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02.02.2024 - Nicht ´mal ein Silberstreif am Horizont - Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2024 der IHK Südthüringen. Die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft gibt es nicht zum Nulltarif. Hierbei bildet die laufende Diskussion um öffentliche Ausgaben zur Finanzierung der Transformation nur einen kleinen Teil der Aufgabe ab. Viel größere Herausforderungen bestehen in den Unternehmen. Der Wandel bindet viel Kapital. Dieses fehlt der Südthüringer Wirtschaft jedoch zunehmend, weil sich die Geschäftsbedingungen permanent verschlechtern. Dieses Ergebnis liefert die Konjunkturumfrage Frühsommer 2024 der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen. Seit fünf Jahren befindet sich die Südthüringer Wirtschaft in der Dauerkrise. Auf längere Produktionsunterbrechungen in der Kfz-Industrie 2018/19 folgten die Corona-Einschränkungen 2020/21, gestörte Lieferketten 2021/22 und seit 2022 der Krieg in der Ukraine. Dies ist mit erheblichen wirtschaftlichen Einschnitten verbunden, die durch die Wirtschaftspolitik der Bundesrepublik weiter verschärft werden. Die Folge ist ein neuerliches Stimmungstief in der Südthüringer Wirtschaft.

Der Konjunkturklimaindikator fällt auf 65 Punkte. Vor einem Jahr waren es 75 Punkte, vor fünf Jahren noch 113 Punkte. Der Konjunkturklimaindikator wird von der IHK Südthüringen als geometrischer Mittelwert der Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen ermittelt. Er kann bis zu 200 Punkte erreichen. Werte unter 100 Punkten signalisieren eine Wirtschaftskrise.

Ein Viertel der Unternehmen macht Verluste

Auffallend negativ – und das ist neu – bewerten die Unternehmen die aktuelle Wirtschaftslage. Für 20 Prozent ist die Geschäftslage gut, für 43 Prozent saisonüblich und für 37 Prozent schlecht. Noch vor einem Jahr werteten 32 Prozent die Lage als gut und nur 29 Prozent als schlecht. Innerhalb des letzten Jahres hat sich für 52 Prozent der Unternehmen die Ertragslage verschlechtert. Derzeit erzielen noch 32 Prozent Gewinne, 45 Prozent arbeiten nur noch kostendecken und 23 Prozent machen Verlust. Vor fünf Jahren erzielte noch jedes zweite Unternehmen regelmäßig Gewinne.

„Die Gründer nach 1989 haben große Sorgen, durch unvernünftige Politik um ihr Lebenswerk gebracht zu werden. Die Unternehmen stehen unter erheblichem Kostendruck und müssen Mega-Transformationen zur Dekarbonisierung und Digitalisierung leisten. Außerdem muss auf den demografischen Wandel reagiert werden. Die Geschäftsmodelle müssen weiterentwickelt werden, um auch unter veränderten Rahmenbedingungen erfolgreich zu sein. Dies erfordert über einen längeren Zeitraum Investitionen und kann nur aus den Gewinnen finanziert werden. Wer kein Geld mehr verdient, hat keine Zukunft“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Mehrheit mit Finanzierungsproblemen

Indes bestehen inzwischen in 55 Prozent der Unternehmen Finanzierungsprobleme. 35 Prozent melden einen Rückgang ihres Eigenkapitals und 23 Prozent Liquiditätsengpässe. 21 Prozent berichten, dass ihre Kunden ihrerseits in Schwierigkeiten sind und daher nicht mehr alle Rechnungen bezahlt werden. Im Gastgewerbe, im Verkehrsgewerbe und im Dienstleistungsbereich droht jedem zehnten Unternehmen die Insolvenz.

Daher nehmen die Investitionsplanungen ab. Nur noch 63 Prozent der Unternehmen gehen in diesem Jahr von Investitionen aus. Vor einem Jahr waren es 73 Prozent und vor fünf Jahren 85 Prozent. Hauptmotiv sind Modernisierungs- und Ersatzinvestitionen. Investitionen in Kostensenkung und die Entwicklung neuer Produkte, Verfahren und Dienstleistungen sind hingegen rückläufig, obwohl gerade sie so dringend gebraucht werden.

Als wesentliche Risiken bewerten die Unternehmen die Energiepreise mit einem Anteil von 74 Prozent, die Wirtschaftspolitik mit 62 Prozent, die Arbeitskosten mit 60 Prozent, die Inlandsnachfrage mit 57 Prozent und den Personalmangel mit 55 Prozent.

Blick in die Branchen

Für die Industrie ist die Nachfrage zu gering und die Kosten sind zu hoch. Der Auftragseingang ist für zwei von drei Betrieben im Vergleich zum Vorjahr gesunken, wobei der Rückgang aus dem Inland stärker ausfiel als aus dem Ausland. Den Auftragsbestand beschreiben 57 Prozent als zu klein. Lediglich 43 Prozent weisen größtenteils ausgelastete Kapazitäten aus. Zu kämpfen haben die Betriebe mit den Energiepreisen, der Entwicklung der Arbeitskosten und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Lediglich der ausgeprägte Fachkräftemangel verhindert Entlassungen wie in der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009.

Das Baugewerbe meldet einen Nachfragerückgang. Für zwei von drei Betrieben ist der Auftragseingang rückläufig. Die Auftragsreichweite geht von Umfrage zu Umfrage weiter zurück. Ein Drittel der Betriebe verfügt noch über ein großes Auftragspolster, das Beschäftigung für vier und mehr Monate beinhaltet. Ein weiteres Drittel lebt hingegen von der Hand in den Mund mit einer Auftragsreichweite von weniger als einem Monat. Eine Besserung der Geschäfte ist für die Unternehmen nicht in Sicht.

Im Handel berichten 37 Prozent der Unternehmen von Umsatzsteigerungen, 39 Prozent von Umsatzverlusten. Die Ausgabefreudigkeit der Kunden hat nachgelassen. Trotzdem sind die Betriebe mit der aktuellen Situation mehrheitlich zufrieden. Zwar hat sich die Ertragslage verschlechtert, doch erzielen immerhin 46 Prozent der Unternehmen Gewinne. Verluste beschränken sich auf 13 Prozent der Betriebe. Allerdings fallen die Erwartungen auf die nächsten Monate zurückhaltend aus. Die Budgets der Kunden sind beschränkt. Sie können nicht immer mithalten, wenn die Hersteller Kostenerhöhungen über den Preis weitergeben.

Die Lage im Verkehrsgewerbe ist desolat und äußert sich inzwischen auch im Personalabbau. Die rückläufige Industrieproduktion und die schlechten Geschäfte in den meisten Branchen senken das Transportvolumen. Zugleich haben die Mauterhöhung und die Erhöhung des CO2-Preises die Kosten nochmals erhöht. In den kommenden Monaten erwartet jeder zweite Betrieb ein sinkendes Transportvolumen. Auf eine geringere Nachfrage muss man in einer Marktwirtschaft mit Preissenkungen reagieren, wenn man im Geschäft bleiben will. Zunehmende Finanzierungsprobleme sind absehbar.

Im Gastgewerbe ist die Lage verheerend. Die Ursache liegt im Reiseverhalten der Gäste und den Erwartungen für die kommenden Monate. Nach wie vor fehlt ein Zehntel der Übernachtungen der Vor-Corona-Zeit. Die Rücknahme der Umsatzsteuerermäßigung für die Gastronomiebetriebe wird oftmals durch Preiserhöhungen aufgefangen, deren Folge jedoch ein weiterer sein kann. Bereits aktuell betrachten nur noch 14 Prozent der Unternehmen die Finanzlage als unproblematisch. 54 Prozent gehen davon aus, dass sie in diesem Jahr ihre Investitionstätigkeit einstellen müssen.

In der Dienstleistungswirtschaft hat sich in vielen Unternehmen die Stimmung im Vergleich zur Herbstumfrage etwas verbessert. Verhalten positiv ist die Situation im Wirtschaftszweig Information und Kommunikation, der vom verstärkten Einsatz der Informationstechnologien in allen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft lebt. Insgesamt ist die Branche jedoch angeschlagen. Die Auftragslage verbesserte sich für zehn Prozent und verschlechterte sich für 38 Prozent der Unternehmen. 29 Prozent melden Umsatzsteigerungen, doch 44 Prozent Umsatzverluste. Mit einer schnellen Verbesserung der Geschäfte rechnet die Branche nicht.

Zur Information

Die Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen fand vom 18. Dezember 2023 bis 18. Januar 2024 statt. Befragt wurden rund 900 Südthüringer Unternehmen aller Branchen. Weitere Ergebnisse der Konjunkturumfrage liefert der Ergebnisbericht unter: www.suhl.ihk.de/konjunktur.

 

Industrie- und Handelskammer Südthüringen
Hauptgeschäftsstelle
Bahnhofstraße 4 – 8 • 98527 Suhl

 

Ruhr-IHKs: Kommunen müssen mehr tun - Unternehmen im Ruhrgebiet mit trüben Aussichten

Die Stimmung der Wirtschaft im Ruhrgebiet verschlechtert sich weiter. Viele Unternehmen blicken mit Sorge auf das Jahr 2024. Steigende Belastungen durch Steuern und Abgaben sind kaum noch zu stemmen. Zu viel Bürokratie und kaputte Straßen sorgen für Unmut. Hinzu kommt die schwierige Suche nach Personal. Die Themen sind nicht neu, aber die Lage verschärft sich. Deswegen sollten Politik und Verwaltung die Wirtschaft entlasten, so die Ruhr-IHKs.

„Die Politik muss dafür sorgen, dass es sich wieder lohnt, hier zu investieren. Sonst verlieren wir noch mehr Unternehmen ans Ausland“, verdeutlicht Werner Schaurte-Küppers, Präsident der der Niederrheinischen IHK und derzeit Sprecher der Ruhr-IHKs. Rund 60 Prozent der Firmen sehen sich durch das politische Hin und Her belastet. Vor einem Jahr waren es noch 45 Prozent. „Rohstoffe und Energie sind zu teuer. Und wer investieren will, bekommt Steine – oder besser gesagt: Papier – in den Weg gelegt. Die Unternehmen haben keine Zeit, sich durch den Bürokratiewahnsinn zu kämpfen“, kritisiert Schaurte-Küppers.

Alle Branchen sind betroffen

Insgesamt blickt jedes dritte Unternehmen pessimistisch in die Zukunft. Der IHK-Konjunkturklimaindex sinkt auf 94 Zähler. Er hat damit den niedrigsten Stand seit 15 Jahren erreicht. Nur auf dem Höhepunkt der Energiekriese 2022 lag er noch darunter. Die Aufträge in der Industrie gehen weiter zurück – im In- und im Ausland. Die Logistik leidet unter den verschärften Maut- und Abgasregeln. Gastronomen blicken besorgt auf die erhöhte Mehrwertsteuer, die seit Anfang 2024 wieder bei 19 Prozent liegt. Besonders negativ blicken die Händler auf 2024. Grund ist die Zurückhaltung der Konsumenten. Viele halten ihr Geld derzeit lieber zusammen, statt es auszugeben. Die Folgen der Inflation beeinflussen Einzel- und Großhandel.

Ruhrwirtschaft investiert weniger

Die Betriebe sind sparsamer. Die meisten reparieren oder ersetzen nur den Bestand. „Viele sind vorsichtig geworden und warten ab. Hier müssen Berlin und Düsseldorf verlässliche Perspektiven geben. Aber auch unsere Kommunen können viel tun, damit unsere Unternehmen schneller aus der Rezession kommen“, betont der IHK-Präsident.

Sechs Punkte für ein starkes Ruhrgebiet

Die Umfrage ist laut Ruhr-IHKs ein Hilferuf der Wirtschaft. Die Kammern fordern ein Wachstumspaket von Bund, Land und Kommunen. „Unsere Region ist ein wichtiger Ballungsraum in Europa. Wir brauchen deshalb intakte Straßen und Brücken. Wir müssen innovativer und mutiger werden und neue Konzepte testen“, sagt Dr. Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK. Er nennt sechs Forderungen: „Wenn die Kommunen attraktiver werden wollen, müssen sie die Infrastruktur schneller sanieren, Steuern senken, Flächen bereithalten und Bürokratie abbauen.“ Von Bund und Land fordern die IHKs „one in, two out“. Für jedes neue Gesetz müssen zwei abgeschafft werden. Außerdem müsse mehr getan werden, um die Energie und Rohstoffpreise bezahlbar zu halten.

Info:

 

Der Konjunkturklimaindex fasst die Bewertung der Geschäftslage und die Erwartungen zusammen. Zwei Mal im Jahr befragen die Ruhr-IHKs die Unternehmen, seit fast sechzig Jahren. In der aktuellen Umfrage haben sie 850 Unternehmen mit rund 165.000 Beschäftigten befragt. Die Ergebnisse wurden am 2. Februar bei der Niederrheinische IHK in Duisburg vorgestellt.

Niederrheinische Industrie- und Handelskammer
Duisburg - Wesel - Kleve zu Duisburg
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