinnhaftigkeit dieser Vorschrift nicht, gab Holetschek  ehrlich zu. Zumal das Gesetz Ausnahmen vorsehe. Auch Holetschek sieht eine große Gefahr in der zunehmenden Bürokratisierung und räumte ein, dass man sich auch zu Tode bürokratisieren kann. „Wir verlieren Maß und Mitte bei der Formulierung so einiger Gesetze“, beklagte Holetschek.

 

BU:

Mit Kisten voller Thermo-Papier-Müll, nämlich die in wenigen Tagen gesammelten und von der Kundschaft „verschmähten“ Kassenbons, lieferten Mitgliedsbetriebe der Bäcker-Innung Memmingen-Mindelheim dem Bürgerbeauftragten der bayerischen Staatsregierung, Klaus Holetschek MdL, einen überzeugenden Beweis über den Unsinn der Kassenbon-Ausgabepflicht. Unser Foto zeigt (von links): Günther Landerer (Obermeister der Bäcker-Innung Memmingen-Mindelheim), Gottfried Voigt (Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Memmingen-Mindelheim und der Innung), Georg Göttinger (stellvertretender Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Memmingen-Mindelheim), Klaus Holetschek MdL (Bürgerbeauftragter der bayerischen Staatsregierung), Georg Greiff (Obermeister der Fleischer-Innung Allgäu) und Enrico Karrer (Obermeister der Friseur-Innung Memmingen/Unterallgäu).       Foto:  prb/Lilo Brückner