27.11.2023 - Kfz-Gewerbe: Vorläufige Bilanz des Autojahres 2023 - Verunsicherte Kundinnen und Kunden halten sich beim Neuwagenkauf eines E-Fahrzeugs zurück. Gut ausgelastete Kfz-Werkstätten, Kaufzurückhaltung bei Neufahrzeugen und ein stabiles Geschäft mit Gebrauchtwagen – so lässt sich die Lage des Kraftfahrzeuggewerbes im Jahr 2023 zusammenfassen. „Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr zwar verbessert, aber bei den E-Fahrzeugen beobachten wir – insbesondere bei den privaten Kaufinteressenten – eine deutliche Zurückhaltung“, sagt Obermeister Lothar Freese. Gründe dafür seien fehlende Angebote bezahlbarer Kleinwagen und die unklare Situation beim Umweltbonus. In diesem Jahr wurde der Fördertopf für die rein batterieelektrischen Fahrzeuge zwar nochmal um 400 Millionen Euro aufgestockt. Gleichzeitig ist das Volumen für das kommende Jahr von ursprünglich geplanten 1,4 Milliarden Euro auf 810 Millionen Euro reduziert worden. Ab 1. Januar 2024 verringert sich außerdem die Fördersumme pro Fahrzeug und der Umweltbonus wird auch nur noch bis zum 31. Dezember 2024 gewährt.
Unklare Situation beim Umweltbonus für E-Fahrzeuge
„Da der Umweltbonus erst beantragt werden kann, wenn das Fahrzeug zugelassen worden ist, droht vielen Kundinnen und Kunden ein Wettlauf um die letzten Prämien – mit völlig offenem Ausgang“, berichtet Freese. Wenn ein neues Fahrzeug bestellt werde, könnten weder die Autohäuser und Kfz-Betriebe, noch die Kaufinteressierten mit dem Umweltbonus planen. Die Lieferzeiten seien oft sehr lang. Und das zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zeige aktuell leider nicht an, wie viele Mittel noch im Fördertopf verfügbar seien.
Das Ende des Umweltbonus für E-Fahrzeuge kommt zu früh
Für das Kraftfahrzeuggewerbe kommt das Ende der Förderung für die E-Mobilität zum Ende des kommenden Jahres zu früh. „Beim aktuellen Zulassungstempo ist das Regierungsziel des Hochlaufs der E-Mobilität auf 15 Millionen Fahrzeuge bis 2030 nicht zu erreichen“, so der Obermeister. „Wer solche politischen Ziele setzt, muss auch die dafür passenden Instrumente liefern.“ Dazu gehöre der schnelle Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland und ganz Europa – auch für Nutzfahrzeuge. Ganz wichtig seien darüber hinaus einfache Bezahlmöglichkeiten an den Ladesäulen. Auch müsse über einen wettbewerbsfähigen Strompreis nachgedacht werden. Wichtig seien nichtmonetäre Anreize für E-Mobilität, wie zum Beispiel die Freigabe von Sonderfahrspuren für batteriebetriebene Fahrzeuge und Plug-in-Hybride sowie freies Parken.
Kfz-Werkstätten sind gut ausgelastet
Auch weil es bei den Neuzulassungen hapert, sind die Kfz-Werkstätten zurzeit gut ausgelastet. „Die Kaufzurückhaltung vieler Menschen führt dazu, dass sie ihre Fahrzeuge länger nutzen und dafür mehr in Wartung und Reparatur investieren“, erklärt Freese. So liege das Pkw-Durchschnittsalter inzwischen bei zehn Jahren.
Mittelständisches Kfz-Gewerbe hält Menschen und Wirtschaft mobil
In den 40.000 Autohäusern und Kfz-Betrieben beschäftigt das mittelständische Kraftfahrzeuggewerbe in Deutschland mit 475.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern doppelt so viele Menschen wie die Deutsche Bahn. „Wir machen unseren Job und sorgen dafür, dass Menschen mit ihrem Auto zur Arbeit oder in den Urlaub kommen – ohne Streiks zu Hauptreisezeiten oder permanenten, technischen Problemen wie bei anderen Verkehrsträgern.“ Die individuelle Automobilität sei für die Menschen auch in Zukunft unverzichtbar, ganz gleich mit welchem Antrieb.
Gute Ausbildung ist Basis des zukünftigen Erfolgs
Fundament des künftigen Erfolgs der Kfz-Betriebe seien gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und vor allem auch gute Auszubildende. „Mit über 90.000 Auszubildenden im Jahr sind wir eine der aktivsten Ausbildungsbranchen“, betont Obermeister Freese. „Um für die Zukunft gerüstet zu sein, muss schon ab der Grundschule in die Bildung junger Menschen investiert werden, nicht zuletzt im sprachlichen und mathematischen Bereich. Wir brauchen hervorragend ausgestattete Berufsschulen und die Gleichbehandlung mit akademischen Ausbildungswegen bei der Berufsförderung.“ Anders sei das altersbedingte Ausscheiden vieler erfahrener Fachkräfte aus den geburtenstarken Jahrgängen der 1950er und 1960er Jahre nicht zu kompensieren.
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