In einer gemeinsamen Erklärung haben Christen und Muslime des gleichnamigen Gesprächskreises beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) auf das Schärfste die unfassbaren Gräueltaten, die von terroristischen Gruppierungen im Namen des Islam im Nahen Osten und darüber hinaus begangen werden, verurteilt.
"Unsere Solidarität gilt den Opfern dieses Terrors, den Christen, Muslimen und Menschen anderer Religionszugehörigkeit, die aufgrund ihres Glaubens bedrängt und vertrieben wurden oder ihr Leben verloren haben", heißt es in der am Freitag, dem 9. Januar 2015 veröffentlichten Erklärung. "Wir verurteilen den blutigen Anschlag auf die Redaktion des französischen Satiremagazins „Charlie Hebdo“, der zwölf Menschenleben forderte. Diese abscheuliche Tat ist zugleich ein Anschlag auf die Pressefreiheit und den gesellschaftlichen Frieden."
Zugleich zeigen sich die Mitglieder des Gesprächskreises tiefer besorgt von den negativen Rückwirkungen des extremistischen Terrors auf das Bild des Islam und die christlich-islamische Dialogarbeit in Deutschland. "Wir verurteilen die Instrumentalisierung der Wut und der Angst vieler Menschen, nicht mehr zur Gesellschaft dazuzugehören, durch geschichtsvergessene populistische, rassistische und extremistische Bewegungen und Parteien", so die Erklärung. "Als Christen und Muslime sind wir Partner in einer pluralistischen Gesellschaft. Ausgehend von unserem Glauben und den uns gemeinsamen Grundlagen im Menschenbild sehen wir uns gemeinsam in der Verantwortung, zur Bewahrung des Gemeinwohls und der freiheitlichen demokratischen Grundordnung in Deutschland beizutragen."
Ausdrücklich betonen die muslimischen und christlichen Verfasser, dass Religion nicht instrumentalisiert und für machtpolitische Zwecke missbraucht werden darf. Zugleich rufen sie zu einer sachlichen Debatte über den Islam und andere Religionsgemeinschaften in Deutschland sowie eine differenzierte Berichterstattung auf.
"Gemeinsam stehen wir auf gegen Hass, Gewalt und Intoleranz, gemeinsam stehen wir ein für gegenseitigen Respekt und ein friedliches Miteinander in unserer religiös und kulturell pluralen Gesellschaft."
Die gemeinsame Erklärung hat folgenden Wortlaut:
Erklärung des Gesprächskreises Christen und Muslime beim ZdK
Wir – Christen und Muslime des Gesprächskreises beim ZdK – verurteilen auf das Schärfste die unfassbaren Gräueltaten, die von terroristischen Gruppierungen im Namen des Islam im Nahen Osten und darüber hinaus begangen werden. Unsere Solidarität gilt den Opfern dieses Terrors, den Christen, Muslimen und Menschen anderer Religionszugehörigkeit, die aufgrund ihres Glaubens bedrängt und vertrieben wurden oder ihr Leben verloren haben.
Wir verurteilen den blutigen Anschlag auf die Redaktion des französischen Satiremagazins „Charlie Hebdo“, der zwölf Menschenleben forderte. Diese abscheuliche Tat ist zugleich ein Anschlag auf die Pressefreiheit und den gesellschaftlichen Frieden.
Wir sind zugleich in tiefer Sorge ob der negativen Rückwirkungen des extremistischen Terrors auf das Bild des Islam und die christlich-islamische Dialogarbeit in Deutschland.
Wir sind äußerst besorgt über die Zunahme religiöser Intoleranz und Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer Religion. Wir verurteilen die Übergriffe auf Gotteshäuser in Deutschland – Moscheen, Synagogen oder Kirchen gleichermaßen. Wir verurteilen die Instrumentalisierung der Wut und der Angst vieler Menschen, nicht mehr zur Gesellschaft dazuzugehören, durch geschichtsvergessene populistische, rassistische und extremistische Bewegungen und Parteien – dies auch vor dem Hintergrund des NSU-Skandals und der neuartigen islam- und fremdenfeindlichen Verbindungen gewaltbereiter Hooligans mit rechtsextremen Gruppierungen. Dass Bürger aus der Mitte unserer Gesellschaft ihre bisherige Distanz und Ablehnung gegenüber diesen neuen Bewegungen aufgeben, ist alarmierend.
Als Christen und Muslime sind wir Partner in einer pluralistischen Gesellschaft. Ausgehend von unserem Glauben und den uns gemeinsamen Grundlagen im Menschenbild sehen wir uns gemeinsam in der Verantwortung, zur Bewahrung des Gemeinwohls und der freiheitlichen demokratischen Grundordnung in Deutschland beizutragen.
Wir stimmen darin überein, dass Religion nicht instrumentalisiert und für machtpolitische Zwecke missbraucht werden darf – ganz gleich von welcher politischen oder religiösen Seite. Vielmehr treten wir als Christen und Muslime für mehr Humanität und gesellschaftliche Solidarität ein, insbesondere auch gegenüber Flüchtlingen und Asylsuchenden, die unseren Schutz und unsere Hilfe brauchen.
Wir rufen auf zu einer Versachlichung der Debatte über Muslime und andere Religionsgemeinschaften in Deutschland und einer entsprechend differenzierten Berichterstattung.
Gemeinsam stehen wir auf gegen Hass, Gewalt und Intoleranz, gemeinsam stehen wir ein für gegenseitigen Respekt und ein friedliches Miteinander in unserer religiös und kulturell pluralen Gesellschaft.
Wir appellieren an alle, die in Religionsgemeinschaften, Politik und der Zivilgesellschaft aktiv sind und Verantwortung tragen, für den Frieden zwischen den Religionen einzutreten und den interreligiösen Dialog intensiv zu unterstützen!
Die Verstärkung des Dialogs der Religionen ist wichtiger denn je, um einer Spaltung unserer Gesellschaft entgegenzuwirken
Wir setzen uns ein für eine kritische Auseinandersetzung mit sowohl unseren eigenen Traditionen als auch den Ängsten vieler Bürger und den Motiven der Populisten und Extremisten.
Wir setzen uns gemeinsam ein für mehr Begegnung, religiöse Sensibilisierung und eine engere Zusammenarbeit der Religionen. Um dies zu erreichen, wollen wir insbesondere auch den christlich-islamischen und christlich-jüdischen Dialog beim 100. Katholikentag 2016 in Leipzig (25.-29. Mai 2016) nutzen.
Für den Gesprächskreis:
Ahmad Aweimer
Stefan Eirich
Dina El Omari
Gabriele Erpenbeck
Cemile Giousouf
Detlef Görrig
Ludger Kaulig
Talat Kamran
Christoph Marcinkowski
Anja Middelbeck-Varwick
Hamideh Mohagheghi
Rabeya Müller
Andreas Renz
Hansjörg Schmid
Sigrid Schraml
Zentralkomitee der deutschen Katholiken Pressestelle, Hochkreuzallee 246, 53175 Bonn