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Mit einer Vesper und einem gesungenen großen Gotteslob Te Deum hat Papst Franziskus am Mittwoch Abend das Jahr 2014 beendet. Im Petersdom feierte er die erste Vesper zum Fest der Gottesmutter Maria, das die Kirche am 1. Januar begeht. In seiner Ansprache ging er auf die christliche Doppelhaltung der Dankbarkeit und der Vergebungsbitte ein:

Am Ende eines Jahres müsse man beides tun, dankbar sein für alles, was man erhalten habe und gleichzeitig zurück schauen auf die Fehler und Sünden und um Vergebung bitten. „Und genau das machen wir auch heute zum Ende dieses Jahres“, so der Papst. „Wir loben den Herrn mit dem Hymnus des Te Deum und gleichzeitig bitten wir um Vergebung. Die Haltung des Dankens führt uns in die Demut, zum Erkennen und Annehmen der Gaben des Herrn.“

Die Gedanken des Papstes kreisten um das Thema Sklaverei, in Anspielung auf die Gefangenschaft Israels in Ägypten: „Die Sklaverei des eigenen Egoismus, die Sklaverei der eigenen Kleinmütigkeit“. Es sei einfacher für Gott gewesen, Israel aus Ägypten zu befreien als Ägypten aus den Köpfen der Israeliten heraus zu bekommen, zitierte er den Komiker, Schauspieler und Filmemacher Roberto Benigni, einen „großen italienischen Künstler“. Und er führte den Gedanken weiter aus: „Wir haben Angst vor der Freiheit, und paradoxerweise ziehen wir unbewusst, mehr oder weniger, die Sklaverei vor. Die Freiheit erschreckt uns, denn sie erwartet von unserer Zeit und unserer Verantwortlichkeit, dass wir sie gut nutzen. Die Sklaverei reduziert die Zeit auf den Moment, und so fühlen wir uns sicher; sie lässt uns auf diese Weise eine Abfolge von Augenblicken leben, unverbunden mit ihrer Vergangenheit und unserer Zukunft. In anderen Worten verhindert die Sklaverei, dass wir voll und ganz die Gegenwart leben, denn sie nimmt ihr die Vergangenheit und schließt von der Zukunft ab, von der Ewigkeit. Die Sklaverei lässt uns glauben, dass wir nicht träumen können, nicht fliegen, nicht hoffen.“

Von dieser Sklaverei seien wir zwar losgekauft, durch sie Menschwerdung und das Kreuz Jesu Christi, trotzdem könnten wir von ihr nicht lassen. Papst Franziskus ging ganz konkret auf die Korruptionsfälle und die Aufdeckung mafiöser Strukturen in Rom ein, diese Fälle verlangten „Bekehrung der Herzen“, so der Papst. Als Bischof dieser Stadt frage er „Sind wir in dieser Stadt, in dieser kirchlichen Gemeinschaft, frei oder sind wir Sklaven? Sind wir Licht und Salz? Sind wir Sauerteig? Oder sind wir erloschen, fade, übel gesinnt, misstrauisch, unbedeutend und müde?“ Und mit Bezug auf die Ausbeutung vor allem von Flüchtlingen durch die römische Mafia fügte er an: „Es braucht eine große und tägliche Anstrengung christlicher Freiheit, den Mut zu haben, in unserer Stadt zu verkünden, dass wir die Armen schützen und nicht uns vor den Armen schützen müssen und dass wir den Schwachen dienen und uns nicht von den Schwachen bedienen lassen müssen!"

Franziskus rief zu einer solidarischen Gesellschaft und Kirche auf, nur eine sich um Arme kümmernde Gesellschaft sei eine reiche Gesellschaft. Wenn eine Gesellschaft sich vom Egoismus versklaven ließe, höre sie auf, christlich zu sein.

Der Papst rief in seiner Predigt dazu auf, die Gelegenheit zum Jahresende für eine Revision des eigenen Lebens zu nutzen. „Leben wir als Kinder oder als Sklaven? Leben wir als in Christus getaufter Mensch, gesalbt durch den Heiligen Geist, losgekauft, frei? Oder leben wir nach einer weltlichen Logik, korrupt, das tuend was der Teufel uns glauben macht dass es nach unserem Interesse sei?“

Nach der Feier der Vesper machte Papst Franziskus den traditionellen Besuch an der Krippe auf dem Petersplatz, wo er einige Zeit betete und die zum Platz gekommenen Besucher grüßte.

 

(rv 31.12.2014 ord)