News Termine Ausschreibungen Marktplatz Arbeitspause Recht

Handwerk und IHK Gewerbe News. Über 100 Tsd. Betriebe präsentieren sich hier.

 

 
 

31.01.2024 - Rückgang bei Beschäftigung und Umsätzen, Fachkräftemangel bremst immer stärker - Die konjunkturelle Situation im Handwerk hat sich im 4. Quartal verschlechtert. „Unsere Prognose zur Entwicklung der Geschäftslage hat sich bestätigt. Die Betriebe berichten von einer verschlechterten Geschäftslage, die Erwartungen der Betriebe sind darüber hinaus im freien Fall“, erläutert Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle. „Unsere Unternehmer erwarten Lösungen für ihre Probleme und keinen Aktionismus von der Politik.“ 

Zu den Konjunkturzahlen: 

Der Geschäftslageindex im letzten Quartal des Vorjahres sank von plus 35 auf plus 26. Das sind sieben Punkte weniger als vor einem Jahr und neun weniger als im 3. Quartal. Der Wert ist, abgesehen vom 1. Quartal 2020 (Beginn der Coronapandemie), der schwächste seit rund 10 Jahren.  

Der Index der Geschäftserwartungen für das kommende Quartal stürzt von minus 10 im Vorquartal auf jetzt minus 29 ab (Vorjahr minus 30). Nur 6 Prozent der Betriebe erwarten eine bessere, aber 40 Prozent eine verschlechterte Lage. Für das witterungsabhängige Bauhaupthandwerk ist mit minus 55 Punkten der schwächste Erwartungsindex zu verzeichnen. 

Die Zahl der Beschäftigten war im 4. Quartal 2023 nach wie vor rückläufig und lag erneut um 1.000 Personen unter dem Vorquartal (60.500). Am stärksten sank die Beschäftigtenzahl in den Bauhaupthandwerken und in den Handwerken für personenbezogenen Bedarf. Nur in den Kfz-Handwerken stieg die Beschäftigtenzahl. Auch im nächsten Quartal erwarten die Betriebe im Durchschnitt rückläufige Mitarbeiterzahlen. 

Für die Monate Oktober bis Dezember 2023 meldeten 30 Prozent der Betriebe steigende und 29 Prozent zurückgehende Umsätze. Die Umsätze im Handwerk sanken trotz Inflation um nominal 4 Prozent. Im kommenden Quartal ist von weiteren Umsatzrückgängen auszugehen: 45 Prozent der Betriebe erwarten diese, in den Bauhaupthandwerken sind es sogar 72 Prozent. 

Die Auftragsreichweiten sind nach dem Rückgang im Vorquartal um weitere 0,4 Wochen auf 6,3 Wochen gesunken. Die durchschnittliche Auslastung der Betriebe liegt bei 81 Prozent (Vorquartal: 83 Prozent, Vorjahr 82 Prozent). 

Am 31.12.2023 waren im Kammerbezirk insgesamt 13.009 Mitgliedsbetriebe eingetragen. Das waren 122 weniger als 3 Monate zuvor und 137 weniger als vor einem Jahr. Damit bleibt es bei einem kontinuierlichen Rückgang. 

Sonderthema Hemmnisse des Handwerks: 

Seit mehr als 20 Jahren befragt die Handwerkskammer die Betriebe nach ihrer Einschätzung von Hemmnissen für ihre betriebliche Entwicklung. Auf dieser Basis ist eine aussagefähige Zeitreihe entstanden.

Wie seit Beginn der Befragungen wurden auch Ende 2023 die von bundespolitischen Entscheidungen verursachten „hohen Steuern“ und „hohen Sozialabgaben“ als größte Hindernisse benannt und dies von immer mehr Betrieben: 65 Prozent der Betriebe finden die Steuerlast und 60 Prozent die Sozialabgabenlast als großes Hindernis für ihre betriebliche Tätigkeit.  

Um 6 Prozentpunkte ist die Zahl der Nennungen „fehlendes Fachpersonal“ gestiegen – 50 Prozent der Befragten empfinden es als ein großes Hemmnis. Die Unterschiede zwischen den Gewerkegruppen sind im Gegensatz zu früheren Jahren nicht mehr so groß. Sowohl beim Fachkräftemangel als auch bei der finanziellen Belastung gibt es keine Anzeichen für eine Abschwächung der Problemlage. Dagegen wird das in den beiden Vorjahren genannte Problem der Lieferschwierigkeiten bei Material, Rohstoffen und Vorprodukten kaum noch angegeben.  

Handwerk zeigt Verständnis für Bauernproteste 

„In den letzten Tagen mehren sich die Nachrichten und Stimmen aus den 13.100 Handwerksbetrieben in unserem Kammerbezirk, die Aktivitäten des Bauernverbandes aktiv zu begleiten“, sagt Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle.  

In den Betrieben des Handwerks steigen Frust und Unzufriedenheit über hohe bürokratische Belastungen, mangelnden politischen Gestaltungswillen und eine negative wirtschaftspolitische Entwicklung in Deutschland. In den zurückliegenden Monaten ist politisches Vertrauen verloren gegangen. Bei vielen Betrieben und Beschäftigten herrscht der nachvollziehbare Eindruck: Die unübersehbaren Probleme der Unternehmen im Land werden von der Berliner Politik nicht angepackt oder nicht konsequent umgesetzt. Es passiert viel zu wenig, um die Belastungen für Betriebe und Beschäftigte zu reduzieren und Leistungsträger zu stärken.  

„Die Proteste der Bauernverbände, denen sich sicher auch Unternehmen des Handwerks anschließen werden, findet in den nicht wenigen Unternehmen unserer Branche eine breite Zustimmung. Denn die betriebliche Struktur der Betriebe und auch die aktuellen Problemstellungen, vor denen die Unternehmer beider Branchen stehen, ähneln sich sehr stark. Im Handwerk besteht daher ein hohes Verständnis für ihre Aktionen“, so Keindorf. 

Handwerkskammer Halle (Saale)
Gräfestraße 24
06110 Halle

 

Zunehmend skeptische Erwartungen der hessischen Handwerksbetriebe

Im dritten Quartal 2023 haben sich die zunehmend skeptischen Erwartungen der hessischen Handwerksbetriebe von Mitte des Jahres verstärkt. Die aktuelle Geschäftslage zeigt sich in den meisten Branchen saisonbedingt noch recht robust, zwischen den einzelnen Branchen aber uneinheitlich. Zu diesem Ergebnis kommt die Konjunkturumfrage der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern für das dritte Quartal. Der nach wie vor hohe Auftragsbestand verbunden mit dem Mangel an Fachkräften hält die Auslastung der Betriebe hoch und führt zu einer stabilen Lageeinschätzung. Der Anteil der Handwerksbetriebe, die ihre aktuelle Situation gut bewerten (38 Prozent) liegt weiterhin deutlich höher gegenüber denjenigen, die eine schlechte Geschäftslage melden (14,4 Prozent).

„Durchgängig erkennbar werden die Sorgen über eine konjunkturelle Abschwächung beim Blick auf die kommenden drei Monate“, so die Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern, Susanne Haus. So gehen die Auftragseingänge zurück, der noch gute Auftragsbestand schmilzt und die Erwartungen im Hinblick auf neue Aufträge brechen regelrecht ein. Die „guten“ oder „befriedigenden“ Lageerwartungen fallen deutlich von 86 auf nur noch 77,6 Prozent. Die schwachen gesamtwirtschaftlichen Aussichten werden damit auch in der Konjunkturumfrage im hessischen Handwerk sichtbar. Dies gilt in ganz besonderem Maße für das Bauhauptgewerbe sowie in den größeren Betrieben.

Unterschiedliche Geschäftslage in den Branchen

Im Bauhauptgewerbe behauptet sich die aktuelle Geschäftslage aufgrund gut gefüllter Auftragsbücher noch, der Einbruch zeigt sich dann aber bei den Erwartungen. Rechneten im zweiten Quartal noch 92,1 Prozent mit einer „guten“ oder „befriedigenden“ Entwicklung in den kommenden Monaten, waren es im dritten Quartal nur noch 62,8 Prozent. Alle Frühindikatoren wie Baugenehmigungen, Auftragsbestand oder Auftragsreichweite lassen eine schwache Bautätigkeit erwarten, die Kostenbelastungen durch Preissteigerungen bei Material, Energie und Deponiekosten sowie die Zinssteigerungen für die Finanzierung bilden den ungünstigen wirtschaftlichen Hintergrund für diesen pessimistischen Blick in die nahe Zukunft.

Die Betriebe des Kfz-Handwerks stemmen nach den aktuellen Umfrageergebnissen gegen den Abwärtstrend. Sowohl in der Einschätzung der aktuellen Lage, als auch bei dem Ausblick auf die kommenden Monate verbessern sich die Umfragewerte der Kfz-Betriebe. Die „gute“ oder „befriedigende“ Lageeinschätzung steigt von 84,7 auf 87,7 Prozent und die „verbesserten“ oder „gleichen“ Erwartungen steigen von 81 auf 83,1 Prozent.

Zwipältig zeigt sich die Situation der Nahrungsmittelhandwerke (Bäcker, Fleischer und Konditoren). Die aktuelle Geschäftslage hat sich erneut verbessert. Der Anteil der Betriebe mit einer „guten“ oder „befriedigende“ Lage ist von 66 Prozent Anfang des Jahres über 78,8 Prozent im zweiten Quartal auf nunmehr 84,4 Prozent angestiegen. Überraschend sind die Rückmeldungen zur Erwartung für das im Nahrungsmittelhandwerk traditionell starke vierte Quartal. 25 Prozent der Betriebe mit einer pessimistischen Erwartung trüben hier den Ausblick. Offensichtlich sind die Betriebe der Nahrungsmittelgewerke skeptisch, ob ihre Kundschaft angesichts der Preissteigerungen auf der einen Seite und der gesunkenen realen Kaufkraft auf der anderen Seite die oft guten Umsätze zu Jahresende generieren wird.

Eine positive Beschäftigungsentwicklung blieb in der Mehrzahl der Betriebe leider erneut aus. Das dritte Quartal zeigt einen leicht negativen Saldo aus Personalzu- und -abgängen, der wohl auch von den Schwierigkeiten, Arbeitsplätze ausscheidender Mitarbeiter adäquat wiederzubesetzen, niedrig gehalten wird. Ein aktiver Personalabbau kommt aber für die Handwerksbetriebe angesichts des erheblichen Fachkräftebedarfs derzeit nicht in Frage.

 

 

Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern

 

Bierstadter Straße 45, 65189 Wiesbaden