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CO2-neutrale Verbrenner? - Städte und Gemeinden – und ehemalige Bundesbehörden wie die Deutsche Post – beginnen, auf Elektrofahrzeuge umzurüsten. Dabei noch wenig beachtet: eine günstigere Alternative ist synthetisches Benzin. München und einige Kommunen im Ruhrgebiet denken bereits an sogenannte Designer-Fuels – so das Portal kommunal.de. CDU-Generalsekretär Peter Tauber will die Erforschung neuer Antriebssysteme fördern, sagte er im Berliner inforadio.

Die Energiewende ernstnehmen, das belastet die kommunalen Haushalte nicht unerheblich. Dabei ist der Umweltnutzen gering, solange die Fahrzeuge nicht mit Öko-Strom fahren. Deshalb steigt das Interesse an synthetischen Treibstoffen. Der Kraftstoff kann in jedem Verbrennungsmotor verwendet werden und verursacht nur geringe (in Zukunft ginge es sogar ganz ohne) CO2-Emissionen. Leider ist er jedoch bisher nicht auf dem Markt. Das will Robert Schlögl, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion (CEC) in Mülheim, nun ändern.

Was sind Oxymethylenether (OME)?

Oxymethylenether, kurz OME, sind synthetische Verbindungen aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff (CH3O(CH2O)nCH3), können in einem herkömmlichen Dieselmotor verbrannt werden, und produzieren dabei deutlich weniger Schadstoffe als herkömmlicher Diesel aus Erdöl. Aufgrund ihres hohen Sauerstoffgehalts wird diese Schadstoffbildung bereits im Verbrennungsstadium unterbunden. Laut Experten kommen OME in seinen Eigenschaften dem Idealkraftstoff der Zukunft bisher am nächsten. Das Herstellungsverfahren*) (siehe: solarify.eu/co2-als-rohstoff-carbon2chem): CO2, das bei der Stromerzeugung oder bei industriellen Prozessen als Abfallprodukt anfällt, wird in einer Katalyse mit Wasserstoff zu Methanol verarbeitet. Durch weitere Katalyse und durch Zugabe von Additiven wird daraus synthetischer Diesel, der gegenüber seinem fossilen Gegenstück deutlich sauberer verbrennt. Die weiteren Vorzüge des Labordiesels: Sein hoher Flammpunkt von 69°C bietet ein hohes Maß an Sicherheit, sein Luftbedarf liegt um 10 Prozent unter dem des Erdöldiesels. Außerdem verbrennt OME auch bei Sauerstoffmangel weitgehend ohne Partikelbildung, also praktisch rußfrei.

*)Mit Carbon2Chem sollen Hüttengase aus der Stahlproduktion für die Produktion von Chemikalien genutzt und Kohlendioxidemissionen anhaltend verringert werden. Dafür wird Wasserstoff benötigt, der mit Hilfe Erneuerbarer Energien erzeugt werden soll. Der CO2-Ausstoß in der Region und auch an anderen Stahlstandorten soll wirtschaftlich nutzbar gemacht und somit ein klimarelevanter CO2-Einspareffekt erreicht werden.

Experten-Berechnungen zeigten, dass je nach Kostenniveau der Erneuerbaren Energien die CO2-neutralen Kraftstoffe zu wettbewerbsfähigen Preisen hergestellt werden können. Im Idealfall für die Umwelt wird der im Herstellungsprozess benötigte Wasserstoff aus überschüssiger Windkraft- oder Photovoltaikenergie hergestellt. Mit klimaneutralen E-Fuels könnte die Erfolgsstory des Verbrennungsmotors wohl auch für die nächsten Jahrhunderte abgesichert sein.

Auch Bosch-Chef Volkmar Denner zeigt sich von dem Treibstoff angetan: „Um die künftigen Klimaziele zu erreichen, braucht es neben der Elektromobilität weitere intelligente Lösungen“, sagt er. „Synthetische Kraftstoffe können Benziner und Diesel CO2-neutral machen und einen großen Beitrag zur Begrenzung der Erderwärmung leisten.“

Tauber will alternative Antriebe fördern – Quote funktioniert nicht CDU-Generalsekretär Peter Tauber will die Erforschung  neuer Antriebssysteme fördern, sagte er im Berliner inforadio. Man dürfe den Diesel nicht völlig schlechtreden, er sei „unter dem Thema Klimaschutz die beste Variante unter den Verbrennungsmotoren“. Wasserstoff, E-Autos und Brennstoffzelle müssten in den Mittelpunkt der Forschung gerückt werden. Es sei „klug, nicht die falschen Debatten zu führen. Aber die Milliarden, die man in Nachrüstung investiert, die hätte ich lieber in die Forschung der Autobauer investiert, dass wir da den Anschluss nicht verlieren“. Tauber plädierte zudem für steuerliche Forschungsförderung der Automobilindustrie. Quoten für E-Mobilität würden nicht funktionieren. Die Autobauer seien gefordert, attraktive Angebote zu machen. Tauber würde sich von „manchem deutschen Autobauer ein bisschen mehr Demut, ein bisschen mehr ‚mea culpa‘ wünschen, und ein klares „ich habe verstanden,“als das, was man in den letzten Tagen gehört hat“. Die Menschen in den Zulieferbetrieben und bei den Autokonzernen können am wenigsten dafür, was da passiert sei. Es gebe keine Alternative zur Energiewende – „die wollen wir, die muss man nur klug machen.“ Aber die Erneuerbaren Energien müssten sich aber auf dem Markt behaupten. Hier sei die Speicherung wieder ein Forschungsthema: Denn die Speichertechnologien seien noch nicht gut genug.

 

Hybride für den Fuhrpark München

Um das synthetische Benzin weiterzuentwickeln und auf den Markt zu bringen hat Schlögl  die Initiative „Nachhaltige Mobilität durch synthetische Kraftstoffe“ gegründet. Er will Autos bauen (lassen), die einen Elektromotor und einen mit synthetischem Benzin betriebenen Verbrenner verbinden. Der Elektromotor bezieht seine Energie dann aus dem Betrieb des Verbrennungsmotors. Der Chemiker Schlögl hofft, dass sein Projekt – ein Startup ist geplant – vom Bund gefördert wird. Im Herbst könnte es losgehen.

Quellen:

Max-Planck-Institut für chemische Energiekonversion

Prof. Dr. Robert Schlögl
Stiftstrasse 34-36
45470 Mülheim an der Ruhr

Agentur Zukunft –
Büro für Nachhaltigkeitsfragen

Dr. Gerhard Hofmann

http://www.agentur-zukunft.eu