IHK-Konjunkturumfrage: Das Baugewerbe brummt nach wie vor: Über 70 Prozent der Unternehmen in dieser Branche sind bis zur Spitze ausgelastet.- „Die Unternehmen in Siegen-Wittgenstein und Olpe sind sehr optimistisch ins neue Jahr gestartet und schätzen die wirtschaftliche Entwicklung noch einmal besser ein als im vergangenen Herbst: 56 Prozent aller Betriebe melden eine gute Lage. Fast ein Drittel erwartet in den kommenden Monaten Steigerungen und 62 Prozent einen weiterhin stabilen Verlauf. Der Konjunkturklimaindex steigt gegenüber dem Herbst 2017 um sieben Zähler und erreicht mit 137 Punkten einen neuen Höchststand. Das ist alles in allem sehr zufriedenstellend.“ Mit diesen Worten fasste IHK-Präsident Felix G. Hensel die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) zusammen.
Die regionale Wirtschaft sei damit weiter auf einem beachtenswert guten Kurs. Dies gelte indessen nicht für alle Unternehmen gleichermaßen. Teile des Maschinenbaus befänden sich nach wie vor in schwerem Fahrwasser. Felix G. Hensel: „Die Industriebetriebe sind immerhin bis auf den Maschinenbau deutlich positiver gestimmt als zuvor. Vor allem der Export sorgt hier für Impulse, etwa in andere europäische Staaten, China und die USA. Allerdings haben sich die Investitionsneigungen der Industrie nicht mehr verbessert. Und aus den heimischen Gießereien und von den Rohrherstellern hören wir nach wie vor nur sehr verhaltene Stimmen.“ Über alle Wirtschaftszweige hinweg falle die Stimmung indessen noch einmal besser aus als bei der letzten großen Konjunkturumfrage. Die Ausnahme bildeten hier die regionalen Einzelhändler. Aber auch sie stufen ihre Geschäfte weiter relativ rege ein, selbst wenn sich die Kauflaune der Verbraucher nach dem Weihnachtsgeschäft zu Jahresbeginn etwas beruhigte. Das Dienstleistungsgewerbe verzeichnet nach einem kleinen Dämpfer im vergangenen Herbst nun wieder einen spürbaren Anstieg. Beim Bau brummt es nach wie vor: Über 70 Prozent der Unternehmen in dieser Branche sind bis zur Spitze ausgelastet. Im Großhandel legte das Konjunkturklima auf hohem Niveau leicht zu.
Ein weiteres interessantes Detail brachte die Umfrage hervor, an der sich 470 Unternehmen beteiligten. Die heimische Industrie vermeldet die höchsten Produktionsauslastungen seit über 10 Jahren. Man erlebe einen Aufschwung, der ins achte Jahr gehe. Daher werde leicht vergessen, dass sich erst bei schlechterer Wirtschaftslage zeige, wie stark die Unternehmen wirklich aufgestellt seien, betont IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „Es ist in Teilen ein geliehener Aufschwung. Vergleichsweise niedrige Ölpreise, ein in den letzten Jahren relativ geringer Außenwert des Euros, Niedrigzinsen und eine expansive Geldpolitik befeuern ihn. Das wird nicht ewig so weitergehen.“ Der lange Zeitraum wirtschaftlichen Wachstums befördere zugleich auch den Leichtsinn in der Politik. Das werde in dem von Union und SPD erarbeiteten Koalitionsvertrag deutlich. Dort lese man mehr davon, dass man Wohltaten verteilen als dass man Strukturreformen in Angriff nehmen wolle, kritisiert Klaus Gräbener: „Bei derart sprudelnden Steuermehreinnahmen hätte man sich vornehmen müssen, Betriebe und Arbeitnehmer wirklich dauerhaft zu entlasten oder aber mit einem ernsthaften Schuldenabbau zu beginnen. Doch beides hat in Berlin keine starke Lobby. Stattdessen werden Unternehmen und Beschäftigte kräftig weiter gemolken. Wahrscheinlich meint man mehrheitlich in der Politik, es gehe mit steigenden Steuereinnahmen ewig so weiter.“
Hervorragend stellt sich aus Sicht der IHK weiterhin auch die Beschäftigungslage in beiden Kreisen dar. Trotz des üblichen saisonalen Anstiegs zu Jahresbeginn liegt die regionale Arbeitslosenquote mit 4,6 Prozent einen halben Prozentpunkt unter der des Vorjahres. Die Zahl der Arbeitslosen ging um mehr als 1.300 zurück. Über 171.000 Beschäftigte arbeiteten sozialversicherungspflichtig in der Region, so viele wie noch nie zuvor. Felix G. Hensel: „Knapp ein Drittel aller befragten Unternehmen will seine Belegschaft weiter aufstocken. Die Einstellungsneigung ist in allen Wirtschaftszweigen gestiegen. Allerdings gibt es immer öfter Fachkräfteengpässe: 64 Prozent sehen diese bereits als Risiko für die weitere Entwicklung. Schließlich nutzen volle Auftragsbücher nichts, wenn kein Personal mehr da ist, das die Aufträge abarbeitet.“
Zu den Ergebnissen im Einzelnen:
61 Prozent der Industriebetriebe melden eine gute Lage, nur 7 Prozent eine schlechte. Deutlich über die Hälfte ist bis zur Spitze ausgelastet, fast jeder Zweite verzeichnet hohe Auftragsbestände. Vor allen Dingen durch die insgesamt positiven Exportaussichten erwartet mehr als jedes dritte Industrieunternehmen künftig bessere Geschäfte, nur 6 Prozent schlechtere. Trotzdem will nicht mehr ganz ein Drittel seine Inlandsinvestitionen ausweiten, der Großteil von 55 Prozent möchte diese immerhin stabil halten.
Über 70 Prozent der Baubetriebe schätzen ihre Lage als gut ein, keiner als schlecht. Bis-her war der Winter relativ mild und schränkte die Bauaktivitäten wenig ein. Die Branche registriert weiterhin rege Auftragseingänge, knapp die Hälfte der Betriebe stuft den Auftragsbestand als hoch ein. Rund jedes dritte Bauunternehmen geht so von Zuwächsen in naher Zukunft aus, die restlichen erwarten einen stabilen Verlauf auf erreichtem Niveau.
Mehr als ein Drittel der Einzelhändler gibt eine gute Lage an, 17 Prozent eine schlechte. Nach dem Weihnachtsgeschäft meldet nur noch fast jeder Fünfte kauffreudige Kunden, ein Drittel registriert Zurückhaltung. Am zufriedensten äußern sich die Kfz-Händler, weniger zufrieden der Textil- und Lebensmittelhandel. Die Rahmenbedingungen für den Konsum sind allen voran durch hohe Beschäftigung sowie steigende Einkommen weiterhin gut. Die Verbraucherpreise sind trotz der erhöhten Energiekosten insgesamt moderat angestiegen. Mehr als ein Fünftel der Einzelhändler geht künftig von besseren Geschäften aus, nur 10 Prozent von schlechteren.
Fast die Hälfte der Großhändler stuft ihre Lage als gut ein, nur 8 Prozent als schlecht. Sowohl der konsum- als auch produktionsnahe Großhandel urteilt auf hohem Niveau nicht mehr ganz so günstig wie im Herbst 2017. Gleichwohl berichtet insgesamt mehr als jeder zweite Betrieb von zuletzt gestiegenen Umsätzen. Die Branche blickt optimistischer nach vorne: 43 Prozent der Firmen erwarten Zuwächse, nur 3 Prozent sind skeptisch. Besonders der produktionsnahe Bereich setzt auf künftig positive Impulse. Deutlich mehr als jeder zweite Dienstleister meldet eine gute Lage, nur 3 Prozent eine schlechte. Rund ein Drittel berichtet über zuletzt gestiegene Umsätze und Erträge. In allen Dienstleistungsbranchen ist die Stimmung gut. Auch die Auftragseingänge werden durchweg positiver beurteilt als zuvor. Im Ergebnis erwartet fast jeder dritte Dienstleister bessere Geschäfte in den kommenden Monaten, nur 6 Prozent schlechtere. Knapp zwei Drittel setzen auf einen auskömmlich stabilen Verlauf.
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