10. Februar 2021 - Wiedereinführung der Meisterpflicht macht sich bemerkbar - Zum Jahreswechsel waren 137.637 Betriebe bei den baden-württembergischen Handwerkskammern eingetragen – ein Plus von 1,5 Prozent. Damit war das Wachstum sogar noch etwas kräftiger als vor einem Jahr, die Zahl der Betriebe hat einen neuen Höchststand erreicht. Allerdings ging die Zunahme wiederum auf wenige nicht zulassungspflichtige Berufe (Gebäudereiniger, Fotografen, Kosmetiker) zurück. Das könnte im Jahr 2021 anders aussehen, wenn sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch zahlenmäßig bemerkbar machen werden. „Eine schöne Nachricht in schweren Tagen: Auch im Krisenjahr 2020 gab es im Handwerk einen neuen Höchststand bei der Anzahl der Betriebe. Im vergangenen Jahr haben sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie noch nicht niedergeschlagen, alleine schon deshalb, weil die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt war. Allerdings befürchten wir, dass die Zahlen in diesem Jahr anders aussehen könnten, je nachdem wie lange der Lockdown noch andauert. Besonders bei Friseuren, Kosmetikern und Konditoren müssen wir mit Betriebsaufgaben rechnen. Daher ist es umso wichtiger, dass es heute beim Bund-Länder-Treffen zu einer klaren Öffnungsperspektive kommen wird“, sagt Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold.
Deutlich sichtbar sind die Auswirkungen der Rückführung von zwölf Berufen in die Meisterpflicht. Vor gut einem Jahr wurden ein Dutzend Gewerke wieder meisterpflichtig, darunter Berufe wie Fliesenleger und Rolladenbauer. In diesen Gewerken gab es nur knapp 70 Betriebe mehr als zu Jahresbeginn. Die Zahl der Gründungen ist sogar um fast 40 Prozent gefallen. Rund 15.000 Betriebe innerhalb der zulassungspflichtigen Gewerke (Anlage A) gehörten diesen in die Meisterpflicht zurückgeführten Berufen an. Diese Entwicklung ist nicht unbedingt negativ zu sehen, sind doch Meisterbetriebe in der Regel deutlich länger am Markt und bilden zudem mehr aus. Im Gegensatz zur Entwicklung in den zulassungspflichtigen Gewerken sind die Gründungen in den handwerksähnlichen Ausbaugewerken stark gestiegen: Kräftig gewachsen ist der Bestand beim „Einbau genormter Baufertigteile“ – um knapp 170 auf 6.400 Betriebe. Beim Bodenleger – ebenfalls handwerksähnlich – stieg die Zahl um 160 auf rund 1.800 Betriebe.
Im zulassungsfreien Handwerk (Anlage B1 HwO) waren Ende Dezember insgesamt 19.500 Betriebe eingetragen - 1.200 Betriebe mehr als zu Jahresbeginn und ein neuer Höchststand. Zwei Berufe wuchsen besonders schnell: So stieg der Bestand bei den Gebäudereinigern um 600 auf rund 7.000 Betriebe, die Zahl der Fotografen stieg um rund 480 auf knapp 4.900.
Mehr Handwerksbetriebe im Corona-Jahr - Betriebsbestand in der Region Stuttgart kommt bei über 30.000 an
Trotz Corona-Pandemie und Lockdowns gibt es mehr Handwerksbetriebe in der Region Stuttgart als im Vorjahr. Bei der Handwerkskammer waren Stand 31.12.2020 in der Handwerksrolle sowie den Gewerbeverzeichnissen insgesamt 30.694 Betriebe gelistet. Damit ist der Bestand um 758 Unternehmen gegenüber dem Vorjahr (2019: 29.936 Betriebe) gestiegen – das entspricht einem Plus von 2,5 Prozent.
Die Anzahl der meisterpflichtigen Betriebe stieg leicht um 73 auf 21.024 Betriebe. Hierzu zählen beispielsweise Dachdecker, Schornsteinfeger, Metallbauer oder Glaser. Die Zunahme bei den zulassungsfreien Handwerken, wie Graveure, Modellbauer oder Textilreiniger liegt bei 381 Betrieben auf 4.618. Auch die handwerksähnlichen Betriebe legten im vergangenen Jahr um 304 auf 5.052 zu. Eisenflechter, Rohr- und Kanalreiniger oder Änderungsschneider werden hier eingruppiert.
Thomas Hoefling, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart, zeigt sich erfreut: „Das Handwerk weist trotz Umsatzeinbußen in einem ganz außergewöhnlichen Krisenjahr eine insgesamt hohe Resilienz auf. Wir sind in Umsatzentwicklung und Betriebsbestand bislang relativ stabil geblieben - anders als andere Sektoren.“ Panikreaktionen seien ausgeblieben. Die Auswirkungen des ersten Lockdowns im Frühjahr hätten die Betriebe aufgrund ihrer guten Substanz und des erfolgreichen Wirtschaftens aus den Vorjahren noch kompensieren können. Auch die finanziellen Corona-Sofortmaßnahmen der öffentlichen Hand hätten sehr geholfen. Der neue Lockdown seit November 2020 stelle jedoch die Betriebe zunehmend vor existenzielle Fragen, zumal die zugesagten staatlichen Hilfen nur spärlich und verspätet fließen. „Dies könnte sich in den kommenden Monaten in der Betriebsstatistik niederschlagen.“
Den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit wagten zahlreiche Jungunternehmer - angeregt durch die wirtschaftliche Lage ihrer Arbeitgeber. Um das Risiko der Selbstständigkeit in Grenzen zu halten, wollten viele davon zunächst im Nebenerwerb einsteigen. Als das zahlenmäßig größte Gewerk in der Region entpuppte sich das Friseur-Handwerk mit 2.839 Betrieben (Vorjahr: 2.779). Viel Bewegung war beim Gebäudereiniger-Handwerk festzustellen. 242 neue Firmen ließen sich bei der Handwerkskammer eintragen, gleichzeitig wurden aber auch 262 Altfirmen abgemeldet. Der Bestand zum Jahresende 2020 lag bei 1.966 Unternehmen.
Durch die Novelle der Handwerksordnung im Februar 2020 wurden 12 bisher nicht meisterpflichtige Handwerke wieder in die Meisterpflicht gehoben, dabei zahlenmäßig so starke Handwerke wie Fliesenleger-, Platten- und Mosaikleger, Raumausstatter, Estrichleger oder Parkettleger. Gut 3.000 Betriebe wurden in diesem Zusammenhang aus dem Bereich der zulassungsfreien Handwerke in den Bereich der meisterpflichtigen Handwerke überführt.
Link zur vollständigen Baden-Württemberg - Betriebsstatistik: www.bwht.de/statistiken
Die detaillierte Betriebsstatistik steht online unter www.hwk-stuttgart.de/statistik
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