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Brossardt: „Keine Rosinenpickerei seitens Großbritanniens zulassen“. - Die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. bewertet den bisherigen Fortschritt in den Brexit-Verhandlungen zwischen der Europäischen Union und Großbritannien als vollkommen unzureichend und warnt vor den Folgen eines Scheiterns der Verhandlungen. „Gerade in Zeiten der Corona-Krise und eines massiven Wirtschaftseinbruchs in Europa würde ein Auslaufen der Brexit-Übergangsphase am Ende des Jahres ohne Abkommen für die Unternehmen katastrophale Folgen haben. Bereits jetzt ist die Wirtschaft durch die pandemiebedingten Unterbrechungen der Liefer- und Wertschöpfungsketten massiv belastet, Handel und Warenverkehr würden weiter geschwächt“, so vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

 

So gaben im ifo-Konjunkturtest Bayern im April dieses Jahres 29 Prozent der Industriebetriebe an, dass ihre Produktion durch fehlendes Material gestört wird. Noch vor drei Monaten waren es nur acht Prozent. Die vbw verweist darauf, dass importierte Vorleistungen 35 Prozent der industriellen Wertschöpfung in Deutschland ausmachen. Davon kommen fünf Prozent aus dem Vereinigten Königreich. „Großbritannien ist ein wichtiger Lieferant für unsere Industrie. Auch und gerade in Zeiten der Corona-Krise müssen wir daher dafür Sorge tragen, dass es nicht zu einem ungeregelten Brexit am Ende des Jahres kommt. Hier steht aber auch London klar in der Pflicht, den berechtigten Sorgen der Wirtschaft auf beiden Seiten des Kanals Rechnung zu tragen. Nur einheitliche Standards können Wettbewerbsverzerrungen vermeiden. Es darf nicht zu einer Rosinenpickerei durch das Vereinigte Königreich kommen“, mahnt Brossardt und fordert ein umfassendes Partnerschafts-, Investitions- und Handelsabkommen.

 

Bedeutung des Handels

 

Insgesamt ist Großbritannien mit einem Handelsvolumen von 18,4 Milliarden Euro der achtwichtigste Handelspartner Bayerns. Unter den wichtigsten Exportländern Bayerns belegt es Rang sechs und ist das zehntwichtigste Importland Bayerns.

 

Exporte:

 

·        Insgesamt exportierte der Freistaat im Jahr 2019 Waren im Wert von rund 12,5 Milliarden Euro in das Vereinigte Königreich. Das waren 6,6 Prozent aller bayerischen Exporte. Die wichtigsten Exportgüter Bayerns dabei sind Kraftwagen und Kraftwagenteile (44 Prozent), Maschinen (12,5 Prozent), Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse (7,6 Prozent).

 

·        In den Monaten Januar bis März 2020 nahmen die bayerischen Exporte in das Vereinigte Königreich um knapp 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab.

 

Importe:

 

·        Die bayerischen Importe aus Großbritannien summierten sich im Jahr 2019 auf 5,9 Milliarden Euro. Die Importe aus dem Vereinigten Königreich machen 3,1 Prozent aller bayerischen Einfuhren aus. Die wichtigsten Importgüter sind dabei Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse (24,7 Prozent), Kraftwagen und Kraftwagenteile (12,3 Prozent), und elektrische Ausrüstungen (10,2 Prozent).

 

·        In den Monaten Januar bis März dieses Jahres gingen die Importe Bayerns aus dem Vereinigten Königreich um 14,5 Prozent zurück.

 

Großbritannien ist ebenfalls ein wichtiger Investitionsstandort bayerischer Unternehmen. Mehr als acht Prozent der ausländischen Direktinvestitionen befinden sich in Großbritannien, dahinter stehen 461 Betriebe mit rund 70.000 Beschäftigten.

ibw – Informationszentrale der Bayerischen Wirtschaft e. V.
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