IHK-Konjunkturumfrage im ersten Quartal 2019: Der Abwärtstrend in der regionalen Wirtschaft hat sich Anfang 2019 fortgesetzt: Laut aktueller Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) trübte sich die Stimmung vor allem in der Industrie weiter ein. Zwar bewerteten die Industrieunternehmen ihre Geschäftslage weiterhin mehrheitlich gut, die traditionelle Frühjahrsaufhellung ist in diesem Jahr aber ausgeblieben. Es überwiegen weiterhin die pessimistischen Einschätzungen, was die Zukunftsaussichten betrifft. IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Thomas Brockmeier sieht die Politik in der Verantwortung: „Wenn Sachsen-Anhalt ein Industrieland bleiben soll, müssen wir die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stärken – und nicht schwächen“. Der politisch verordnete Braunkohleausstieg bedrohe die preiswerte und stabile Energieversorgung. Eine sinnvolle Ausgleichsförderung sollte also in erster Linie darauf abzielen, die industrielle Wertschöpfung in unserer Region zu erhalten. Brockmeier: „Dies – und vor allem dies – muss die Messlatte für jedes einzelne Förderprojekt sein.“ - Das Baugewerbe wird vom generellen Abwärtstrend bisher kaum erfasst. Der Geschäftsklimaindex liegt ähnlich wie im Vorjahr bei 42,3 Punkten.
Weiter abgekühlt hat sich das Geschäftsklima gemäß IHK-Umfrage auch in der Dienstleistungsbranche und im Verkehrsgewerbe. Gegen den Trend meldet indes der regionale Einzelhandel ein gutes Geschäftsklima in der Frühjahrsumfrage: Nicht zuletzt die Autohändler im südlichen Sachsen-Anhalt profitierten von der Kauflaune der Verbraucher. Und auf dem Bau hält die gute Stimmung dank der Sondereffekte fast unvermindert an.
„Von den konjunkturellen Höchstwerten sind wir nun schon ein gutes Stück entfernt. Die Abkühlung seit 2018 hält an. Bisher verläuft sie aber moderat und ohne krisenhafte Einbrüche“, erklärt IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel.
Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen:
Abschwung in der Industrie. Das Geschäftsklima bleibt mit 22,1 Punkten deutlich hinter dem Vorjahreswert (39,0 Punkte) zurück. Die traditionelle Frühjahrsaufhellung bei den Geschäftserwartungen bleibt diesmal aus. Die Unternehmen blicken pessimistischer in die Zukunft – zum Beispiel was die zu erwartenden Absatzzahlen betrifft. Dies sorgt auch für zurückhaltende Planungen für Investitionen wie für Personal. Die Beschäftigungsabsichten gehen das dritte Quartal in Folge zurück.
Dienstleistungsgewerbe – moderater Rückgang. Bei den Dienstleistungsunternehmen sinkt das Geschäftsklima gegenüber dem Vorquartal leicht auf 27,6 Punkte ab. Trotz guter Umsatzentwicklung schätzen die Befragten ihre Lage etwas schlechter ein als Ende 2018. Die Geschäftserwartungen sind weiterhin per Saldo ausgeglichen. Insbesondere die Anbieter privater Dienstleitungen geben aktuell schlechtere Einschätzungen ab als zuvor.
Verkehrsgewerbe: Drehzahl sinkt. Das Geschäftsklima in der Branche ist mit 14,7 Punkten verglichen mit dem Vorquartal kaum verändert. Die Lage wird weiterhin gut eingeschätzt, auch wenn der Fachkräftemangel das Geschäft nach wie vor beeinträchtigt. Allerdings fällt der Blick in die Zukunft angesichts der Abkühlung in wichtigen Kundenbranchen – wie beispielweise der Industrie – aktuell nicht mehr so optimistisch aus wie sonst zu Jahresbeginn üblich. Es wird nur mit moderaten Umsatzzuwächsen für die kommenden Monate gerechnet.
Kauflaune erfreut (Einzel-)Handel. Der Geschäftsklimaindikator im Handel überrascht aktuell mit einem – verglichen mit dem Vorquartal –deutlichen Anstieg. Mit 18,2 Punkten liegt der Index auf Vorjahresniveau. Die Verbesserung kommt ausschließlich aus den verbraucherorientierten Unternehmen des Einzel- und des Autohandels. Aktuell sorgen die hohen Tariflohnsteigerungen, der stabile Arbeitsmarkt und die niedrigen Zinsen für einen deutlichen Anstieg der Anschaffungsneigung.
Sonderkonjunktur im Baugewerbe. Das Baugewerbe wird vom generellen Abwärtstrend bisher kaum erfasst. Der Geschäftsklimaindex liegt ähnlich wie im Vorjahr bei 42,3 Punkten. Die weiterhin guten Rahmenbedingungen sorgen für eine fortgesetzte Sonderkonjunktur. Zusätzlich halfen günstigere Witterungsbedingungen, die hohen Auftragsbestände abzuarbeiten.
Zur Methodik:
Für den Konjunkturbericht befragt die IHK viermal im Jahr eine repräsentative Stichprobe ihrer Mitgliedsunternehmen. Diese geben dabei unter anderem an, wie sie ihre aktuelle Geschäftslage bewerten und welche Entwicklung sie zukünftig erwarten.
Die Umfragedaten aus den verschiedenen Branchen werden um saisonale Effekte bereinigt, nach Branchen gewichtet und ausgewertet. Indexwerte zeigen jeweils den Saldo zwischen dem Anteil positiver und negativer Einschätzungen.
Lesebeispiel: Wenn 60 Prozent der befragten Unternehmer die Geschäftslage als gut einschätzen, 25 Prozent als neutral und 15 Prozent als schlecht, dann beträgt der resultierende Wert 45 Punkte. Im Gesamtindex werden Lagebewertung und Erwartungen zusammengefasst.
Sowohl die Befragung als auch die Auswertung und Hochrechnung der Ergebnisse erfolgen nach anerkannten wissenschaftlichen Methoden. Im südlichen Sachsen-Anhalt nehmen regelmäßig etwa 600 Unternehmen an der Befragung teil.